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Faktotum

Faktotum

Titel: Faktotum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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zu machen. Nicht bevor du mir für den Rest meines Lebens fünfzig Dollar pro Monat gibst!‹ Schließlich hat er ihr dann einen Fetzen Papier unterschrieben, und was soll ich dir sagen: es wurde vor Gericht anerkannt! Jetzt muß er ihr fünfzig Dollar im Monat zahlen, und für den Fall, daß er stirbt, steht klipp und klar drin, daß dann seine Angehörigen blechen müssen.«
    »Gut«, sagte ich.
»Sonst hat ers aber hauptsächlich mit Grace.«
»Und was ist mit dir?«
»Bei mir hat er noch lang keine Chancen.«
»Das ist gut. Ich mag dich nämlich.«
»Wirklich?«
»Ja.«
»Jetzt paß auf. Wenn er heute morgen rauskommt und seine
    Schiffermütze aufhat, diese Kapitänsmütze, dann bedeutet das, es geht raus zur Jacht. Der Arzt hat ihm gesagt, er soll sich eine Jacht anschaffen, wegen seiner Gesundheit.«
    »Ist es eine große?«
    »Na klar. Hör mal, hast du gestern abend die ganzen Münzen vom Boden aufgelesen?«
»Ja«, sagte ich.
»Besser, du nimmst nicht alle auf einmal.«
»Schätze, du hast recht. Soll ich ein paar wieder hinlegen?«
»Ja, wenn sich ne Gelegenheit ergibt.«
Ich wollte gerade aufstehen und mich anziehen, als Jerry ins Schlafzimmer gerannt kam. »Er steht vor dem Spiegel und setzt sich seine Mütze auf. Wir gehn raus auf die Jacht.«
»Okay, Jerry«, sagte Laura.
Wir zogen uns an und kamen gerade noch zurecht. Wilbur sagte keinen Ton. Er war verkatert. Wir folgten ihm die Treppe hinunter und raus in die Garage, wo wir in einen unglaublich alten Wagen stiegen. Er war so alt, daß er sogar noch einen Notsitz hatte. Grace und Jerry kletterten vorne zu Wilbur rein, Laura und ich nahmen auf dem Notsitz Platz. Wilbur setzte rückwärts raus, fuhr die Auffahrt runter und auf der Alvarado nach Süden, Richtung San Pedro.
»Er ist verkatert, er trinkt heute nichts, und wenn er nicht trinkt, will er auch nicht, daß die anderen was trinken. Dieser Bastard. Also sieh dich vor«, sagte Laura.
»Verdammt, ich brauch aber einen Drink.«
»Brauchen wir alle«, sagte sie. Laura holte eine Halbliterflasche aus ihrer Handtasche und schraubte den Verschluß ab. Sie reichte mir die Flasche herüber.
»Jetzt paß auf, bis er uns im Rückspiegel checkt. Sobald er wieder auf die Straße sieht, nimmst du einen Schluck.«
Bald sah ich, wie uns Wilbur im Rückspiegel beäugte. Dann sah er wieder auf die Straße. Ich nahm einen Schluck aus der Flasche und fühlte mich bereits wesentlich besser. Ich gab Laura die Flasche zurück. Sie wartete, bis Wilbur wieder in den Rückspiegel sah und dann auf die Straße. Sie setzte rasch die Flasche an. Es war eine angenehme Fahrt. Als wir in San Pedro ankamen, war unsere Flasche leer. Laura steckte sich ein Kaugummi zwischen die Zähne, ich zündete mir eine Zigarre an. Als ich Laura da hinten aus dem Notsitz heraushalf, rutschte ihr der Rock hoch und ich sah diese langen Nylonbeine, die Knie, die schlanken Waden. Ich wurde scharf und sah rasch hinaus auf den Ozean. Da draußen lag die Jacht: »The Oxwill«. Es war die größte Jacht im Hafen. Wir fuhren mit einem kleinen Motorboot hinaus und gingen an Bord. Wilbur winkte einigen Segelkollegen und Hafenratten zu, dann sah er mich an: »Wie fühlst du dich?«
»Prächtig, Wilbur, ganz prächtig … wie ein Kaiser.«
»Komm mit, ich will dir was zeigen.« Wir gingen nach hinten aufs Achterdeck, und Wilbur bückte sich und zog an einem Ring. Er stellte eine Luke auf. Da unten waren zwei Maschinen. »Ich will dir zeigen, wie man den Hilfsmotor anwirft. Für den Fall, daß etwas schiefgeht. Es ist gar nicht schwer. Ich kann es mit meinem einen Arm machen.«
Ich stand gelangweilt dabei und sah zu, wie Wilbur an einer Schnur zog. Ich nickte und sagte, es sei mir alles klar. Doch damit nicht genug: er mußte mir auch noch zeigen, wie man den Anker lichtete und vom Pier ablegte. Dabei wollte ich doch so dringend noch was zum Trinken.
Nach all diesen Vorführungen stachen wir schließlich in See, und er stand mit seiner Schiffermütze da und steuerte die Jacht. Die Girls drängten sich alle um ihn.
»Oh Willie, laß mich steuern!«
»Willie, laß mich steuern!«
Ich bat nicht darum, steuern zu dürfen. Ich wollte nicht steuern. Ich ging mit Laura nach unten. Es war wie eine Luxus-Suite in einem Hotel, nur daß es statt der Betten eben Kojen gab. Wir gingen an den Kühlschrank. Er war randvoll mit Fressalien und Getränken. Wir entdeckten eine offene Halbliterflasche Whisky. Die holten wir heraus und mixten uns zwei Whisky mit Wasser. Hier

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