Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
ihnen hinüber grinste. Seine Hände ballten sich zu Fäusten.
„Danke“, hörte er Jenna sagen, dann ging sie an ihm vorbei, ihre Kleider im Arm, und eilte auf das dichte Buschwerk ganz in ihrer Nähe zu, vermutlich um sich dort, geschützt vor neugierigen Blicken wieder anzukleiden.
Leon holte tief durch die Nase Luft. Er verspürte das dringende Bedürfnis sich auch einmal abzukühlen, um wieder zu Verstand zu kommen. Diese Gefühlsschwankungen zwischen Hass und Begierde konnten aber auch nervenaufreibend sein. Eiserne Beherrschung war die einzige Medizin dagegen. Und die musste er sich jetzt dringend auferlegen. Er war schließlich der Kopf dieser Truppe, derjenige der alles planen musste und die Verantwortung für alle trug. Von ihm hing es ab, ob ihr waghalsiges Unternehmen gelang oder zusammenbrach. Seine Idee Marek an Alentara zu verkaufen, war gut, aber auch sehr schwierig auszuführen. Einfacher wäre es gewesen, ihn zu töten. Doch Jenna musste ja stur bleiben, konnte nicht einsehen, dass in Falaysia andere Gesetze galten. Sie war zu sensibel. Zu sensibel für ihn, für Marek und eigentlich auch für diese Welt. Das machte die Sache nicht gerade leichter.
Manchmal fragte sich Leon, ob er ohne sie besser dran gewesen wäre. Doch meist genügte es schon, sich an die letzten brenzligen Situationen zu erinnern, um sich selbst klarzumachen, dass er ohne sie wahrscheinlich gar nicht mehr am Leben sein würde, und er schämte sich dann für seine Gedanken. Jenna war zwar nicht leicht zu händeln, aber sie war ihm bisher eine ziemlich große Hilfe gewesen, auch wenn er das nur sehr ungern zugab.
Leon seufzte und lief zurück zum Lager, um weiter die Sachen zusammenzupacken. In seine Seele war wieder etwas Ruhe eingekehrt und so störten ihn die spürbaren Blicke Mareks nicht mehr so sehr. Er musste einfach den direkten Kontakt mit ihm stärker vermeiden, ihn ignorieren, wenn es nötig war, und ihn aber dennoch nicht wirklich aus den Augen lassen. Das war ebenfalls nicht leicht, aber machbar.
Wenn er so nachdachte, sah alles eigentlich gar nicht so schlecht aus. Er musste nur dafür sorgen, dass Marek sich unterwegs nicht befreien konnte und ihnen auf diese Weise einen Strich durch die Rechnung machte. Notfalls würde er ihn von Kopf bis Fuß verschnüren und auf einer Trage hinter den Pferden herziehen.
Nein, Marek würde ihn nicht überlisten und fliehen können. Es war riskant gewesen, ihn unter Jennas Aufsicht zu stellen. Sie ließ sich so schnell einschüchtern. Leon würde es nicht noch einmal tun, jedenfalls nicht, wenn es nicht ein absoluter Notfall war. Er würde seinen Gefangenen mit Argusaugen bewachen, bis er endlich in Alentaras Kerker gestoßen wurde. Das schwor er sich, als er seine Decken auf den Rücken seines Pferdes schnallte. Dann würde alles gut werden. Die Frage war nur, was er tun würde, wenn sein Plan nicht aufging, wenn Marek floh oder Alentara ihn nicht haben, nicht mit ihnen verhandeln wollte. Darüber hatte er sich noch gar keine Gedanken gemacht. Es war schlecht, wenn man im Notfall keinen Reserveplan parat hatte.
Also musste schnell einer her, so schnell, wie es nur ging. Und das war schon wieder ein Problem, denn schnelle Pläne waren oftmals auch sehr schlechte Pläne. Doch die Zeit drängte und ein schlechter Plan war besser, als gar keiner. So beschloss Leon, die nächste Zeit ihres langen Rittes darauf zu verwenden, einen schnellen, schlechten Plan zu entwickeln, der ihnen das Leben retten sollte, falls alles andere schief ging. Und er fühlte sich gar nicht gut dabei, denn er war schon immer ein ausgemachter Pechvogel gewesen.
B ö se W endungen
E s war wirklich schade, dass die Erfrischung eines Bades nicht ewig anhalten konnte. Jenna spürte schon nach kaum einer halben Stunde keinen Hauch mehr von Frische in ihren Knochen. Sie schwitzte unter den warmen Strahlen der Sonne und der leichte Muskelkater, den sie einfach nicht loswurde, wollte ihr glatt ihre gute Laune verderben. Hinzu kam noch, dass Leon nicht auf sie hören wollte und Marek immer noch laufen ließ, obwohl ihm doch klar sein musste, dass sie sehr viel schneller vorwärts kommen würden, wenn auch Marek auf seinem Pferd saß.
Ihr Gefangener hatte sich bisher tadellos benommen und noch nicht einmal im Ansatz den Eindruck erweckt, als wolle er fliehen – selbst in den seltenen Momenten, in denen er für ein
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