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Faktor, Jan

Faktor, Jan

Titel: Faktor, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgs Sorggen um die Vergangenheit
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klappte recht gut. Sagte der aufmerksame Franz doch an der Ostsee zu
seinem kleinen Neffen, der gerade gestolpert und hingefallen war:
    - Wie
geschickt bist du gefallen und wie geschickt wieder aufgestanden!
    Mir blieb
wirklich nichts anderes übrig, als mich an den Frauen zu orientieren. Von deren
Körpern und ihrer gesamten Präsenz ging eine derartige Kraft aus, daß mit ihnen
auch die wagemutigsten Muskelprotze, die mich ebenfalls in freudige Erregung
versetzen konnten, nie mithalten konnten. Es gab natürlich auch warnende
Stimmen um mich herum.
    - Der
Junge wird hier in eurer Weiberherde noch verrückt.
    Als ich
einmal im Ferienlager den falschen Waschraum angesteuert hatte, überraschte ich
eine unscheinbare, unter den Jungs für ihren Busen allerdings berüchtigte
Küchenfrau, die sich gerade ihren Oberkörper einseifte. Ich blieb in der Tür
stehen, sie war allein. Sie kreiste mit ihrem Waschlappen ausdauernd um ihre
beiden Brüste herum und setzte ihr Kreisen, nachdem sie mich im Spiegel bereits
entdeckt hatte, noch ein wenig fort. Sie sah mich dabei leicht schuldbewußt an
wie eine Onanistin - wie ein Mensch, der um Vergebung bitten müßte. Und sie
bedeckte sich mit ihren Armen erst dann, nachdem ich ihr blickgefunkt hatte,
die an mich gerichtete Bitte akzeptiert zu haben. Strenggenommen vollzog die
Frau ihre Schamreaktion recht spät, und ich war mit damals sicher: Sie wollte
mir ihre beiden Busenbabys, auf die sie wahrscheinlich stolz war, tatsächlich
vorführen. Ich verschwand dann einfach, ohne etwas zu sagen, und ließ die Frau
als diejenige dastehen, die etwas Unrechtes getan hätte.
    Die
nächste frühe Entdeckung eines vollkommen nackten Frauenkörpers war etwas
spektakulärer. Als meine Mutter und ich einmal in Ostrau - in ihrer
Geburtsstadt - Station machten, übernachteten wir in einem Hotel. Meine Mutter
ging abends noch allein spazieren und ließ mich in unserem Doppelbett allein.
Daraufhin ging ich auch hinaus. Ich kletterte aufs Fenster und untersuchte den
breiten Sims, der sich entlang der ganzen Fassade zog und den ich schon im
Hellen entdeckt hatte. Es war ein lauer Abend, und ich verließ das Zimmer
voller Leichtigkeit. Aus dem dritten Stock sah ich den großen Teil der
Innenstadt und hatte dabei das Gefühl, Ostrau gerade auch für mich zu erobern.
Ich lief an der Fassade lang und konnte immer weiter vordringen - auf dem Weg
ums Haus herum gab es absolut keine Hindernisse. Wie im Sozialismus üblich
blätterte überall der Putz ab, der Sims war voll davon, wirkte an sich aber
stabil. Schon im übernächsten Nebenzimmer kam die große Überraschung: Ich sah
durch die Vorhänge eine nackte Gestalt und konnte mein Glück im ersten Moment
kaum fassen. Die Frau war nicht die jüngste, nicht die schlankste, sie bewegte
sich trotzdem sehr anmutig wie ein junges Mädchen - und vor allem vollkommen
ungezwungen. Ich schwankte in meiner Begeisterung etwas, hinter meinem Rücken
hatte ich zum Glück noch zehn bis zwanzig Zentimeter betretbarer fester Fläche
- und mir ging es gut. Am liebsten hätte ich gehüpft und getanzt. Die Nackte
beschäftigte sich mit ihrer Garderobe, hielt ihre Kleider einzeln hoch, stellte
sich vor den Spiegel, tänzelte und prüfte sich streng. Ich konnte sie von allen
Seiten taxieren. So eine sich ohne jegliche Scham bewegende Frau hatte ich
bislang noch nie zu Gesicht bekommen. Wenn ich später meine eigeneFrau gefunden
haben würde, würde sich diese vor mir genausowenig genieren. Der nächste Beweis
dafür, daß die Zukunft traumhaft sein würde, war erbracht. Und Ostrau wurde in
diesem Moment nicht nur Mutters, sondern auch meine Heimatstadt.
    Wieso sich
meine Frau vor mir nicht würde zieren müssen, war klar: weil sie mir davor
schon ALLES AUSGIEBIG GEZEIGT haben würde. Ungeklärt blieb für mich dabei nur,
ob der tiefgreifende Zauber des Mösenreiches von meinen ausgiebigen Studien
würde unberührt - also auf Dauer unberührt - bleiben können. Ich mußte mich
erst einmal gedulden - eine Klärung war auf Anhieb nicht zu haben. Als ein
wahrer Wissenschaftler freute ich mich darüber, daß eine so breitgefurchte
Forschungsarbeit noch vor mir lag, und es war mir egal, wie anstrengend sie
sein würde. Wie werden - grübelte ich wiederholt - in einem die Anziehungskräfte
der Möse überhaupt genährt, wenn man sie normalerweise nie zu Gesicht bekommt?
Oder von einem anderen Ende gefragt: Wie soll man unter diesen Bedingungen die
in einem aus den Untiefen kommende

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