Faith (German Edition)
nur dunkelblaue Arbeitshosen, schwere schwarze Stiefel mit metallenen Kappen und feste Lederschürzen.
Ihre muskulösen Oberkörper waren nackt.
Die Muskeln an den kräftigen Oberarmen spannten sich in dem gleichmäßigen Rhythmus, in dem sie auf das Eisen über den Feuern vor sich einschlugen. Nur das scharfe Zischen des Wassers, in das die glühenden Teile von Zeit zu Zeit eingetaucht wurden, unterbrach das Hämmern.
Fauchende Flammen.
Ihre Mienen waren düster und sie blickten nicht auf, als Patricia und Richard die Schmiede durchquerten.
„Das sind die Artisanen.“
Richard musste Patricia anbrüllen, damit sie ihn bei dem Lärm, der die Höhle füllte, überhaupt verstehen konnte. Sie verließen die Schmiede unter den verstohlenen Blicken der Männer.
Endlich standen sie auf einer der eisernen Brücken, die die Felsnadeln und Höhlen miteinander verbanden.
Sehnsucht
Zum ersten Mal sah Richard die veränderte Landschaft. Das Land seiner kindlichen Sehnsucht war verdorben und die Felsen kahl. Sein Hals war wie zugeschnürt und das Schluchzen, das in ihm aufstieg, blieb in seiner Kehle stecken. Richard hatte nichts anderes erwartet aber – er sah sie noch vor sich, die glühenden Felsen, von roten Beeren zum Leuchten gebracht, das irisierende Blau der Schmetterlinge. Alles vorbei.
Patricia starrte Richard an, der jetzt doch aufschluchzte, in die Hocke ging und den Kopf in seinen Händen verbarg.
Er wollte nichts mehr sehen.
Leathan hatte Magalie verhöhnt, indem er die Feenkamine verkommen ließ. Aus der zauberhaften Landschaft war ein graues, krankes Gebiet geworden.
Für Patricia war das, was sie sah, eine riesige Sauerei von Umweltverschmutzung. Aber sie konnte Richards Verzweiflung nicht wirklich nachvollziehen.
Ihr Vater hatte ihr erklärt, dass es immer Veränderung und Weiterentwicklung geben musste.
Sein Leitspruch war: „Wo gehobelt wird, fallen Späne.“ „Wenn ich Häuser baue“, hatte er erläutert, „muss die Natur weichen.“ Und hinzugefügt: „Im Notfall kann ich woanders Bäume pflanzen lassen, um die Gemüter der ewig Gestrigen zu beruhigen.“
Slicker
Weit unter ihnen gurgelte eine schlammige gelbbraune Brühe. Sie sprudelte und wallte blasse Blasen an die Oberfläche.
„Igitt!“
Erschreckt schrie Patricia auf.
„Was ist?“
„Sieh dir das an, das ist ja widerlich. Da leben Tiere drin. Das kann doch gar nicht sein.“
Ihre Stimme kippte.
„Die sind ja eklig, die sehen aus wie riesengroße Ratten.“ Patricia schrie es fast.
„Das sind Slicker“, versuchte Richard sie zu beruhigen.
„Slicker?“
„Slicker nennen wir diese Tiere. Sie leben im Schlamm und können in den giftigsten Gewässern, aber auch an Land leben.
Ihr Biss ruft böse Entzündungen hervor. Der Schleim, der ihre Körper bedeckt, ist so ätzend, dass jede Pflanze, die damit in Berührung kommt, eingeht.“
Nachdenklich sah Richard auf das brodelnde Wasser unter ihnen.
Der braune Fluss musste die Natur in diesem Land mit seinem Gift zerstört haben.
Wann immer er den Fuß der Felsen umspülte, tötete er Pflanzen, die versuchten, daran emporzuklettern. Als er nach unten sah, glaubte er zu wissen, warum dieses Land so heruntergekommen war.
Patricia sah Richard forschend an. „Woher weißt du das alles? Was hast du mit diesem Land zu tun? Wer bist du?“
Er vernahm Misstrauen und zum ersten Mal auch Furcht in ihrer Stimme.
Ekel
„Er ist ein Elf.“
Die Stimme übertönte das Gluckern und Gurgeln des Flusses unter ihnen. Überrascht blickten Patricia und Richard sich um. Auf der Brücke direkt über ihnen stand Robert und blickte auf sie hinab.
Er starrte Richard wütend an.
„Was willst du von meiner Tochter? Ich rate dir, halte dich fern von ihr. Du hast dich bei uns eingeschlichen wie ein abscheulicher kleiner Hühnerdieb. Hast versucht, unser Vertrauen zu gewinnen und bist doch nur der schäbige Handlanger deines abstoßenden Vaters.“
Robert musste Luft holen.
Er war selten so unbeherrscht und wütend. Aber die Sorge um Faith ließ ihn nicht mehr klar denken.
Als er Patricia erkannte, war sein erster Gedanke: „Wie gut, dass es nicht Faith ist, die sich hier in diesem grauenhaften Land in Leathans Gewalt befindet!“
Aber sein Gewissen rührte sich sofort, denn auch dieses Mädchen war die Tochter eines Vaters, der sein Kind vermutlich liebte und sich sorgte.
„Bleibt, wo ihr seid“, sagte er etwas versöhnlicher. „Ich komme zu euch runter, wir müssen
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