Faktor, Jan
mit einem sexistischen Spruch eingeläutet wurde. Die hochwürdigen
Genossen stritten sich im Dezember 1967 tagelang, gifteten sich an und konnten
sich nicht einigen. Letzten Endes ging es um die Trennung von Funktionen und um
die Neubesetzung des Chefsessels. Der bis dahin allmächtige Präsident Novotny
wurde von dem jüngeren Lubomir Strougal, dem damaligen stellvertretenden
Ministerpräsidenten, mit folgenden Worten attackiert: »DIESE MEINE HÄNDE HABEN
VIELE FRAUENÄRSCHE GEHALTEN, AN IHNEN KLEBT ABER KEIN BLUT.« Daraufhin wurde
bei der Anfang Januar abgehaltenen Plenarsitzung des Zentralkomitees - nachdem
Novotny als erster Parteisekretär FREIWILLIG abgedankt hatte - der jüngere
nette Alexander Dubcek in diese Funktion gewählt. Einmütig, wie es hieß. Dubcek
war nicht so frauenbesessen wie Strougal. Er war vor allem - wollen wir
jedenfalls hoffen - einigermaßen blutunbefleckt.
Mein alter
Freund Petr Skopka war - was das Hobbytum betrifft - nie zu stoppen gewesen,
und er bastelte auch als erwachsener Mann natürlich immer weiter. Als junger, noch
studierender Ehemann baute er zu Hause harmlose, wenn auch erschreckend große
Flugzeugmodelle. Und weil er nach einigen Konflikten mit der Macht, die auch
wieder mit eher harmlosen Bastelaktivitäten zusammenhingen.letztendlich sogar
oppositionell wurde, ging er nach dem Zusammenbruch von 1989 in die Politik.
Eines Tages wurde er plötzlich Bürgermeister unserer wunderschönen Stadt Prag.
Er, der Fliegenquäler, er, mein Mitschüler, dessen Vater einen bestialisch
langen Penis besaß, derselbe Skopka, der einst mit seinen riesig vergrößerten
Pin-up-Mädels einen ganzen Stadtbezirk - statt ihn zu besänftigen oder zu
bilden - in Dauerunruhe versetzt hatte. Ich war stolz auf ihn und glücklich,
daß er, gerade er und kein anderer an der Zukunft von Prag basteln durfte - und
nicht nur manuell, sondern geistig und planerisch. Leider stolperte Skopka
einige Jahre später - ausgerechnet Skopka - über eine schlichte Sexaffäre.
Auch wenn
unter den Literaturnormopathen jegliche die Romanhandlung betreffende
Ankündigungen verpönt sind, greife ich hier trotzdem vor und erzähle die
Geschichte meines Freundes an dieser einen Stelle kurz weiter: Skopka wurde
eines Tages beim Testen seines nach einer Verlängerungsoperation lädierten
Penis leider erwischt und vor die Öffentlichkeit gezerrt. Als Bürgermeister
einer freizügigen Stadt hätte er das politisch vielleicht überlebt. Er hatte
aber Pech - der mit Einwegspiegeln ausgestattete Puff war eine illegale
Einrichtung und zahlte keine Steuern. Aber keine Angst! Damit ist Petr Skopkas
interessantes Leben lange noch nicht zu Ende erzählt. Er bleibt uns allen in
diesem Buch noch erhalten. Mir in meinem realen zukünftigen Leben sowieso - als
Freund, Ratgeber in tausend und einer praktischen Angelegenheit und als ein
mich unermüdlich und mit einer Meßlatte begleitender Simultanläufer.
Bei einem
Ausflug eines Teils unserer Clique gingen wir einmal von einem kleinen
Dorfbahnhof an uns gleichgültigen Feldern entlang und waren die Lebensharmonie
selbst. Wir näherten uns Schritt für Schritt, Hüftbewegung für Hüftbewegung dem
leeren Wochenendhaus der Eltern einer unserer Blondinen. Um uns herum lag eine
ereignisloseLandschaft, kein Wäldchen war in Sicht, nur am Straßenrand kämpften
einige aufgegebene Obstbäume ums Überleben. Meine Gitarre hatte ich
selbstverständlich dabei. Die von mir gerade als mögliche Wochenendschmuserin
anvisierte Z. hatte es im Zug nicht geschafft, pinkeln zu gehen, und hätte es
draußen auf der Landstraße gern nachgeholt. Ihr fehlte aber der Mut, sich zu
offenbaren - außerdem sprach noch etwas anderes dagegen: Ihre drückende Blase
bereitete ihr ein recht intensives Klitorisvergnügen. Geeignete Verstecke gab
es sowieso nirgends. Zu diesem Zeitpunkt ahnten wir von ihren lustvollen Qualen
nicht das geringste. Sie war bei diesem sonnig-friedlichen Gang - wir gingen
alle nebeneinander, ich spielte und sang - nur etwas stiller als sonst. Gegen
Abend erzählte sie uns dann beim süßen Obstwein, wie gern sie irgendwo am
Straßenrand gepinkelt hätte, wie gern sie hinter einem Gebüsch verschwunden
wäre. Und wir gaben ehrlich zu, daß sie keine Büsche nötig gehabt hätte und wir
ihr gern zugesehen hätten. Und nachdem wir Z. versprochen hatten, nicht zu
lachen, verriet sie uns, wie sie es mit dem Entleeren ihrer Harnblase auch ohne
Büsche angestellt hatte. Ganz einfach: Sie ließ
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