Faith (German Edition)
zu ihr und Faith war größer als die Angst vor dem Schmerz.
Lange saßen sie, ohne zu sprechen, eng umschlungen. Hoffnung, Zuversicht und abgrundtiefe Verzweiflung hielten sich in ihren Herzen die Waage.
Faith zurück in der Burg
Erschöpft und verdreckt rutschte Faith vom Pferd. Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Nachdem die Reiter erst ihr Pferd am Waldrand und dann sie selbst gefunden hatten, waren sie in schnellem Tempo zurück zur Burg geritten. Voller Zorn hatte Leathan, als er ihre Abwesenheit bemerkte, einige seiner Reiter losgeschickt, um sie zu suchen. Sie wurde von Maia erwartet.
„Ich habe ein Bad für dich richten lassen. Du siehst aus, als könntest du eines gebrauchen.“
Maia sah sie freundlich und aufmerksam an. Kein Vorwurf war in ihrer Stimme zu hören. Ihr Blick blieb an Faiths Kleidern hängen.
„Gib mir deine Sachen, ich werde sie waschen lassen. Du scheinst ein Schlammbad genommen zu haben.“
Faith überlegte krampfhaft, wie sie Maia loswerden konnte. Sie musste, bevor sie ihr ihre Kleider überließ, eine Möglichkeit finden, das Medaillon zu verstecken.
„Kannst du mir etwas zu trinken bringen? Ich bin sehr durstig, und ich habe Hunger.“
Maia nickte. „Lass dir Zeit, es wird ein paar Minuten dauern.“ Sie lächelte. Faith hatte den Eindruck, dass Maia ahnte, dass sie einen Vorwand suchte, für einen Moment allein zu sein. Ja, dass sie sie sogar darauf hinwies, dass sie nicht so schnell zurück sein würde!
Als die Tür sich hinter Maia geschlossen hatte, sah sie sich nervös um.
Ihr Blick glitt über die glatten Wände, die schmalen Fenster und das herrlich bequeme Bett. Nur eine Sekunde ausruhen. Sie ließ sich auf die kühlen Laken fallen und schlief sofort ein.
Als sie erwachte, war es stockdunkel geworden. Nur ein kleines Licht auf dem Tisch am Fenster flackerte unruhig hin und her.
Faith fuhr hoch.
Das Medaillon!
Ihre Kleider waren verschwunden, sie trug nur noch ein kurzes Hemd. Wer hatte sie ausgezogen und zu Bett gebracht?
Endlich hatte sie das wertvolle Schmuckstück durch Zufall gefunden und gleich wieder, durch ihre eigene Dummheit, verloren.
Oder hatte sie es …? War es gar kein Zufall gewesen?
Den Raben hatte sie schon einmal gesehen. Im Musikraum der Reifen hatte er neugierig zu ihr herübergesehen. Ja, sie war ganz sicher, dass er dort gewesen war.
Als sie jetzt an die Begegnung im Wald mit ihm zurückdachte, hatte sie mehr und mehr den Eindruck, dass das Tier es darauf angelegt hatte, dass sie das Medaillon fand. Aber wieso, woher kam es?
Faith tastete sich durch die Dunkelheit, die nur unzureichend von einer kleinen Flamme erhellt wurde.
Auf dem Tisch stand eine Silberschale, deren Griffe aus zwei jadegrünen, sich windenden Schlangen bestanden, die im unruhigen Licht so täuschend echt wirkten, dass Faith erschrocken zurückzuckte. Die Schale war gefüllt mit goldgelben Pfirsichen, reifen Birnen und einer grünen Frucht mit einer stacheligen Schale, deren Namen sie nicht kannte. Sie hatte die Form einer schmalen Muschel, zwei aufeinanderliegende Schalen, noch geschlossen, bereit, im nächsten Moment aufzubrechen.
Neben der Obstschale fand sie einen Wasserkrug, ein Stück Käse und herrlich duftendes Brot.
Maias „Abendbrot“, um das sie gebeten hatte, sah köstlich aus.
Faith nahm die fremdartige Frucht vorsichtig aus der silbernen Schale, um daran zu schnuppern. Es roch nach Salzwasser, nach Meer. Den winzigen Einstich, den ein Stachel in ihrem Finger hinterließ, spürte sie kaum.
Richard und sein Vater
Sie hätten das Medaillon finden müssen. Leathan griff sich wieder einmal unbewusst an die Brust, nur um sich erneut die Gewissheit zu holen, dass das Zeichen der Macht verloren war.
Ob doch das Mädchen es gefunden hatte? Als er und Richard nach der vergeblichen Jagd die Burg wieder erreicht hatten, mussten sie feststellen, dass Faith verschwunden war. Niemand hatte in seiner Abwesenheit auf das Mädchen geachtet.
Er würde sie befragen.
Der Tag war kaum angebrochen. Leathan hatte die Nacht ohne Schlaf verbracht, was seine Laune nicht verbesserte. Die Wesen der Anderswelt brauchten nicht viel Schlaf, aber ganz ohne konnten selbst die Dunkelalben nicht auskommen. Er riss seine Tür auf und befahl dem Kobold, der, aus dem Schlaf gerissen, hochfuhr, sofort seinen Sohn und Faith zu ihm zu bringen.
Richard kam sofort. Auf Faith musste er länger warten. An Maia kam der Kobold nicht so einfach vorbei.
„Was willst du
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