Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
keine Ahnung, warum der Mann so wütend war und was er zu ihr gesagt hatte. Alles, was sie empfand, war Angst. Warum konnte er nicht weiterziehen wie die anderen auch?
„Hamat-di. Hamat-di“, erwiderte Gideon für sie mit demütig gesenktem Haupt. „Sel ido sar e folo jag. Hamat-di.“
Der Mann lachte verärgert und sein Habicht-Gesicht verzog sich dabei zu einer hasserfüllten Maske. Jenna wurde heiß und kalt zur gleichen Zeit, als der Krieger zu seinem Schwert griff und es mit einem sadistischen Grinsen zu ziehen begann, während er sich ein wenig zu ihr hinab beugte.
„Fero mi-so te faco zeribre…“, lächelte er, erstarrte aber in der Bewegung, als eine laute Stimme zu ihnen hinüber tönte.
Jennas Blick flog hinüber zu der Kriegertruppe, die sich bereits ein gutes Stück entfernt hatte. Einer der anderen Krieger hatte sein Pferd durchpariert, das nun ein wenig stieg, und rief dem Mann vor ihr etwas in einem ziemlich strengen, ungeduldigen Ton zu. Wenn sie sich nicht irrte, war es der Mann mit den Eisaugen und er schien über dem Krieger vor ihr zu stehen, denn der machte plötzlich einen enttäuschten, mürrischen Eindruck und steckte sein Schwert wieder zurück. Mit einem letzten abfälligen Blick auf sie und Gideon trieb auch er wieder sein Pferd vorwärts und schloss sich dem weiter reitenden Trupp an.
„Großer Gott!“ stieß Gideon mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung aus, dann sah er sie kopfschüttelnd an. „Ist dir klar, wie gefährlich das gerade eben war?“
Jenna schluckte schwer und nickte dann beklommen. „Es… es tut mir so leid. Ich… ich… weiß nur nicht, was hier los ist… Ich…“ Sie schloss die Augen, atmete tief durch die Nase ein und wieder aus. Erst dann war sie dazu in der Lage, wieder einen vollständigen Satz zustande zu bringen. „Was waren das für… Menschen?“
„Nadir-Krieger“, sagte Gideon leise mit einem verstohlenen Blick in Richtung der Männer.„ Es gibt nichts Schlimmeres!“
Jenna nickte. Das konnte sie sich leibhaftig vorstellen. Umso mehr wunderte es sie, dass die Wächter vor den Toren Xadreds diese Krieger nun wortlos passieren ließen.
„Sie haben das Sagen in Allgrizia“, erklärte Gideon weiter, als könne er ihre Gedanken lesen. „Niemand wagt es, sich ihnen in den Weg zu stellen, es sei denn er ist völlig verrückt. Die Menschen haben Angst vor ihrer Brutalität, ihrem Kampfgeschick und den magischen Kräften Nadirs.“
Jenna fühlte, wie bei diesen Worten erneut ihre so schön verdrängte Panik aufkam, ihr Verstand erneut damit zu kämpfen hatte, zu begreifen, was hier mit ihr passierte. Dies hier widersprach jeder Logik, konnte einfach nicht die Realität sein. Und doch spürte Jenna, dass es so war.
„Magische Kräfte?“ fragte sie mit zugeschnürter Kehle.
„Ja“, meinte Gideon. „Es gibt nicht viele, die solche Kräfte haben, aber wer sie besitzt, ist mächtiger, als man es sich vorstellen kann.“
Jenna war schlecht. Das alles wurde immer abstrakter, immer verrückter. Magie? So etwas existierte doch gar nicht!
‚Ganz ruhig‘, sprach sie sich zu. ‚Panik wird dich nicht weiterbringen, sondern dir nur schaden. Du musst die Nerven behalten, versuchen das alles zu verstehen, logischer zu machen.‘
Gut – wenn das hier tatsächlich eine fremde Welt war, eine mittelalterliche Parallelwelt, dann hatte Demeon sie wahrscheinlich mittels übernatürlicher Kräfte hierher gebracht. Übernatürliche Kräfte konnte man auch als Magie bezeichnen, wenn man wollte. Und warum sollte es dann nicht auch hier noch jemanden geben, der solche Kräfte besaß? Sie sollte sich darüber freuen, denn vielleicht konnte dieser jemand sie ja dann auch mit diesen Kräften wieder zurück in ihre Welt bringen. Gott! Klang das verrückt!
„Und wer… wer ist dieser Nadir?“ fragte sie ein wenig gefasster.
„Er ist der mächtigste Mann, den es je in dieser Welt gegeben hat“, antwortete Gideon fast ehrfürchtig. „Ein Magier, den bisher noch niemand besiegen konnte. Und er hat eine riesige Streitmacht aufgebaut, mit der er die Könige der meisten Länder besiegt und sie und ihre Truppen vernichtet hat und große Teile Falaysias beherrscht. Auch Allgrizia zählt leider zu seinen Besitztümern. Es heißt, er wurde in diesem Land geboren.“
Jenna hatte gar nicht gemerkt, dass sie während ihres Gesprächs weitergegangen waren, aber mittlerweile waren sie an dem großen Haupttor der Stadt angelangt und einer der Wachleute kam auf
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