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Faith (German Edition)

Faith (German Edition)

Titel: Faith (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Tintelnot
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hier? Weißt du nicht, dass hier die Frauen wohnen?“
    Maia sah den eingeschüchterten Kobold strafend an. „Wie siehst du überhaupt aus! So verlottert und ungewaschen wirst du keinen der Räume hier betreten.“
    „Leathan schickt mich, ich soll das Mädchen mit den roten Haaren zu ihm bringen.“ Der Kobold wusste, was ihm drohte, wenn er Leathans Wünsche nicht sofort erfüllte. Er würde angebrüllt und gedemütigt werden, vielleicht auch gleich die Peitsche zu spüren bekommen.
    Seitdem das Wasser die Felder der Feensterne überschwemmt und das Erdbeben große Teile dieser Felder verschlungen hatte, fehlte ihm die köstliche Droge, die ihn all diese Demütigungen und Schläge ertragen ließ. Nur noch selten bekamen die Bewohner der dunklen Welt die Wohltat des Vergessens zu spüren. Die Wut, die in ihm hochstieg, brannte. Er ballte unwillkürlich die Fäuste.
    „Sag Leathan, dass ich ihm das Mädchen bringe.“
    Maias Stimme klang mitfühlend, als ob sie seinen hilflosen Zorn und auch seine Furcht spürte und verstünde.
    Er entspannte sich.
    Maias unbeugsame Freundlichkeit hatte ihn zur Besinnung gebracht.
    Sie wandte sich um und schritt den langen Korridor entlang, hin zu Faiths Unterkunft.
    Maia hatte die Tür zum Zimmer des Mädchens nicht mehr abgeschlossen. „Das hier ist kein Gefängnis, sondern der Trakt der Feen“, hatte sie gedacht. Sie glaubte nicht, dass Faith die Burg verlassen würde, ohne noch einmal zu versuchen, das Medaillon wiederzufinden.
    Auch Maia war immer der Ansicht gewesen, dass ihre Kinder die am wenigsten geeigneten Anwärter wären, das Zeichen der Macht zu tragen.
    Als sie das Zimmer betrat, drehte Faith sich erschrocken um. Sie fühlte sich ertappt. Maia würde sich Gedanken darüber machen, warum Faith das gesamte Bettzeug auf den Fußboden geworfen hatte und nun so, mit mühsam hochgenommener Matratze, vor ihr stand.
    „Soll sie doch denken, was sie will“, dachte sie in aufwallenden Trotz. Faith ließ die schwere Matratze zurück aufs Bett fallen.
    „Leathan möchte dich sehen.“ Maia zuckte nicht mit der Wimper und ließ durch nichts erkennen, dass sie die Unordnung wahrnahm, in der sich der Raum befand.
    Faith folgte dieser beherrschten Frau und fragte sich einmal mehr, in welchen Verhältnis Maia zu Leathan stand.
    Als sie den düsteren, kostbar ausgestatteten Raum Leathans betrat, sah nicht nur er, sondern auch Richard ihr entgegen. Die Ähnlichkeit der beiden war verblüffend. Dieselben schräg gestellten Augen. Dunkle Locken, die die Gesichter umrahmten, eine Ausstrahlung, die nicht fassbar war. Gleichzeitig faszinierend und beängstigend.
    In Leathans violettem Blick jedoch zeigte sich gnadenlose Härte, während sich in Richards neugierigen blauen Augen Sanftheit und Humor vereinten.
    Leathans kalter Blick durchdrang sie förmlich. Sie fühlte sich, als hätte sie Eiswürfel geschluckt. Sie war zum ersten Mal froh, dass sie das Medaillon nicht mehr besaß. Er hätte es gespürt. Sie versuchte, ihre Gedanken vor ihm zu verbergen, und sah in Richards Augen.
    „Maia, du kannst gehen. Ich brauche dich nicht mehr.“
    Maia sah Leathan an und meinte: „Ich warte draußen und werde Faith dann zurück in ihr Zimmer bringen.“
    Sie zog die Tür hinter sich zu.
    „So, und jetzt zu dir. Ich will wissen, was du im Wald gemacht hast. Du wirst mir genau erzählen, ob du dort jemanden getroffen hast oder ob du etwas gesehen hast. Kein Detail wirst du auslassen. Und sieh mich an, wenn ich mit dir rede.“
    Genau das hatte Faith bisher vermieden. Leathan würde sie durchschauen, wenn sie log. Wie könnte sie ihn nur ablenken, tarnen, was wirklich passiert war? Und sie plapperte einfach drauf los.
    „Ich habe niemanden gesehen, nur deine schwarzen Reiter. Sie sind grob und unfreundlich gewesen und haben keine Manieren. Es war feucht im Wald, die Wege sumpfig. Alles in allem kein Vergnügen, dieser Ausflug. Und dann gab es noch dieses Gewitter und die Baumwipfel haben gebrannt …“ Faith erzählte so viel wie möglich, versuchte, indem sie die banalsten Dinge furchtbar aufbauschte, die wirklich wichtigen Erlebnisse vor Leathan zu verhüllen. Sie redete ohne Punkt und Komma und ließ sich keine Minute unterbrechen. Bis Leathan die Geduld verlor und ihr brüllend den Mund verbot. Sie hatte ihm so viel unwichtiges Zeug mitgeteilt, dass er die Übersicht verlor.
    „Hör auf, sofort, was bist du für ein dummes, geschwätziges Ding. Von Magalies Tochter hätte ich ein

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