Faith (German Edition)
„Bring mir das Zeichen der Macht“, hatte sie ihr befohlen. Gleichzeitig hatte sie eingestanden, dass sie nicht wusste, worum es sich handelte. Faith hielt diesen Gedanken fest und wiederholte immer wieder in ihrem Kopf: Sie weiß nichts, sie kennt das Zeichen der Macht nicht, das ich ihr bringen soll!
Leathan brüllte vor Lachen, „Sie weiß nicht, was du ihr bringen sollst? Was für ein Spaß!“
Faith drehte langsam den Mondstein in ihrer Faust, und für einen Moment schien der Dunkelalb in seiner Bewegung zu erstarren.
Sie machte einen Schritt auf ihn zu, als sie von hinten festgehalten wurde. Erschrocken ließ sie den Stein los, der Zauber war gebrochen. Leathan fuhr mit seinem diabolischen Gelächter fort.
„Ah, Richard, deine kleine Freundin hat mir gerade eine köstliche Geschichte erzählt.“
„Was tust du?“
Faith wirbelte herum und sah Richard böse an.
Richard war unbemerkt eingetreten und wandte sich jetzt an seinen Vater. Faith übersah er einfach, so, als ob sie sich nicht im Raum befände.
„Wir wollten zur Jagd gehen, Vater, erinnerst du dich? Die Pferde sind gesattelt.“
Faith weinte fast vor Wut, als Richard, ohne sie eines Blickes zu würdigen, mit seinem Vater den Raum verließ.
Er hatte sie festgehalten, warum? Und jetzt tat er so, als kenne er sie nicht. Was war bloß in Richard gefahren?
„Rüpel!!!!!!!!!!!“, schrie sie hinter den beiden her und stürzte aus dem Raum.
Sie flog über steinerne Stufen nach unten, durch lange Flure, die ihr endlos vorkamen. Sie wollte Richard zur Rede stellen. Blind vor Wut lief sie, ohne auf den Weg zu achten, immer weiter, bis sie sich plötzlich in einem gewaltigen Kellerraum wiederfand.
Der Troll, der über einem offenen Feuer ein Wildschwein drehte, hob den hässlichen Kopf und sah sie erstaunt an. In der Küche wieselte eine Armee von Küchenhelfern, Elfen und Feen. Auch die kleinen geflügelten Lulabellen mit den bunten Flügeln gab es hier. Sie flogen unter der hohen gewölbten Decke, zwischen den dort baumelnden Schinken und Würsten. Offenbar hatten sie die Aufgabe, die hoch ringsum an den Wänden hängenden Töpfe und Pfannen auf Hochglanz zu polieren. Das Kupfer glänzte so strahlend, dass sich die ganze Küche darin spiegelte. Auf mehreren großen Herden standen Töpfe, aus denen köstlicher Duft emporstieg. Körbe mit Obst, Nüssen und verschiedensten Gemüsesorten standen auf dem rostbraunen Steinfußboden und warteten auf die Weiterverarbeitung.
„Hast du dich verlaufen?“
Schweratmend wandte Faith sich um. Hinter ihr stand Maia und sah sie fragend an.
„Ich, ich suche Richard.“
„Richard ist mit seinem Vater zur Jagd aufgebrochen. Er wird nicht vor heute Abend wieder hier sein. Wenn du willst, bringe ich dich in dein Zimmer. Du darfst dich aber auch in der Burg umsehen.“
„So, darf ich das?“ Sie wusste, sie hörte sich pampig an. Maia konnte nichts für das schlechte Benehmen Richards und Leathans. Ein leicht amüsiertes Lächeln erschien auf Maias Gesicht.
„Du bist wütend, nicht wahr?“
Faith antwortete nicht.
„Ich werde mich ein bisschen umsehen.“
Sie wandte sich ab und verließ die Küche.
„Immerhin“, dachte Faith, „hat Leathan nicht gesehen, dass ich sein Geheimnis kenne und weiß, was ich Annabelle bringen soll.“
Maia sah ihr nachdenklich hinterher. Sie wusste genau, was Faith quälte.
Auch sie fragte sich, warum Richard sich dem Mädchen gegenüber so abweisend verhielt. War es eine Vorsichtsmaßnahme Leathans wegen?
Der Dunkelalb konnte keine anderen Götter neben sich ertragen. Wenn er bemerken würde, dass für Richard ein anderer wichtiger wäre als er selbst, könnte er sehr unangenehm werden. War es diese Sorge, die den Jungen dazu trieb, sich so brüsk zu verhalten? Wenn es so war, könnte er Faith das wissen lassen. Oder hatte er etwas von der Heimtücke seines Vaters geerbt?
Sie wies den Gedanken von sich, sie kannte Richard. Manchmal war er schwach, fürchtete sich, nicht zu Unrecht, vor seinem Vater, aber er hatte immer den richtigen Weg gewählt. Auch wenn er in der Vergangenheit Angst gehabt hatte, war Richard niemals unehrlich oder falsch gewesen.
Hinter den Wasserfällen
Seit Jahrhunderten spien die Felsen hinter den Grotten warmes Wasser, füllte dieses heilende Wasser die steinernen Becken. Ein seit ewigen Zeiten rauschender Wasserfall brach aus der Wand, fiel in ein rundes Becken und verteilte sich von dort in die Wannen. Das Wasser fiel so dicht, dass
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