Falaysia Bd 2 - Trachonien
weiter. Da war auf einmal wieder dieses seltsame Sehnen nach Mareks Nähe, das sich neben ihrer Angst viel zu viel Raum in ihrem Verstand verschaffte, ihn lähmte und behinderte. Sie begann tatsächlich zu lächeln.
Als sie auf wenige Meter heran waren, wandte er sich um. Sein Blick flog kurz über Kaamo und blieb dann an ihr hängen. Jennas Lächeln erstarb. Zu kalt war der Ausdruck in seinen hellen Augen… beinahe feindlich, so als hätte sie ein Verbrechen begangen, für das er sie strafen wollte. Sie wusste nur nicht, was sie getan haben sollte. Eines stand jedoch fest: Sie würde es ziemlich bald erfahren, denn Marek kam mit grimmigem Gesicht rasch auf sie zu.
M achtkampf
E s gab einige Verhaltensweisen, die Jenna wütend machten. Unbegründete Aggression gegen sie war eine davon. Wenn jemand auf sie wütend war, dann hatte sie auch das Recht darauf, zu erfahren warum und es ganz bestimmt nicht verdient, in ein Zelt geworfen zu werden und darin allein vor sich hin zu schmoren!
Zugegeben – sie war nicht ‚geworfen‘ worden. Marek hatte Kaamo darum gebeten, sie hierher zu bringen, und dieser hatte dies natürlich auf seine auch sonst so nette Art und Weise getan und sich sogar vielmals für das rüpelhafte Verhalten seines Fürsten entschuldigt. Doch Marek selbst, dieser verdammte, ungehobelte Kerl, hatte nicht ein Wort mit ihr gewechselt! Er hatte sie nur mit diesem bösen Blick bedacht‚ der ganz deutlich so etwas wie ‚Warte nur, bis ich mit dir allein bin!‘ sagte, und war dann zurück zu seinem ‚wichtigen‘ Gespräch gekehrt, während sie sprachlos mit Kaamo mitgestolpert war.
Es machte sie schier wahnsinnig, nicht zu wissen, was plötzlich los war, warum er auf einmal einen solchen Gram gegen sie hegte. Soweit sie sich erinnern konnte, waren sie in Frieden auseinander gegangen. Gut – er war vielleicht ein wenig angespannt und kühl gewesen, aber das konnte ja kaum an ihr gelegen haben. Sie hatte schließlich nichts getan, was ihn provozieren hätte können und seine Wut auf sie rechtfertigte. Eigentlich hatte sie selbst viel eher einen Grund, wütend auf ihn zu sein. Schließlich wollte er sie zwingen, in das Schloss einzudringen und ihr Leben zu riskieren. Ha! Das konnte er mit einem solchen Verhalten vergessen!
Jenna gab einem in ihrer Nähe liegenden Kissen eine solch festen Tritt, dass dieses hoch durch die Luft flog, mit einem lauten Klatschen an die Zeltwand prallte und dann auf Mareks mit Fellen und Decken hergerichtete Schlafstätte fiel. Sie vermutete zumindest, dass es sich bei dem Zelt, in das er sie hatte bringen lassen, um seines handelte. Vielleicht irrte sie sich aber auch und er hatte sie gleich als Geschenk an Orel weitergeben.
Jenna wollte lachen, der Gedanke war jedoch so erschreckend, dass sie nur ein leises Würgegeräusch herausbrachte. Widerlich. Nein, so etwas würde er ihr nicht antun, ganz gleich, wie wütend er auf sie war. Oder?
Sie sah hinüber zum Zelteingang. Als sie das letzte Mal hinausgespäht hatte, hatten dort zwei Wachen gestanden und sie mit misstrauischen Blicken gemustert. Sie hatte sich mit einem verschämten Lächeln sofort ins Innere des Zeltes zurückgezogen und zum ersten Mal seit langer Zeit wieder das Gefühl gehabt, eine Gefangene zu sein. Seitdem waren schon ein paar Stunden vergangen – so glaubte sie zumindest. Stunden, die sie damit verbracht hatte, im Zelt auf und ab zu gehen und darüber nachzudenken, was zur Hölle mit Marek geschehen war.
Glücklicherweise hatte sie ja jetzt einen neuen ‚schönen‘ Gedanken gefunden, mit dem sie sich beschäftigen konnte: War sie in Orels oder in Mareks Zelt? Wunderbar! Sich selbst Angst zu machen, war doch schon immer ihre große Stärke gewesen!
Sie zuckte heftig zusammen, als sich der Zelteingang auf einmal öffnete und ein riesiger Mann eintrat. Erst nach ein paar Sekunden, in denen sie tatsächlich ein paar Schritte zurück machte – wie peinlich! – registrierte sie, dass es Kaamo war, der in einer entschuldigenden Geste eine Hand hob.
„Es tut mir leid – ich wollte dich nicht erschrecken“, sagte er sofort und blieb in einem respektvollen Abstand zu ihr stehen. „Ich dachte mir nur, dass du vielleicht Hunger hast.“
Erst jetzt bemerkte sie, dass er einen Holzteller mit ein paar Äpfeln, Wurst und etwas, das aussah wie Brot, in der anderen Hand hielt.
„Oh“, war das einzige, was sie zunächst herausbrachte. Doch das genügte Kaamo schon, um näher zu treten und den
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