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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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grauenvollen Mord am Husumer Verkehrspolizisten Jörg Asmussen, den die Täter von einer Brücke bis kurz über die Gleise herabgelassen hatten, wo er vom ersten Zug überfahren wurde.
    Lüder sah in die Höhe. Dort oben, genau über ihrem jetzigen Standort, hatte er Kummerow gejagt, der über die Hochbrücke flüchten wollte und dabei übersehen hatte, dass das zweite Gleis wegen Bauarbeiten gesperrt war. Während der Kindermörder abgestürzt und nur wenige Meter von Lüders jetzigem Standort aufgeprallt war, hatte Lüder sich in letzter Sekunde vor einem vorbeifahrenden Zug retten können.
    Er verdrängte diesen Gedanken und fragte Thomsen: »Wie funktioniert die Schwebefähre?«
    Sie hatten den Unterschlupf verlassen und waren auf die Fähre getreten, die sich kurz darauf in Bewegung setzte.
    Der Mann vom Wasser- und Schifffahrtsamt zeigte auf die Anlage. »Die Fährbühne, wir nennen sie auch Gondel, hat ein Eigengewicht von fünfundvierzig Tonnen. Sie hängt an den Seilen da oben«, er zeigte in die Höhe, »an der Stahlkonstruktion, die u-förmig ist und mit insgesamt acht Rädern auf zwei Schienen läuft, die beidseitig des Brückenträgers angebracht sind. Insgesamt vier Elektromotoren sorgen für den Antrieb jedes zweiten Rades.«
    Die Anlage war nicht umsonst ein technisches Meisterwerk, ein Magnet für zahlreiche Besucher Rendsburgs. Warum hatten sich die Täter ausgerechnet diesen Ort ausgesucht? Was wollten sie damit bekunden?, fragte sich Lüder. Die Art der Tatausführung sollte möglicherweise ein Hinweis sein. Eine Warnung? Ein Zeichen?
    In der Zwischenzeit hatten sie den Kanal überquert und waren auf der Rendsburger Seite angekommen.
    Lüder sah dem Containerschiff nach, dass querab seine Bahn Richtung Brunsbüttel zog. Für einen Laien sah es gewaltig aus, was sich das Schiff an Kästen aufgeladen hatte. Es mussten mehrere hundert, wenn nicht gar tausend Container sein. Und dennoch war dieser schwimmende Koloss nur ein sogenanntes Feederschiff, ein Zubringer, der die Container in den Häfen der Ostsee einsammelte und nach Hamburg brachte, wo sie auf weitaus größere Schiffe verladen und in alle Welt verbracht wurden.
    »Sieht gewaltig aus, was?«, erriet Thomsen Lüders Gedanken. »Wenn aber nicht bald was geschieht, dürften die Verkehre bald der Vergangenheit angehören. Die Schleusen an den Kanalenden sind marode und müssen dringend erneuert werden. Sie werden nur noch als Provisorium aufrechterhalten. Wenn der Kanal nicht grundsaniert und vertieft wird, ist er bald ein exklusives Paradies für Wassersportler. Ähnliches gilt für die Elbe.«
    Lüder verzichtete auf eine Antwort. Der Mann hatte recht, aber eine Diskussion hätte sie nicht weitergebracht. Lüder war der falsche Ansprechpartner. Er konnte sich auch nicht vorstellen, dass dieser seltsame Mord aus einem Motiv heraus geschehen war, das in der Verkehrspolitik begründet lag.
    Sie verließen die Fähre, und Lüder folgte Thomsen, der eine Absperrkette löste, sich durch ein Geländer zwängte, über eine Wiese ging und Lüder zur Unterseite der Fähre führte, die hier über Land parkte.
    »Dort.« Thomsen zeigte auf die hinterste von vier roten Rettungsinseln dieser Seite. »Daran war das Seil befestigt.«
    »Das wird nicht kameraüberwacht?«, fragte Lüder.
    »Dies nicht«, erwiderte Thomsen. »Oben im Leitstand ist ein Monitor, auf dem der Fährmaschinist die Laderampen und das Deck beobachten kann. Er hat damit auch Einblick in die Ecken, die er von seiner Position sonst nicht sehen könnte. Die Kameras dienen aber nur der besseren Übersicht. Es wird nichts aufgezeichnet.«
    »Das heißt, hier unten wird nichts überwacht?«
    »Doch«, entgegnete Thomsen. »Vor Dienstantritt, also vor Beginn der ersten Fahrt, kontrolliert der Kollege von der Frühschicht die Rettungsmittel. Das ist vorgeschriebene Routine. Die Mitarbeiter sind zuverlässig. Sie können sich darauf verlassen, dass das auch gemacht wird.«
    »Dann müsste der Mann doch das Seil entdeckt haben«, überlegte Lüder.
    Thomsen schüttelte den Kopf. »Nicht unbedingt. Sehen Sie. Das Ganze geschieht drüben auf der südlichen Seite, in Osterrönfeld. Dort unten zwischen den mächtigen Fundamenten für die Brücke«, dabei zeigte er auf die leicht angeschrägten gewaltigen Klötze aus schweren Felssteinen, die als Träger für die Pfeiler dienten, die in schwindelnder Höhe das über einhundert Meter lange Mittelstück der Eisenbahnbrücke trugen. »Da ist es so

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