Faith (German Edition)
sich.
„Ich brüh noch mal Kaffee auf.“
Sie hantierte mit Filter und Kaffeepulver und stellte den Wassertopf auf den Herd. Die Kaffeemaschine ignorierte sie.
Eine Weile war nur das Zischen auf der Herdplatte und dann das Blubbern des kochenden Wassers zu hören.
„Wir warten“, sagte Adam. „Es hat keinen Sinn, kopflos in Aktionismus zu verfallen. Durch den Wald sind es drei bis vier Kilometer bis zum Dorf.“
„Fünf“, berichtigte Faith.
„Okay, also fünf.“
„Zwischen den Bäumen sind die Schneeverwehungen nicht so hoch, die Chance, dass Richard und Patricia es zur Schule schaffen, ist ziemlich groß. Mit Glück in gut zwei Stunden.“
„Wenn Robert nur einen Waldlauf macht, ist er spätestens in einer Stunde zurück.“
Lisa reichte Ben eine Tasse Kaffee und stellte heiße Milch auf den Tisch.
Sie sah sich in der behaglichen Küche um. Der alte Küchenherd gab eine wunderbar trockene Wärme ab. Das Zischen und Bullern in seinem Bauch trug erheblich zu dieser Behaglichkeit bei.
Über dem Herd war ein Gestell angebracht. Darüber hingen Handtücher zum Trocknen, die die farbigen Kacheln dahinter zum Teil verbargen. Neben dem Herd in einem Korb lag Holz zum Nachlegen.
Ein gewaltiges Waschbecken aus grauem Stein, unter dem Fenster, nahm das schmutzige Geschirr auf. Es gab keinen Geschirrspüler.
Der mannshohe Kühlschrank war immer gut gefüllt und außer der Kaffeemaschine das einzige moderne Stück in diesem Raum. Lisa ließ sich neben Ben auf die Küchenbank fallen.
In den Höhlen
Patricia wickelte sich aus ihrer Felljacke und sah auf Richard hinunter, der schweißüberströmt am Boden lag.
Es war unerträglich heiß in der Höhle und so laut, dass sie ihre eigene Stimme nicht hörte.
„Wach auf Richard, verdammt!“ Sie schüttelte ihn heftig. „Wo sind wir denn jetzt gelandet?“, schrie sie und hielt sich gleichzeitig die Ohren zu. So konnte sie allerdings Richards Antwort nicht hören.
„Was?“
„Wir sind im Land der Feenkamine“, wiederholte er lauter.
„Nie gehört.“
Patricia sah ihn fragend an.
„Was soll das sein?“
Richard stand auf, zog seinen Parka aus und legte ihn neben Patricias Felljacke auf den Boden.
Die Höhle war sauber gefegt, auf dem glattpolierten Fußboden lagen geflochtene weiche Grasmatten in sanftem Grün.
Die dunkelgrauen Wände waren über und über mit Schmetterlingen in unterschiedlichen Blautönen und Größen bemalt. Sie wirkten so lebendig, als wollten sie jeden Moment losfliegen. Wunderschöne florale Muster vervollständigten die Wandmalereien.
Die abgeblätterten Farben erhöhten den Reiz der Darstellungen eher, als ihn zu schmälern.
Ringsherum an den Wänden gab es breite Steinbänke, auf denen ordentlich gefaltete Decken lagen. Hohe Kissenstapel vervollständigten die Einrichtung.
Offenbar war der Raum, in dem sie sich befanden, eine Art Schlafsaal.
Richard sah sich mit großen Augen um. Er war nie in den Wohnstätten der Feen gewesen.
Als diese hier noch lebten, war es für ihn streng verboten, herzukommen. Hier drinnen schien die Landschaft, die er einst gesehen hatte, fortzuleben. Sein Herz klopfte erwartungsvoll. Vielleicht gab es noch Hoffnung und sein Vater hatte die wundervolle Natur der Feenkamine doch noch nicht zerstört.
Leathan hatte die Kinder der Artisanen entführt. Er hatte gedroht, dass sie ihre Kinder niemals wiedersehen würden, wenn Magalie nicht bereit wäre, ihm die Feenkamine und die Artisanen zu überlassen.
Natürlich waren alle Schmiede, deren Kinder sich in der Gewalt Leathans befanden, auf seine Erpressung eingegangen. Magalie hatte Leathan diesen Teil ihres schönen Landes abgetreten.
Bevor Richard in der Welt der Sterblichen in die Schule gehen durfte, hatte ihn das alles nicht interessiert.
Was sein Vater trieb, war für ihn ehernes Gesetz und Kritik an diesem Treiben völlig undenkbar.
Jetzt aber, stellte er mit Erstaunen fest, hatte sich seine Einstellung völlig geändert.
Das rhythmische Gehämmer, das zu ihnen drang, holte ihn aus seinen Gedanken. Es war so laut, dass eine Verständigung kaum möglich war.
„Komm mit, ich werde dir zeigen, wo wir sind.“
Richard winkte Patricia, ihm zu folgen.
Sie erreichten einen großen rußgeschwärzten Raum, der von einer hohen, oben offenen Decke überwölbt wurde. Ohrenbetäubender Lärm schlug ihnen entgegen.
Von den steinernen Wänden wurde das Stakkato der Hämmer noch verstärkt. Die Männer, die in der Schmiede arbeiteten, trugen
Weitere Kostenlose Bücher