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Faktotum

Faktotum

Titel: Faktotum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Apartment waren, stellte sich heraus, daß nichts mehr zu trinken da war. Ich schickte Jan los, um etwas zu besorgen. Als sie zurückkam, setzten wir uns hin und tranken. Wir redeten nicht viel.

52
    Als ich aufwachte, war ich in Schweiß gebadet. Jan hatte das eine Bein über meinem Bauch liegen. Ich schob es herunter. Dann stand ich auf und ging aufs Klo. Ich hatte Dünnschiß.
    Naja, dachte ich, ich lebe noch und ich sitze hier und niemand will was von mir.
Ich wischte mir den Hintern ab, stand auf und sah mir die Bescherung an. Was für eine Sauerei, dachte ich, was für ein erhebender Gestank. Dann kotzte ich rein und zog die Spülung. Ich war sehr blaß. Plötzlich wurde mir eiskalt; es schüttelte mich richtig durch.
Dann ein Anflug von fiebriger Hitze, mein Hals und meine Ohren brannten, mein Gesicht wurde rot. Ich fühlte mich schwindelig, machte die Augen zu und stützte mich mit beiden Händen auf das Waschbecken. Es ging vorbei.
Ich ging wieder rein, setzte mich auf den Bettrand und drehte mir eine Zigarette. Ich hatte mir den Hintern nicht richtig abgewischt. Als ich aufstand, um mir ein Bier zu holen, blieb ein nasser brauner Fleck zurück. Ich ging zurück ins Klo und wischte mir den Hintern nochmal ab. Dann setzte ich mich mit meinem Bier aufs Bett und wartete darauf, daß Jan aufwachte.
Daß ich bekloppt war, hatte ich zum erstenmal auf dem Schulhof gemerkt. Es gab noch einen oder zwei von meiner Sorte, und wir wurden gehänselt und rumgeschubst und ausgelacht. Die beiden anderen wurden verprügelt und gejagt, ich dagegen hatte ihnen eines voraus: ich war stur. Wenn ich eingekreist war, zeigte ich keine Angst. Ich wurde nie angegriffen. Nach einer Weile ging man einfach auf die beiden anderen los und verprügelte sie, während ich zusah.
Jan regte sich, wachte auf und sah mich an.
»Du bist ja schon auf.«
»Ja.«
»War das vielleicht ne Nacht.«
»Nacht? Was mir Sorgen macht, ist derTag.«
»Was meinst du damit?«
»Du weißt schon, was ich meine.«
Jan stand auf und ging ins Klo. Ich machte ihr ein Glas Portwein mit Eiswürfeln drin und stellte es auf den Nachttisch.
Sie kam zurück, setzte sich hin und nahm das Glas in die Hand. »Wie fühlst du dich?« fragte sie.
»Da hab ich grade einen Kerl umgebracht, und du fragst mich, wie ich mich fühle.«
»Was für’n Kerl?«
»Du weißt schon. So besoffen warst du nicht. Wir waren in Los Alamitos, und da hab ich den alten Kerl durch ein Loch in der Tribüne fallen lassen. Deinen blauäugigen Liebhaber in spe mit seinen $ 60000 im Jahr.«
»Du spinnst.«
»Jan, wenn du gesoffen hast, erinnerst du dich an nichts mehr. Das passiert mir zwar auch, aber bei dir ist es noch schlimmer als bei mir.«
»Wir waren gestern nicht in Los Alamitos. Du kannst Viertelmeilenrennen nicht ausstehen.«
»Ich erinnere mich sogar noch an die Namen der Pferde, auf die ich gesetzt habe.«
»Wir sind gestern den ganzen Tag und den ganzen Abend hier gehockt. Du hast mir von deinen Eltern erzählt. Deine Eltern haben dich gehaßt. Stimmts?«
»Stimmt.«
»Also. Deshalb bist du jetzt ein bißchen crazy. Keine Nestwärme. Jeder braucht Liebe. Das hat dir einen Knacks gegeben.«
»Niemand braucht Liebe. Was einer braucht, ist Erfolg in der einen oder anderen Form. Es kann Liebe sein, muß aber nicht.«
»In der Bibel steht ›Liebe deinen Nächsten‹.«
»Damit ist wahrscheinlich gemeint: Laß ihn in Frieden. Ich geh mal raus und hol ne Zeitung.«
Jan gähnte, und dabei hoben sich ihre Titten. Sie hatten eine interessante goldbraune Farbe – wie eine Mischung aus Sonnenbräune und Dreck. »Wenn du schon rausgehst, dann bring gleich ne kleine Flasche Whisky mit.«
Ich zog mich an und ging den Hügel runter zur Third Street. Unten war ein Drugstore, und gleich daneben eine Bar. Die Sonne war schlapp, und ein Teil der Autos fuhr nach Osten und ein anderer Teil nach Westen, und es dämmerte mir, daß alle nur in die gleiche Richtung zu fahren brauchten, und schon wären alle Probleme gelöst.
Ich kaufte eine Zeitung. Ich stand da und blätterte sie durch. Nirgends stand etwas von einem ermordeten Pferdewetter in Los Alamitos. Aber natürlich, es war ja auch in Orange County passiert. Hier in Los Angeles County meldeten sie vermutlich nur ihre eigenen Mordfälle.
Ich kaufte einen halben Liter Grand Dad im Spirituosenladen und ging wieder den Hügel hinauf. Ich schob mir die zusammengefaltete Zeitung unter den Arm und machte unsere Wohnungstür auf. Ich warf Jan die Flasche zu. »Eis,

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