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Faith (German Edition)

Faith (German Edition)

Titel: Faith (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Tintelnot
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unaufhaltsam. Die riesige Schlucht wurde nun von einem reißenden Fluss geteilt. Niemand hätte jetzt noch ohne Hilfsmittel von einer Seite zur anderen gelangen können.
    Das Wasser riss alles mit, was sich ihm bot.
    Umgestürzte Baumstämme, Reste unterspülter Häuser und die Kadaver ertrunkener Tiere. Der Gestank nach Schwefel war dem nach Verwesung gewichen. Das Wasser suchte sich seinen Weg zwischen hohen Felsen, die wie faulige Zähne emporwuchsen. Die kräftigen Wirbel, die dort entstanden, rissen gurgelnd alles mit in Tiefe, was in die Nähe eines solchen Sogs gelangte.
    Wann würde das Wasser aufhören zu steigen? Wohin würde der Strom sich wenden? Um nicht das ganze Land zu überspülen, müsste er einen Ausgang zum Meer finden. Schon jetzt waren viele Wälder und kostbares Ackerland für immer verschwunden.
    Hoch am Himmel flogen Elsabe und ihre Schwestern. Von hier aus konnten die Hexen verfolgen, wie sich der Fluss einen Weg durch das Land fraß. Vorbei an den auf der Hochebene liegenden Äckern der Zwiesel, hatte er schon eine breite Schneise zwischen den Bergen, in denen auch die roten Katzen lebten, geschnitten.
    Ein Netz angeschwollener Flüsse durchzog das Land. Wo die Wassermassen rücksichtslos ihren Weg zum Meer suchten, waren ursprünglich grüne Täler überflutet, Dörfer vom Wasser eingeschlossen.
    Hatte Leathan die Dämme geöffnet, als der vergessene Fluss seine Dunkelwelt zu überfluten drohte?
    Für Ben und Lisa war die Wärme des Wassers, durch die das Eis, in dem sie eingeschlossen waren, geschmolzen war, lebensrettend gewesen.
    Aber die Anderswelt war gefährdet wie nie zuvor. Kaum eines der Fürstentümer der Lichten Welt wurde wirklich verschont.
    Das Böse kroch aus der Tiefe der Erde nach oben.
    Elsabe dachte daran, dass früher, als die Lichte Welt noch jünger war, die Feen und Elfen, die als Dunkelalben zur Welt kamen, unter der Erde lebten. In ihren Tiefen gab es Städte und Paläste, pompös und verstaubt, in Jahrhunderten erbaut. Eine Welt unter der hellen Welt, für die dunklen Wesen der Anderswelt. Ihre Fähigkeit, im Dunkeln zu sehen, machte das Leben dieser lichtempfindlichen Geschöpfe in den Tiefen der Erde erst möglich. Leathan und seine Genossen hatten mit dieser Tradition gebrochen.
    Macht war für Leathan die einzige Wahrheit, er wollte nicht nur unter, sondern auch über der Erde herrschen.
    Solange die alte Herrscherin regiert hatte, konnte sie Leathan im Zaum halten. Aber sie war alt geworden und Magalie war noch nicht so weit, die Macht zu übernehmen. Damals hatte Leathan das Zeichen der Macht, das die Herrscherin vor ihm und Annabelle verborgen hatte, gefunden.
    Wenn Faith nicht bald die Prophezeiung erfüllte, würde er die Anderswelt endgültig ins Chaos stürzen. Wie ein Maulwurf hatte er mit seiner gierigen Suche nach Gold, Silber und Eisen die Erde ausgehöhlt, bis sie zusammenbrach und Städte, Dörfer, Wälder und Äcker unter sich begrub.
    Elsabe hoffte, dass der Fluss bald seinen Weg zum Meer finden würde.
    „Machtgier, Habgier und übergroße Eigenliebe“, dachte sie, sind die Mutter allen Übels.
    Leathan besaß diese Eigenschaften im Übermaß.

Das Mädchen im Wald
    Es tropfte von den Bäumen.
    Schwer vom Regen hingen die Zweige nach unten und durchnässten mit ihrer Wasserlast bei jeder Berührung den Boden. Der aufgeweichte Untergrund machte das Gehen mühevoll, die feuchte Luft erschwerte das Atmen.
    Faith achtete nicht auf die Nässe, sie lauschte. Das Pferd, mit dem sie hergekommen war, hatte sie am Waldrand stehen lassen. Den Rappen hatte sie aus einem Pferch hinter den Ställen gestohlen. Deswegen trübte jedoch kein Schatten ihr Gewissen. Wenn Leathan glaubte, sie einsperren zu können, hatte er sich getäuscht.
    Ihre Gabe, über weite Entfernungen noch Geräusche wahrnehmen zu können, leitete sie. Vor ihr, in diesem dichten Wald, mussten Richard und sein Vater sein. Sie vernahm das leise Schnauben eines Pferdes.
    Langsam ging sie diesem Laut entgegen. Dann hörte sie die Stimmen der beiden. Leathan wütend und laut, Richard leise und besänftigend.
    „Wir werden das Medaillon wiederfinden, du musst es verloren haben, als du den Hirsch verfolgt hast.“
    „Dann verlier keine Zeit, mach dich auf die Suche!“
    „Beruhige dich, Vater, wir können doch deine Reiter zu Hilfe holen und mit ihnen den Wald durchkämmen.“
    „Rede keinen Unsinn, Richard, dieser Schmuck ist grau und unscheinbar für gewöhnliche Augen. Außerdem ist er

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