Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
einem Balken aufgehängt. Vielleicht sollte er davon noch etwas mitnehmen. Dann gab es noch einige landwirtschaftliche Geräte, die an den Wänden hingen und standen und einen Stapel Brennholz, der wohl nicht zum Verkauf gedacht war, sondern eher für den kleinen Kamin in einer Ecke, der den Raum im Winter heizte. Der Anblick dieses Stapels machte Leon noch nervöser, als er ohnehin schon war. Jenna hatte versprochen ein wenig Brennholz für die Nacht zu sammeln. Es war nicht gefährlich Brennholz zu sammeln, jedenfalls nicht mehr, wenn man einen magischen Stein besaß, der einen beschützte. Doch das Mädchen war nicht allein.
Niemals in seinen Leben hätte sich Leon träumen lassen, Jenna allein mit Marek zu lassen. Nicht mit diesem Mann und bestimmt nicht nach allem, was bisher passiert war. Und dennoch hatte er es letzten Endes getan. Jennas Argumente waren einfach besser gewesen als die seinen. Sie brauchten mehr Wegzehrung, weil sie nun mehr Personen waren und Marek es ohne Nahrung nicht bis Trachonien schaffen konnte. Sie mussten sich für dieses heikle Unterfangen bestmöglich ausrüsten, wenn sie Erfolg haben und überleben wollten.
Mit Marek hatten sie allerdings nicht in das Dorf reiten können. Die Gefahr, dort vielleicht auf andere Bakitarer-Krieger zu treffen, war zu groß und dem Mann war es zuzutrauen, dass er die Angst der Dorfbewohner vor ihm und seinesgleichen dazu nutzte, um Hilfe für sich zu mobilisieren. Sie mussten diesbezüglich sehr vorsichtig sein und möglichst vermeiden, dass er anderen Menschen begegnete, solange er ihr Gefangener war.
Als Leon Jenna hatte ins Dorf schicken wollen, hatte sie ihn mit dem Argument geschlagen, dass sie die Sprache der Menschen dort nicht beherrschte und mit ihrem Gestammel gewiss nicht weit kommen würde. Doch er war sich sicher, dass es ihr auch darum gegangen war, ihn mit Marek nicht allein zu lassen. Traurigerweise traute sie Leon nicht mehr – ein Problem, an dem sie später unbedingt noch arbeiten mussten.
Leon seufzte. Es hatte lange gedauert, bis Jenna ihn überzeugt hatte, dass es keine andere Möglichkeit gab, als dass er in das Dorf ritt, um die Sachen zu holen. Er war nicht geritten – er war geflogen. Als er sein Pferd vor dem Laden durchpariert hatte, war es so verschwitzt gewesen, dass es keine einzige trockene Stelle mehr an dem Tier gab. Er wusste, dass es nicht gut war, dem Tier so etwas anzutun, aber sie würden über Nacht in der Nähe des Dorfes bleiben, so hatte es genug Zeit sich wieder zu erholen.
Jenna allein mit Marek. Leon hatte das Gefühl, vor Nervosität fast durchzudrehen. Der Mann war so unberechenbar und das Mädchen so naiv. Wie schnell sie ihm seine Taten hatte verzeihen können… Leon hatte es kaum glauben können. Er hatte sie vor den Unaks gerettet – schön. Aber das war gewiss nur aus Eigennutz geschehen und nicht weil er ein guter Mensch war. Marek ein guter Mensch – ha ! Das war ein Widerspruch in sich. Er war immer noch der Meinung, dass ihre Probleme am besten gelöst werden würden, wenn sie ihn töteten. Gut, vielleicht würde das Nadir sehr wütend machen – und Nadir zum Feind zu haben, war wahrscheinlich noch schlimmer. Nur dieser Gedanke hielt Leon zurzeit davon ab, diesem Teufel die Kehle durchzuschneiden. Wie er das genießen würde…
Und Jenna… Er wurde aus diesem Mädchen einfach nicht schlau. Er hatte das Gefühl gehabt, dass sie ihn mochte, ihm vertraute und dann tat sie so etwas, benutzte magische Kräfte, um seinen Feind – seinen Feind!! – zu retten. Er war so erschüttert, so enttäuscht gewesen. Er musste zugeben, dass auch sein Vertrauen zu ihr unter den Geschehnissen der letzten Stunden gelitten hatte und er sich fragte, auf welcher Seite sie tatsächlich stand. Im Grunde kannte er sie noch gar nicht gut genug, um ihr wirklich zu vertrauen, sich ihr zu öffnen, wie er das zuvor getan hatte. Gott, er hatte ihr so viel verraten! Was war, wenn sie ihm die ganze Zeit nur etwas vorgemacht hatte, wenn sie genauso hinterhältig und egoistisch wie ihre Tante war oder gar mit diesem Demeon zusammenarbeitete?
Leon schüttelte den Kopf. Nein. So schlecht war seine Menschenkenntnis nicht und er war sich sicher, dass sie nicht so bösartig war. Nur naiv und zu gutgläubig für diese Welt. Sie versuchte ihre ethischen und moralischen Werte beizubehalten, wusste noch nicht, dass das hier nicht möglich war – nicht wenn man überleben wollte. Wahrscheinlich hoffte sie sogar darauf, Marek zu
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