Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
nicht darauf hereinfallen.
„Du sagtest auch, du würdest Leon töten, wenn du frei wärst“, hielt sie ihm vor, gespannt wie er darauf reagieren würde.
„Und das war keine Lüge“, überraschte er sie erneut mit seiner Ehrlichkeit und beugte sich ein wenig zu ihr vor. „Die Dinge, die da zwischen mir und Leon stehen, können nur auf eine Art und Weise gelöst werden: Einer von uns muss sterben. Und ich werde alles Nötige dafür tun, dass nicht ich derjenige bin. Du wirst bald feststellen, dass er dasselbe denkt, und glaube mir, wenn er die Möglichkeit hat, wenn du ihm nur für ein paar Minuten den Rücken zudrehst und nicht aufpasst, wird er wieder sein Glück versuchen.“ Marek hob demonstrativ seine gefesselten Hände. „Ich kann ihn verstehen – es gab für ihn noch nie eine bessere Gelegenheit.“
Jenna schluckte schwer und sagte erst einmal nichts. Sie hätte gern das Ganze mit einer wegwerfenden Geste von sich gewiesen, sich eingeredet, dass Marek nur versuchte sie und Leon gegeneinander auszuspielen – und sie war sich eigentlich auch sicher, dass er das tat – doch ein kleiner Teil von ihr selbst wusste, dass der Mann nicht ganz falsch lag, wusste, dass Leon solch ein Handeln durchaus zuzutrauen war. Natürlich brachten diese Gedanken sofort das Unbehagen und den unangenehmen Druck in ihrem Bauch zurück, wurde sie dadurch doch daran erinnert, dass sie gegenwärtig keinen Plan hatten, nicht wussten, was sie mit Marek machen und wie sie ihre Reise nach Trachonien fortsetzen sollten.
„Ich lasse das nicht zu“, sagte Jenna schließlich leise und sah ihm dabei fest in die Augen. „In meiner Gegenwart wird niemand getötet – weder du noch Leon noch sonst jemand!“
„Und du meinst, du kannst dich damit durchsetzen? Hier in diesem Land?“
Sie nickte entschlossen, ergriff das Amulett und hielt es etwas in die Höhe. „Ich denke, solange ich das hier habe, habe ich auch das Sagen.“
Mareks Augen fixierten den Schmuckstein, bevor sie sich wieder auf ihr Gesicht richteten. „Dann solltest du gut darauf aufpassen“, riet er ihr mit einem erstaunlich sanften Lächeln. „Denn ohne das Amulett wirst du mit deiner Einstellung nicht lange in dieser Welt überleben.“
Seine Worte zerschlugen ihre neu gewonnene Zuversicht viel zu rasch wieder, weil sie genau fühlte, dass er damit Recht hatte. Zweimal schon war sie nur knapp mit ihrem Leben davongekommen. Die Wunden an ihrem Körper erinnerten sie schmerzhaft daran, dass sie eigentlich nur Glück gehabt hatte. Und das Glück war kein verlässlicher Kamerad – das hatte sie schon früh in ihrem Leben gelernt.
„Dann wird sie es halt nicht mehr ablegen“, ertönte Leons Stimme auf einmal aus der Dunkelheit des Waldes und ließ Jenna heftig zusammenzucken. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass er sich wieder an sie herangeschlichen hatte. Und warum war er so leise gewesen? Hatte er sie beide belauscht?
Ihr Freund trat mit einem Stapel Holz in das Licht des Feuers und legte diesen dann neben Jenna ab. Er wirkte verändert, nicht mehr so bekümmert und angespannt. Und spielte da nicht sogar ein kleines Lächeln um seine Lippen?
„Lass dich von ihm nicht einschüchtern“, wandte er sich an sie. „Er wird uns bald nichts mehr anhaben können.“
Jenna runzelte die Stirn, gewann aber schnell den Eindruck, dass Leon dieses Mal nicht davon sprach, Marek zu töten. „Heißt das, du hast eine gewaltfreie Lösung für unser Problem gefunden?
Er nickte und sein Lächeln wurde zu einem zufriedenen Grinsen.
„Und?“ Sie konnte kaum die Aufregung aus ihrer Stimme heraushalten. „Wie lautet diese?“
„Du kannst dich gewiss noch daran erinnern, wohin wir reiten wollten, oder?“
Sie nickte etwas zu eifrig.
„Kannst du dich auch daran erinnern, was ich dir über Alentara bezüglich Mareks erzählt habe?“ Sein Grinsen wurde noch breiter, doch er sah nicht sie an, sondern Marek, der ihr Gespräch interessiert verfolgt hatte und nun ein ziemlich entsetztes Gesicht machte.
„Das wagst du nicht, Shuzma!“ stieß er unbeherrscht aus und bewegte sich ein wenig vor, was dazu führte, dass Leons Hand sich sofort auf den Knauf seines Schwertes legte.
„Du hast mir gar nichts zu befehlen, Tashor!“ zischte ihr Freund zurück. „Ich kann mit dir machen, was ich will. Du bist mein Gefangener!“
„Hey! Stopp!“ fuhr Jenna dazwischen und erhob sich, sah verärgert von einem zum anderen. „Könnte mir mal einer erklären, um was genau es
Weitere Kostenlose Bücher