Falaysia Bd 2 - Trachonien
entführt und hierher gebracht. Ich kenne den Grund dafür nicht. Ich weiß nur, dass es etwas mit meiner Tante zu tun hat. Ich… ich selbst habe überhaupt keinen Plan, außer dass ich wieder zurück nach Hause will! Dein Stein ist mir doch scheißegal!“
Sie holte tief Luft, weil ihr diese beim Sprechen leider abhandengekommen war und auch Marek sagte erst einmal nichts mehr. In seinen Augen war der erste Funken von Zweifel zu erkennen, Zweifel an der von ihm selbst aufgestellten Theorie über sie, wie auch immer diese lauten mochte. Seine Augen wanderten über ihr Gesicht, suchten nach Anzeichen dafür, dass sie log. Das spürte sie genau. Sie war sich jedoch sicher, dass es keine gab. Er musste das einfach sehen, musste erkennen, dass er sich völlig in ihr täuschte! Vielleicht tat er das auch, ein Teil von ihm wollte es jedoch nicht akzeptieren, konnte es nicht. Warum nicht? Warum ?
„Ist das so, ja?“ hakte er schließlich noch einmal nach und griff in den Ausschnitt seines Hemdes, brachte zu ihrer Überraschung das Amulett hervor. Ihr Herz machte einen Sprung und sie verspürte sofort wieder dieses Sehnen in sich; dieses Sehnen, nach dem Stein zu greifen und ihn an sich zu reißen. Fast glaubte sie, ihre Finger kurz zucken zu fühlen, doch sie regte sich nicht, starrte nur mit großen Augen auf das kostbare Schmuckstück.
„Na? Immer noch derselben Meinung?“ erkundigte sich Marek gespielt freundlich und sie sah ihn wieder an. Seine hellen Augen blickten fast abfällig auf sie hinab. „Gar nicht mehr so einfach in der Rolle zu bleiben, wenn man plötzlich das vor sich hat, was man so schrecklich begehrt.“
„Ich spiele keine Rolle“, zischte sie zurück. „Und ich begehre hier gar nichts !“
„Ach so?“ Er hob die Brauen. „Na, dann…“
Sie glaubte ihren Augen kaum trauen zu können, als er das Amulett in einer beinahe neckischen Geste nicht weit von ihr entfernt auf den Boden warf. Seine Augen bohrten sich in die ihren. „Na los! Hol es dir! Du willst es doch.“
Es kostete sie viel Kraft, Mareks eindringlichem Blick standzuhalten, dennoch gelang es ihr. Sie schüttelte den Kopf, brachte aber nichts heraus, weil ihre Kehle wie zugeschnürt war und sie alle Hände voll damit zu tun hatte, ihr Bedürfnis seiner Aufforderung tatsächlich nachzukommen, niederzuringen. Ihre Verweigerung schien Marek jedoch nicht zu besänftigen, sondern erst richtig in Rage zu bringen. Zorn loderte in seinen Augen auf.
„Hör auf dich zu verstellen!“ presste er mühsam beherrscht zwischen den Zähnen hervor. „Hol dir, was du willst!“
Sie schüttelte wiederholt den Kopf, fühlte nun aber deutlich Angst in sich aufsteigen. Es war bisher noch nie gut für sie gewesen, wenn Marek ernsthaft wütend wurde, und ihre Verweigerung, sein Bild von ihr zu bestätigen, schien eindeutig genug Anlass dazu zu geben.
Er stieß einen frustrierten Laut aus, packte sie am Arm und schubste sie dann so hart in Richtung des Steins, dass sie ihr Gleichgewicht verlor und der Länge nach hinschlug. Für einen Moment blieb sie einfach nur starr und mit geschlossenen Augen liegen, wartete mit rasendem Herzschlag darauf, dass er ihr nachsetzte, um sie weiter einzuschüchtern. Doch nichts geschah. Um sie herum war es unangenehm still geworden.
Als Jenna vorsichtig die Augen öffnete und den Kopf ein wenig hob, wusste sie auch, was der Grund dafür war. Nur eine Armlänge von ihr entfernt lag das Amulett. Sie brauchte nur ihre Hand danach ausstrecken und war gerettet. Niemand würde ihr mehr etwas antun können. Sie war dann frei und musste noch nicht einmal mehr in Alentaras Schloss gehen. Sie konnte davonreiten und nach Leon suchen… und Marek hatte den Beweis für seine merkwürdige Theorie über sie. Sie fühlte, dass er sie anstarrte, darauf wartete, dass sie ihm bewies, dass auch sie hinterhältig und verlogen war, dass auch sie nur ihre eigenen Interessen oder gar die Demeons verfolgte. Aber war das so schlimm? War ihre Freiheit nicht wichtiger als die Meinung eines Mannes über sie, der ohnehin nur ständig ihr Leben bedrohte?
Sie schloss erneut die Augen, um das Gefühlschaos in ihrem Inneren besser in den Griff zu bekommen, versuchte tief und ruhig zu atmen und auf einmal wusste sie, dass sie den Stein nicht anfassen würde. Ein drängendes Gefühl tief in ihr drin sagte ihr, dass sie das nicht tun durfte. Sie hob die Lider, nahm einen weiteren Atemzug und stemmte sich dann auf ihre zitternden Arme, um sich in
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