Faith (German Edition)
noch draußen. Wir wiederholen das Grillfest und versuchen, auf dem Gelände etwas zu finden, das uns vielleicht weiterhilft. Eventuell haben wir was übersehen. Könnte doch sein, oder?“
„Warum eigentlich nicht?“ Viktor sah seine Schwester fragend an.
„Ich bin sicher, dass Robert nichts dagegen hätte, wenn wir seinen Grillplatz benutzen und uns gleichzeitig noch mal umsehen.“
Valerie nickte zögernd.
Bruno wollte beim Hackepeter Würstchen besorgen, während Viktor Getränke organisieren würde.
Valerie zückte ihr Handy, um die Freunde einzuladen.
„Sollten wir nicht die Kirchheim informieren?“
„Bloß nicht“, rief Viktor im Weggehen, „die dreht uns durch, wenn sie hört, dass wir noch mal das Gelände betreten wollen, auf dem ihr ein Teil ihrer Schäfchen abhandengekommen ist.“
„Lasst uns am frühen Nachmittag anfangen. Dann können wir noch was sehen und kommen nicht zu spät zurück. Wir nehmen den Bus, niemand wird überhaupt merken, wo wir waren.“
Nachdem auch Bruno gegangen war, telefonierte Valerie mit dem Sixpack und Christian.
Nach dem Mittagessen im Speiseraum des Internats, das an den Wochenenden immer schon um zwölf Uhr eingenommen wurde, nahmen Adam, Noah, Paul und die drei kleinen Els den Bus, um zur alten Villa zu fahren.
Bruno quetschte sich mit Viktor und Valerie, Christian und den Getränkekisten in das Auto seines Vaters, das er sich geliehen hatte.
Auf dem Weg zu Roberts und Faiths Haus hatte Bruno, als sie Madame Agnes trafen, kurz angehalten.
Die alte Dame führte den kleinen Hund aus, den Lisa Faith zum Geburtstag geschenkt hatte. Der Welpe war in den letzten Wochen zu einem halbstarken quirligen Hündchen geworden, das mit dem ganzen Körper wedelte, als er die Freunde wiedererkannte.
Auch Madame hatte nichts von Richard gehört, versprach aber, sofort Bescheid zu sagen, falls ihr Enkel sich bei ihr melden sollte.
„Seid vorsichtig, wenn ihr euch da draußen umseht“, gab sie ihnen mit auf den Weg, als sie sich von ihr verabschiedeten.
Lara, Lena, Laura und die Jungs waren schon angekommen, als Bruno vorfuhr.
„Wo bleibt ihr denn?“
Adam war richtig sauer. Er hatte das Grauen und die Schmerzen, die er in Anderswelt erdulden musste, immer noch nicht ganz verkraftet und war, im Gegensatz zu früher, leicht reizbar und auch ängstlich.
Lara legte ihre Arme um seine Taille und hielt ihn für einen Moment fest. Er beruhigte sich sofort wieder.
„Wir haben Madame Agnes getroffen. Wenn der Hund nicht bald aufhört zu wachsen, kann sie ihn in naher Zukunft als Reittier nutzen. Sie hat auch nichts von Richard gehört.“
Christian hatte Bier und Cola in Zweierreihen hübsch ordentlich im Schnee aufgebaut.
„Wir sollten mal loslegen und uns umsehen. In weniger als drei Stunden wird es dunkel. Dann können wir die Würstchen essen, danach fahren wir zurück nach Hause.“
„Ist ja wie auf ’nem Kindergeburtstag. Gibt’s auch Sackhüpfen und Eierlaufen?“, kam eine kindliche Stimme aus dem Hintergrund.
Paul konnte es nicht lassen herumzualbern, aber die Stimmung wurde deutlich lockerer.
Noah und Lena blieben am Grillplatz um das Feuer schon mal vorzubereiten und die Holzkohle zum Glühen zu bringen. Noah lief beim Anblick der Würstchen das Wasser im Mund zusammen, obwohl das Mittagessen im Internat keine zwei Stunden her war.
„Schon wieder Hunger?“ Lena drohte ihm mit der Grillzange.
„Ich weiß nicht, wie du das machst, ich sehe dich nur noch kauend. Aber du wirst nicht richtig fett.“
„Hast du ,nicht richtig fett‘ gesagt?“ Noah schnappte sich Lena, schloss sie in die Arme und küsste sie ausgiebig.
„Das“, sagte er grinsend, als er wieder Luft bekam, „könnte ich gar nicht, wenn ich immer nur kauen würde.“
Lena befreite sich lachend aus seinen kräftigen Armen. Nein, Noah war nicht fett, er war nicht mal dick.
„Hier muss ein großer Hund gewesen sein.“
Adam ging in die Hocke und besah sich die versunkenen Spuren, die in dem vereisten Schnee tiefe Löcher hinterlassen hatten. Überall auf dem Grundstück waren Tierspuren zu sehen, sonst wirkte alles unberührt.
Wenn Faith und Robert hier waren, gingen die Freunde im Haus ein und aus. Robert und auch Faith liebten es, ihre Freunde um sich zu haben. Es war ein wunderbar offenes Haus, das die beiden führten, und niemand hatte sich je unwillkommen gefühlt.
Jetzt beschlich die Freunde eine Traurigkeit, die hier besonders deutlich zu spüren war. Die leeren,
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