Faith (German Edition)
bisschen mehr Intelligenz erwartet.“
Er wandte sich an Richard. „Dieses Mädchen schwafelt ja nur, sie hat nicht einen sinnvollen Gedanken im Kopf. Wie kannst du das aushalten? Schaff sie mir vom Hals.“ Er wies mit dem Kopf verächtlich in Faiths Richtung. „Das ist ja lächerlich, wie soll so was mir meine Macht nehmen?“
Ihre Aufführung war eine Glanzleistung gewesen, das musste Richard Faith lassen. Er bewunderte sie dafür.
Sein Vater besaß keinen Funken Humor, sonst hätte er merken müssen, dass Faith die Vorstellung ihres Lebens gab. Maia stand vor der Tür, als Richard Faith nach draußen brachte. Sie reagierte nicht, als er ihr etwas zuflüsterte. Zurück in ihrem Schlafraum fand Faith ihre frisch gewaschenen Kleider vor. Das lange Hemd mit den großen Taschen lag, zusammen mit der bequemen weiten Hose, säuberlich gefaltet auf dem Bett. Das Bett war tadellos gemacht. Von dem Chaos, das Faith hinterlassen hatte, als sie verzweifelt das Medaillon gesucht hatte, war nichts mehr zu sehen. Maia schloss wortlos die Tür und ging.
Faith legte das Kleid, das sie trug, ab. Sie griff nach ihrem Hemd.
Als sie es entfaltete, fiel ihr, geheimnisvoll schimmernd und zauberhaft schön, das Juwel mit den sternenförmig geschliffenen blauen Diamanten, das Symbol der Macht, entgegen.
Der weiße Hengst
Irgendetwas hatte die Alte vor ihr verborgen. Annabelle hatte die kurz aufblitzende Freude in den Augen der alten Herrscherin sehr wohl registriert.
Wenn sie jetzt an die Begegnung mit ihr zurückdachte, schien ihr, als habe sie eine gewisse Zufriedenheit bei der Reifen gespürt. So, als ob es sie freute, dass die Kette nur eine Kette ohne Funktion war. Aber solch eine Kette verlangte geradezu nach einem Anhänger. Der Ring am Ende wies darauf hin, dass sie etwas gehalten hatte, das jetzt fehlte.
War es das, was sie sich mehr als alles andere wünschte?
Tief in ihrem Inneren wünschte und hoffte sie, dass sie die Schönheit, wenn sie sie sah, doch erkennen konnte. Warum nur ihr verhasster Bruder oder dieses unbedeutende Mädchen, diese Tochter Magalies?
Seit vielen Jahren war Annabelle nicht selbst bei Leathan gewesen.
In seiner dunklen Umgebung fühlte sich ein Wesen wie sie, das nur Helligkeit und Schönheit ertrug, nicht wohl. Sie wollte ihrem Bruder, aber auch Maia, auf keinen Fall begegnen, deshalb hatte sie den Silberfuchs geschickt, in der Hoffnung, über ihn zu erfahren, was am Hof ihres Bruders vor sich ging.
Der Silberfuchs war gegangen, aber noch nicht wieder zurück.
Faith musste annehmen, dass ihre Freundin sich noch immer in ihrer Gewalt befand.
Sie konnte nicht ahnen, dass Lisa von einem Reitausflug, wie Annabelle es nannte, nie zurückgekehrt war.
Faith würde Lisa nicht im Stich lassen und ihr das Zeichen der Macht bringen, um die Freundin zu retten.
„Menschen sind manchmal hochgradig sentimental“, dachte Annabelle.
Sie konnte sich nicht vorstellen, sich jemals, für wen auch immer, in solche Gefahr zu bringen. Töricht war dieses Mädchen, aber, ein zynisches Lächeln glitt über ihre Züge, sie war sich sicher, dass sie diesen Umstand für sich nutzen konnte.
Der Einzige, der Faith davon abhalten könnte, der Pflicht nachzukommen, Lisa zu retten und gleichzeitig die Prophezeiung zu erfüllen, wäre Leathan selber.
Sie konzentrierte sich auf Leathan, aber sie konnte seine Gedanken nicht finden, und auch ihr Silberfuchs war zu weit weg, um in seinen Kopf einzudringen.
Keine Bilder.
Sie würde Leathans Land aufsuchen müssen, um wenigstens in ihrem Fuchs zu lesen, was dort geschah.
Es ließ sie nicht zur Ruhe kommen, dass sie nichts von Faith hörte.
Das Mädchen hatte Zeit genug gehabt.
Sie müsste längst wieder hier sein, sich zumindest aber auf dem Rückweg befinden.
Mit dem Zeichen der Macht.
Ja, sie wollte selbst zu Leathan aufbrechen. Wenn sie Glück hatte, würde sie Faith auf dem Weg zurück zum Schloss finden.
Genau wie Leathan hatte auch Annabelle keine Macht in der Höhe. Wie er konnte sie nicht wirklich fliegen. Sie konnte sich in ihrem silbernen Wirbel fortbewegen, an jeden gedachten Ort gelangen, aber das Gleiten hoch am Himmel war ihr nie gelungen. Sie erstickte geradezu an ihrem Neid auf die Hexen, die sich so mühelos in die Lüfte erhoben, um so die Übersicht über alles, was unter ihnen geschah, zu gewinnen.
Sogar die nichtsnutzigen Glitter stiegen höher als sie selbst. Der Gipfel der Demütigung und unverzeihlich jedoch war, dass auch Magalie
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