Faith (German Edition)
dessen besondere Schönheit nicht erkennen.
Anders als seine Tochter, die dem Zauber sogleich erlegen war und in deren Händen sich das Stück sofort geöffnet hatte.
Er hatte, nachdem er das Medaillon in seine Tasche hatte gleiten lassen, völlig vergessen, dass er es überhaupt eingesteckt hatte.
Wenn er genau darüber nachdachte, erinnerte er sich allerdings an einen kaum wahrnehmbaren grünen Schatten neben sich, der sich wie ein Windhauch angefühlt hatte. Sollte …?
Seine Gedanken drifteten ab zu dem drolligen Diebesgesindel in Magalies Umgebung.
Die Glitter!
Sie klauten und verschenkten danach das Diebesgut mit solch kecker selbstverständlicher Großzügigkeit, dass man ihnen gar nicht böse sein konnte. Wenn der kleine Dieb tatsächlich ein Glitter, vielleicht sogar Oskar gewesen war, hoffte Robert, dass er das Medaillon an Magalie verschenken würde.
Vermutlich hatte es eine Bedeutung, mit der sie etwas anfangen konnte.
Und sie würde dann wissen, wo er sich gerade aufhielt.
Annabelle war wie eine Furie durch das Schloss gefegt. Die Händler würden noch Tage warten müssen, bevor sie ihre Waren präsentieren könnten.
Jegliches Vergnügen war gestrichen.
Er herrschte die Ruhe nach dem Sturm, aber man hatte das Gefühl, dass der Sturm nur eine Pause machte und sich jederzeit wieder erheben konnte.
Und so war es dann auch.
Als gegen Abend ein ausgeruhter tölpeliger Troll zurück zum Schloss am Meer stapfte, um Annabelle zu berichten, dass er Faith verloren hatte, wuchs der Sturm zu einem ausgewachsenen Hurrikan an.
Annabelle ging hoch wie eine Rakete. Der verblüffte Troll fand sich in einem grauvioletten Strudel wieder, der ihn mit schrecklicher Kraft hinaus in die Ebene, aus der er gekommen war, spie.
Leblos blieb er in den Stacheln der Büsche dort hängen.
Die Kraft, die sie eingesetzt hatte, kostete den Troll das Leben. Im Schloss fielen Bilder von den Wänden, Spiegel zerbarsten, nicht wenige der wunderschönen Skulpturen in den Nischen stürzten von ihren Sockeln, um auf den marmornen Böden zu zerschellen. Annabelle sah sich um.
Sie hatte sich ausgetobt und ihre Stimme klang kalt, als sie sich an die blass gewordenen Lulabellen und zitternden Elfen wandte. „Seht zu, dass das Chaos hier verschwindet und benachrichtigt Florus. Ich will ihn so schnell wie möglich hier sehen.“
Die Artisanen würden alles wieder herrichten können, wie gut, dass Leathan eingewilligt hatte, sie ihr im Tausch für Faith zu überlassen.
Als sie sich umwandte, um zu ihren Gemächern zu gehen, stand Robert lässig an das große Bassin in der Eingangshalle gelehnt und sah sie forschend und, wie ihr schien, leicht belustigt an.
Er hatte sie beobachtet und das ärgerte sie.
„Was willst du hier?“, fuhr sie ihn an.
„Du hast nach den Artisanen geschickt, hast du sie gegen meine Tochter eingetauscht? Soweit ich weiß, hatte zuletzt Leathan die Gewalt über sie und das Felsental.“
„Das geht dich gar nicht an.“
„Annabelle, es geht um meine Tochter und du sagst, es geht mich nichts an?“
Roberts Blick war fast ebenso kalt wie der Annabelles, als er ihr in die Augen sah.
Im Internat
Heute war Sonnabend, der Geburtstag der Zwillinge. Es war immer noch kalt in Waldeck, aber es schneite nicht mehr. Viktor und Valerie wussten nicht so recht, ob sie feiern sollten oder nicht.
Sie saßen mit Bruno im Mommsen und hatten sich ein Geburtstagsfrühstück bestellt. Es würde ihren Freunden in der Anderswelt nicht helfen, wenn sie keine Party machten, aber sie waren nicht gerade in Feierlaune.
Vor nun fast vier Wochen war Robert verschwunden und nach ihm einige ihrer besten Freunde. Nur Patricia und Adam waren wiedergekommen.
Und Richard.
Er aber hatte beschlossen zurückzugehen in die Welt seines Vaters, einem der Fürsten der Feenwelt, um Faith und ihre beste Freundin Lisa sowie Jamal und Robert zu finden.
Ben hatte sich ihm angeschlossen, weil er ihm dabei helfen wollte und weil er sich besonders um Lisa sorgte.
Lisa war die Einzige, die ganz allein losgezogen war, um Faith den vergessenen Ring zu bringen, der sie schützen sollte. Aber hatte Lisa Faith gefunden und ihr den Ring mit den magischen Kräften geben können?
Sie wussten es nicht.
Bruno sah Valerie liebevoll an.
„Wie wäre es, wenn wir eine Tatortbegehung machen würden?“
„Eine was?“ Valerie und Viktor sahen Bruno verständnislos an.
„Ich dachte, wir könnten noch einmal zur alten Villa fahren. Der Grill steht doch
Weitere Kostenlose Bücher