Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
wieder. Interessiert beobachtete er das bunte Treiben um sich herum. Das war Afrika, wie man es sich vorstellte.
    Das galt auch für die Sicherheitskontrolle, als sein Flug aufgerufen wurde. Es gab eine Schleuse, aber kein Personal dazu.
    Der Grenzbeamte, der die Passagiere kontrollierte, schien seinen Job nicht ernst zu nehmen. Auch Lüder konnte dank eines Geldscheins im Pass ohne weitere Rückfragen oder Kontrollen passieren.
    Auf dem Vorfeld herrschte ein heilloses Durcheinander. Überall standen Flugzeuge herum, scheinbar planlos irgendwo geparkt. Das gute Dutzend Passagiere schlängelte sich zu Fuß durch das Chaos und steuerte eine Maschine der Jetlink Airline mit den blau lackierten Triebwerken und dem geschwungenen »Erledigt-Haken« am gelben Leitwerk an.
    Das Flugzeug war eine zweistrahlige Bombardier Canadair Regional Jet 200, ein Typ, der früher auch von der Lufthansa Cityline geflogen worden war, aber seit über sieben Jahren nicht mehr gebaut wurde. Was soll’s, dachte Lüder. Es ist ohnehin ein großes Abenteuer.
    Sie wurden von einem dunkelhäutigen Mann in einer korrekt sitzenden Uniform begrüßt, der einen laschen Blick auf die Tickets warf.
    Lüder suchte sich einen Platz vor den Tragflächen und wartete vergeblich auf das Erscheinen des Kabinenpersonals. Bei einem Blick aus dem Fenster gewahrte er auf einer gegenüberliegenden Wiese den hölzernen Tower mit der Flugleitung, der ihn ein wenig an den Turm der Rennleitung auf einer Pferderennbahn in der deutschen Provinz erinnerte.
    Er musste sich in Geduld üben, bis zwei Männer die Türen schlossen und sich ins Cockpit begaben. Eine männliche Stimme drang aus dem Lautsprecher, sagte etwas in einer fremden Sprache und wiederholte in gutturalem Englisch die Bitte, die Passagiere möchten sich bitte anschnallen. Es vergingen weitere zehn Minuten, bis die Triebwerke der Maschine angeworfen wurden und sich das Flugzeug langsam in Bewegung setzte. Die Besatzung schaffte es, den Jet aus dem Gewirr der parkenden Flugzeuge hinauszumanövrieren und nach wenigen Metern am Kopf der Startbahn abzustellen. Wie bei einem wartenden Motorrad an der Ampel ließ der Flugkapitän die Triebwerke aufheulen. Dann gab es einen Ruck. Der Regionaljet beschleunigte, dass Lüder in den Sitz gepresst wurde. Sie kreuzten die zweite Startbahn. Kurz darauf tauchte ein dicht bebautes Wohngebiet auf, das sicher weniger als hundert Meter an die Startbahn heranreichte. Noch einmal verstärkte sich der Anpressdruck, dann spürte Lüder, wie die Maschine abhob und steil in den afrikanischen Himmel gerissen wurde.
    Es bedurfte guter Koordination, registrierte Lüder, dass ihr Steigflug genau die Landeanflugschiene des zweiten Flughafens Nairobis kreuzte. Die Maschine kippte ziemlich scharf über die linke Tragfläche ab, flog eine Kurve, stabilisierte sich und zog dann ihre Bahn Richtung Nordosten.
    Nachdem sie ihre Reiseflughöhe erreicht hatten, gelang es Lüder, sich ein wenig zu entspannen. Er sah sich in der Kabine um. Elf weitere Fluggäste waren auf dem Weg nach Somalia, nur Männer, darunter kein Europäer. Die Leute bildeten eine bunte Schar, teilweise in westlicher Kleidung, teilweise in Landestracht. Niemand schien aufgeregt. Alle wirkten, als wäre der Flug mit diesem Ziel für sie Routine. Kabinenpersonal konnte Lüder nicht entdecken. Vermutlich betrachteten die anderen Passagiere den Flug als eine Art der Fortbewegung wie Schleswig-Holsteiner die Fahrt mit dem Überlandbus.
    Unter ihnen dehnte sich die Savanne aus, kaum unterbrochen durch kleine wie ausgestorben wirkende Ortschaften. Nur gelegentlich verriet eine Staubwolke, dass eine Fahrzeugkolonne unterwegs war, auch wenn Einzelheiten mit bloßem Auge nicht erkennbar waren. Schmale Striche, die Straßen, durchzogen das Land. Irgendwann überquerten sie einen Fluss, der von einem breiten Grüngürtel gesäumt wurde, bis Lüder schließlich den tiefblauen Indischen Ozean entdeckte, dessen Küste den Piloten als Orientierung diente. Sie folgten der Wasserkante, bis die Maschine nach achtzig Minuten Flugzeit in den Sinkflug überging. Der Vorgang wurde durch eine Veränderung des Turbinengeräusches eingeleitet.
    Lüder konnte einen Blick auf Mogadischu werfen, bevor an seinem Fenster große Korallenriffe vorbeirauschten und die Wasseroberfläche bedenklich näher kam. Es sah aus, als würde der Jet wassern wollen. Die Piloten vollführten eine mustergültige Landung auf dem internationalen Flughafen Mogadischu,

Weitere Kostenlose Bücher