Falaysia Bd 2 - Trachonien
so wie auch Marek es tat, mit einer Hand von der Sonne ab. In der Ferne flog etwas am Himmel. Es sah auf den ersten Blick aus wie zwei große Vögel, doch etwas an der Art, wie sie sich bewegten, war befremdlich, so sehr anders, dass es keine Vögel sein konnten. Fasziniert und gleichzeitig entgeistert erstarrte sie nun selbst.
„Sind das…“ Sie sprach nicht weiter, denn eigentlich kannte sie bereits die Antwort auf ihre Frage. Dennoch bekam sie sie sofort.
„Drachen, ja…“
Jennas Herz begann schneller zu schlagen. Die Tiere waren nun schon viel näher und machten es ihr möglich, weitaus mehr von ihrer Gestalt zu erkennen. Sie waren groß. Sehr groß. Mindestens so groß wie Elefanten, allerdings sehr viel graziler und eleganter. Fliegende Urzeitechsen mit langen Hälsen, die sie im Flug vorstreckten, und ledernen Schwingen. Sie waren ähnlich gefärbt wie Krokodile oder andere Echsen, die Jenna aus ihrer Welt kannte, jedoch nicht völlig, denn zumindest die Flügel des einen Drachen stachen in einem knalligen Violett heraus, während der untere Teil des Halses in einem wunderschönen Purpurrot schimmerte. Der andere Drache war nicht so bunt, zeigte nur einen Gelbstich an seinem Bauch und den dicht an den Körper gezogenen Beinen. Er flog auch ruhiger und gemächlicher, während der ‚bunte‘ Drache ab und an einen kleinen Bogen um seinen Gefährten flog und einen seltsamen Laut von sich gab.
Jenna atmete die Luft aus, die sie ganz unbewusst für eine Weile angehalten hatte, denn auf absonderliche Weise war der Anblick, der sich ihr bot, unbeschreiblich schön.
„Sind… sind die gefährlich für uns?“ stieß sie etwas atemlos aus, konnte Marek aber nicht ansehen, weil diese Tiere zu faszinierend waren.
„Nur wenn sie jagen.“
„Und tun sie das?“
Die Antwort kam nicht sofort und so warf Jenna doch rasch einen Blick auf ihren Begleiter. Der Krieger sah immer noch in den Himmel und beobachtete die Tier mit einem minimalen Lächeln auf den Lippen und derselben Faszination in den Augen, die auch sie empfand.
„Nein“, sagte er schließlich und das Lächeln wurde etwas deutlicher. „Das ist ein Hochzeitsflug.“
Sie sah wieder die Drachen an. Natürlich! Der bunte Drache musste ein männliches Tier sein, das um das Weibchen warb! Deswegen vollführte er immer wieder diese Bögen um ‚seine Angebetete‘ herum und – Oh! – flog jetzt sogar in einer Spirale steil in den Himmel, um sich dann fallen zu lassen, dem Weibchen seine schillernde Bauchseite präsentierend. Diese Aktion schien endlich Wirkung zu zeigen, denn das weibliche Tier stieß einen ähnlichen, so zärtlich klingenden Laut aus wie er zuvor, sank selbst ein wenig tiefer und rieb im Flug ihren Kopf gegen die Halsunterseite des Männchens. Den nächsten eleganten Bogen flogen sie gemeinsam, Kopf an Kopf, immer wieder den Körperkontakt zueinander suchend.
Jenna stand mit offenem Mund und völlig unbeweglich da, während sie das Gefühl hatte, dass sich ihr Herz öffnete und ihren ganzen Körper mit zusätzlicher Wärme flutete.
„Wie wunderschön“, kam es ihr in einem andächtigen Flüstern über die Lippen und sie atmete tief ein und wieder aus. Sie bedauerte es fast, als die Drachen sich wieder entfernten, denn sie hätte ihnen gerne noch länger zugesehen.
„Das würden die wenigsten bei dem Anblick von zwei so großen Drachen sagen“, hörte sie Marek neben sich sagen und zwang sich dazu, ihm wieder ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Er lächelte, wärmer als sonst.
„Aber sie sind doch schön“, verteidigte sie sich. „Ich meine nicht nur ihr Aussehen, sondern die Art, wie sie sich bewegen, wie sie fliegen, als wären sie federleicht und diese Eleganz…“
Er stieß ein leises, dunkles Lachen aus, das einen minimalen Schauer ihren Rücken hinunterjagte. Es war aber auch verflucht kalt in den Bergen!
„Die Luft ist ihr Element“, erklärte er und strich Bashin, der immer noch ein wenig nervös war, beruhigend über die Stirn. „Sie sind die Herrscher des Himmels. Wunderschön anzusehen, jedoch auch sehr gefährlich, wenn man ihr Territorium betritt.“
„Das kann ich mir vorstellen“, stimmte Jenna ihm zu und tätschelte Bashins breiten Hals. Das Tier hatte sich vorbildlich verhalten. Sie kannte kein Pferd aus ihrer Welt, das so einen Anblick ertragen hätte, ohne durchzugehen. Aber wahrscheinlich war der Hengst an das plötzliche Auftauchen solcher Monster gewöhnt und das Vertrauen zu seinem Herrn war
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