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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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hoffte er.
    Wenig später traf er im Esszimmer Urs Hürlimann.
    »Grüezi.« Der Schweizer schien nicht nur ausgeschlafen, sondern auch gut gelaunt zu sein. »Haben Sie gut geschlafen?«
    »Weniger«, knurrte Lüder. »Das Bett war ungewohnt, und ich bin von einem Feuergefecht wach geworden.« Den Einbruchsversuch verschwieg er.
    Hürlimann lachte. »Wenn man auf jede Gewehrsalve reagieren würde, käme man nie zum Schlafen. Entweder haben Gangster versucht, ein Haus zu überfallen, und die Bewohner haben sich gewehrt, oder ein paar Burschen war es zu langweilig, und sie haben zum Spaß in die Luft geschossen.«
    »Nur in die Luft?«
    »Es ist auch schon vorgekommen, dass man aus Langeweile eine Hasenjagd veranstaltet hat.«
    »Auf menschliche Hasen?«
    »Auf deutschen U-Bahnhöfen werden auch Menschen zu Tode geprügelt. Nur so. Aus Langeweile. Warum regen wir uns also über die Afrikaner auf?«
    Der Kaffee roch nicht nur verführerisch, er schmeckte auch. Dazu gab es frisch aufgebackene Brötchen.
    »Aus der Dose«, erklärte der Schweizer mit vollem Mund.
    Butter. Englische Marmelade. Sogar verschiedene Sorten Käse standen auf dem Tisch.
    »Wurst hält sich leider nicht«, sagte Hürlimann entschuldigend. »Und Eier waren bei der letzten Lieferung nicht dabei.«
    Den Rest des Frühstücks verbrachten sie, indem sie über die allgemeine Situation der Weltpolitik plauderten, die Bankenkrise diskutierten. Hürlimann zeigte sich zum aktuellen Geschehen in den europäischen Fußballligen besser informiert als Lüder. Er musste an »Friedhof« denken, den Mitarbeiter der Haus- und Postdienste im Kieler Landeskriminalamt, einen fast fanatischen Fan des heimischen Fußballvereins Holstein Kiel.
    Fast beiläufig zwischen zwei Bissen sagte Hürlimann: »Am späten Vormittag steht Ihre Maschine nach Garoowe bereit.«
    Lüder hätte sich fast verschluckt. »Das sagen Sie jetzt?«
    »Sie hatten mich gebeten, es für Sie zu arrangieren. Ich kenne den Piloten. Für hiesige Verhältnisse ist er zuverlässig. Ein Äthiopier.«
    »Charter?«
    »Er fliegt individuell.«
    Was immer das bedeuten mochte. Es hörte sich wie ein weiteres i-Tüpfelchen dieses Abenteuers an.
    »Übrigens … Hier ist Vorkasse üblich.« Hürlimann nannte einen exorbitanten Preis.
    »Ich zahle am Flughafen?«
    Der Schweizer schüttelte den Kopf. »Rechnen Sie mit mir ab. Dann können Sie die hier in Mogadischu entstandenen Kosten gleich miteinbeziehen.«
    Natürlich war die Forderung unverschämt, aber Lüder hatte keine Alternative. Hürlimann führte ihn an einen Computer und erklärte ihm die Software, mit der Lüder den Transfer des Betrages in Echtzeit vornehmen konnte. Dabei war nicht festzustellen, wo sich das Empfängerkonto befand. Das würde Lüder später, wenn er nach Kiel zurückgekehrt war, ermitteln lassen.
    Kiel. Die Stadt war so unendlich weit weg. Und mit ihr seine Familie, die unruhig zu Hause im Ungewissen hockte und neben der Sorge um den Familienvater auch Ärger hegte, weil in zwei Tagen die Urlaubsreise beginnen sollte. Nein. Wohl fühlte Lüder sich nicht.
    Immerhin war im Preis der ungehinderte Transfer zum Flughafen inbegriffen. Lüder hatte Gelegenheit, die zerstörte Stadt ein weiteres Mal in Augenschein zu nehmen. Er hatte eine der Kameras hervorgeholt und fotografierte durch die Scheibe des Hummers. Lediglich als er das Fenster herabsenken wollte, knurrte ihn sein schweig- samer Begleiter an und erklärte unfreundlich, dass er das sein lassen sollte. Eine Begründung gab der Somalier nicht ab.
    Sie parkten vor dem Flughafengebäude, und Lüder wurde, an allen Kontrollposten vorbei, zu einer abseitsstehenden Maschine geführt.
    Die Cessna 172, immerhin der meistgebaute Flugzeugtyp der Welt, sah äußerlich arg ramponiert aus. Das lag sicher nicht nur an der Schmutzschicht, die das Flugzeug komplett einhüllte. Beulen und Dellen im Rumpf, eine gerissene Seitenscheibe … Die Maschine wäre in Deutschland sicher nicht mehr für flugtauglich erklärt worden.
    Ein dunkelhäutiger Mann kam auf sie zu, nahm noch einen tiefen Schluck aus einer Wasserflasche, gab Lüder die Hand und stellte sich vor: »Alemayehu Mellesse. Ich bin der Kapitän.«
    Er half Lüder, das Gepäck in der engen Kabine zu verstauen. Natürlich wurde es ebenso wenig gesichert wie die Reservekanister mit Treibstoff, die Mellesse vor den Rücksitzen platziert hatte.
    »Für den Rückflug«, erklärte der Pilot. »Hier weiß man nie, ob man unterwegs Sprit

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