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Faktor, Jan

Faktor, Jan

Titel: Faktor, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgs Sorggen um die Vergangenheit
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eine
Wahnsinnige.
    Ich und
Dana haben die meine Mutter betreffenden Rache- und Genuß-Nebeneffekte während
unserer gemeinsamen Zeit nie benannt, nie angesprochen, wir wären dazu sowieso
nicht in der Lage gewesen. Wir wußten von gar nichts. Was uns nicht daran
hinderte, unsere kleinen Siege still zu feiern. Man könnte diese Verwicklungen
aber doch noch anders sehen: Gerade dank unseres Nichtwissens konnten wir diese
Dinge vielleicht erst so genießen, wie wir es taten. Jeder auf seine Art. Dana
genoß ihren Triumph, eine Schönheitskönigin zu sein, und ließ ihre weibliche
Vormachtstellung nicht nur meine Mutter spüren. Sie war nun mal die Nummer
eins, sie wirkte manchmal sogar unabgeblätterter als meine frischhäutigen
Cousinen. Und sie bemerkte beispielsweise genau, wenn ich meine Mutter
beobachtete und mich für ihr wenig harmonisches Hantieren schämte. Dana und ich
sahen uns daraufhin einmal an, schämten uns beide, wußten aber nicht, ob es
Scham war. Wir waren verliebt und hatten von der Natur, dachten wir, die Lizenz
bekommen, alles andere und alle anderen aus dem Weg zu schaffen. Diese Lizenz
schloß das Recht mit ein, auf die Schmerzen der anderen nicht achten zu müssen.
Ich sehe noch vor mir, wie es meine Mutter durchfuhr, nachdem sie einen meiner
Blicke, der in Richtung Dana ging, abgefangen hatte. Ich sah Dana beim Umziehen
zu, saugte sie mit meinen Augen an und wurde dabei unvorsichtig. Meine Mutter
hatte zu diesem Zeitpunkt ihr Buch abgelegt, las nicht mehr, studierte offenbar
meine Mimik. Im Grunde muß sie in dem Moment alles begriffen haben - um es
schnellstmöglich wie ein Unding zu vergessen.
    An diesem
mit vielen scharfkantigen Zeichen beladenen Badetag war es heiß, meine
Tastnerven krochen regelrecht wie Tentakel aus mir heraus. In diesem
physiologischen Ausnahmezustand hätte ich mich ohne Skrupel - wie ein Flegel
von Blutegel - an jedes verfügbare Frauenfleisch heranmachen können. Wie sollte
ich es also schaffen, Dana nicht mit den Augen abzuschleimen? Dana war für mich
in dem Moment die anziehendste Frau auf Erden, ich hatte Zugriff auf sie - ich
und niemand sonst. Meine Mutter war an dem Tag, bevor wir alle baden gingen,
mit ihrem Freund stundenlang unterwegs gewesen - die beiden wollten unbedingt
eine Burgruine erkunden -, und ich, Dana und ihre Tiere hatten im Haus freie
Bahn. Und da ich und Dana nicht die ganze Zeit miteinander schlafen konnten,
zugleich das Reden im Bett aus gutem Grund mieden, blieb uns nichts anderes
übrig, als wie eine 9 und eine 6 nebeneinanderzuliegen und uns gegenseitig zu befingern,
zu bespielen und zu bewundern. Wir durften das alles miteinander tun und
brauchten zum Glücklichsein nichts anderes. Was zu meiden war, waren
tatsächlich nur Worte - zwischen uns und nach außen hin. Einmal hatte es
während einer sanft langgestreckten Kopulation dieses Tages ein unpassendes
kurzes Gespräch gegeben. Daß es dabei um meine Mutter ging, war natürlich kein
Zufall. Trotzdem - mein Penis wurde infolge der mütterlichen Vision schlagartig
etwas weicher und drohte auszurutschen. Dana, die auf mir saß, verhinderte das
geschickt, und wir hörten vorsichtshalber auf zu reden. Dana freute sich dann
wortlos - trotzdem riesig -, als sie zu spüren begann, wie ich in sie wieder
hineinwuchs.
    Nach und
nach kannte ich ihren ganzen Körper, ihre vielen Oberflächendetails auswendig.
Und ich fand auch alleUnvollkommenheiten, alle Anzeichen ihres Alters -
manchmal sogar ausgerechnet diese - wunderlich anziehend. Ich fand es ebenfalls
anziehend, wenn sie mit irgendwelchen widerspenstigen Dingen ausnahmsweise auch
mal grob, unelegant oder sogar häßlich umsprang. Als Künstlerin achtete sie
sonst in allen, auch ganz banalen Schieflagen streng auf die Ästhetik der Dinge
und stellte sie mit unauffälligen Mitteln schnell wieder her. Beim Essen gab es
auf ihrem Teller beispielsweise nie ein unschönes Durcheinander. Die
Proportionen in der Anordnung und die Farbigkeit stimmten, auf die Gewichtung
zwischen Beilage, Fleisch und Gemüse achtete sie auch noch nebenbei. Die Soße
verteilte Dana so, daß ihr Teller möglichst nicht verschmiert wirkte. Und beim
Zerteilen achtete sie von Natur aus auf den Goldenen Schnitt.
    Ihr etwas
breites Becken fand ich - obwohl ich es vielleicht lieber etwas schmaler gehabt
hätte - auch ausgesprochen reizend, es beherbergte sowieso meine neue feuchte
Heimat. Und es sollte so breit bleiben, wie es war. Günstig für unsere
Beziehung war

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