Falaysia Bd 2 - Trachonien
während ihnen die nackte Angst nur allzu deutlich ins Gesicht geschrieben stand. Kaum jemand wagte es, lauter als im Flüsterton zu sprechen, geschweige denn auf Marek zuzugehen und zu fragen, was er hier wollte, wie Jenna es von den anderen Dörfern, die sie mit Leon besucht hatte, gewohnt war.
Langsam dämmerte es ihr, dass es nicht nur der Ruf des Kriegers sein konnte, der die Menschen hier so ängstigte. Sie mussten ihn persönlich kennen, ihn und seine Allüren. Anders war dies alles nicht zu erklären.
„Du scheinst hier ja sehr beliebt zu sein“, stellte sie trocken fest.
„Findest du?“ fragte er und sie konnte fühlen, wie er schmunzelte.
Ein Grinsen wollte sich auf ihre Lippen schleichen und sie presste diese rasch zusammen. „Meinst du wirklich, dass wir hier Lebensmittel und ein Pferd bekommen?“ erkundigte sie sich.
„Diese Leute würden mir ihr letztes Hemd geben, wenn ich es bräuchte“, antwortete Marek ohne jede Scham. „Sie wissen, dass es ihnen nicht gut tun würde, sich meinen Befehlen zu widersetzen.“
Er zügelte sein Pferd vor einem der etwas größeren Häuser des Dorfes. Es sah genauso ärmlich aus, wie alle anderen, nur war über der Tür ein Schild angebracht, auf dem in verblichenen Buchstaben ein Name stand, den Jenna nicht entziffern konnte. Doch sie vermutete, dass es sich um eine Art Gasthaus handelte.
Marek schwang sich mit einer geschmeidigen Bewegung aus dem Sattel und hob dann Jenna, die sich gerade selbst an den Abstieg machen wollte, vom Pferd. Sie verspannte sich etwas, seine Berührungen waren ihr allerdings nicht mehr so unangenehm wie zu Anfang ihrer aufgezwungenen gemeinsamen Reise.
Ein schlanker, älterer Mann kam aus der Scheune neben dem Gasthaus geeilt und wandte sich mit ein paar kurzen Worten und untertänig geneigtem Kopf an Marek. Der Krieger gab ihm ein paar schroffe Anweisungen und drückte ihm dann die Zügel seines Pferdes in die Hand, das sich nur widerwillig wegführen ließ.
„Wir werden nicht lange hier bleiben“, informierte er Jenna. „Wir werden nur etwas essen und ein paar Sachen für unsere weitere Reise zusammensuchen.“
Sie nickte abwesend. Eine alte Frau mit krummem Rücken, die zögerlich auf sie zukam, hatte ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Sie verhielt sich anders als die anderen Bewohner, fixierte Marek anstatt ebenfalls demütig ihren Blick abzuwenden und schnell in eines der Häuser zu verschwinden. Und dennoch war ihr anzusehen, dass sie fast panische Angst vor ihm hatte, irgendetwas sie jedoch dazu zwang, sich ihm trotzdem zu nähern.
Als der Wirt wieder auftauchte, wandte sich die Alte mit flehentlicher Stimme an ihn, doch der Mann versuchte, sie hektisch abzuschütteln und gleichzeitig von Marek wegzudrängen. Die Alte ließ sich jedoch nicht beirren und steuerte, als sie merkte, dass sie bei dem Wirt nichts bewirken konnte, wieder direkt auf Marek zu. Der hatte die Szenerie mit gerunzelter Stirn und deutlicher Missbilligung in den Augen beobachtet, und nahm eine bedrohliche Haltung ein, die die Frau wohl schon von vornherein abschrecken sollte. Ohne Erfolg. In einer fast jammernden Tonlage und mit vor Angst weit aufgerissenen Augen begann die Alte auf den großen Krieger einzureden, ungeachtet seiner drohenden Blicke.
Jennas Kenntnisse des Zyrasischen waren viel zu minimal, um etwas Zusammenhängendes verstehen zu können, die Körpersprache der Frau verriet ihr jedoch, dass die Alte nahe am Verzweifeln war. Ihr blasses, eingefallenes Gesicht war von Trauer und Hilflosigkeit verzerrt, während ihr dürrer Leib sichtbar zitterte. Ganz gleich worum es ging, es war ihr wichtiger als ihr eigenes Leben, denn Mareks Blick war inzwischen so finster geworden, dass selbst Jenna angst und bange wurde.
„Schweig!“ fuhr Marek sie an. „Verschwinde alte Hexe! Zatamé! Zatamé!“
Doch die Frau reagierte nicht. Trotz der immer größer werdenden Furcht in ihren Augen redete sie weiter auf Marek ein. Ihre innere Misere schien alle anderen Gefühle zu überschatten. Und jetzt verstand Jenna sogar einige der Worte, die sie sprach.
„Tapi! Aoridishem mich! Meine Tochter shrakomhaté-se sil atonie! Shrakomvalé sil uti! Ihr müsst Euch efkanzem xe pilto! Tapi!“
„ Zyed!“ grollte Marek. „Du lügst!“
„Tapi!“ flehte die Frau und griff nach seinem Arm, damit er ihr nicht ausweichen konnte. „Tapi! Xi usalé xe umeltio! Tapi!“
Diese Worte waren zu viel. Marek holte aus und schlug zu. Sein Handrücken traf
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