Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
Dingen nach den Initiatoren dieser Überfälle. Sie scheinen auch hier jemanden zu suchen. Die ganze Stadt wimmelt nur so von Kriegern.“
„Ich weiß“, erwiderte Gideon. „Wir sind am Stadtrand einer Gruppe begegnet. Ist denn wirklich jemand der Renon-Krieger in der Stadt?
Die Alte nickte. „Die meisten sind allerdings schon geflohen, bis auf einen…“ Ein seltsames Lächeln erschien auf ihren spröden Lippen. „Er wird sich bestimmt freuen, dich nach so langer Zeit wiederzusehen.“
Gideon sah sie mit großen Augen an. „ Er ? Er ist hier? In diesem Haus?“
Die Alte nickte wieder, legte einen Finger an die Lippen und lief in die Ecke, in der der Hund lag. Das Tier stand sofort bereitwillig auf und verzog sich unter den Tisch.
Jenna beobachtete stirnrunzelnd, wie die Alte das Stroh zur Seite schob und die Klappe öffnete, die darunter zum Vorschein kam. Ihr gefiel es gar nicht, dass sie sich in demselben Haus befand, in dem sich auch ein Flüchtling versteckte. Das brachte sie und Gideon in große Gefahr. Doch Gideon schien eher erfreut als beängstigt und das beruhigte sie etwas. Der alte Mann hatte bisher immer die richtigen Entscheidungen getroffen, also würde er es gewiss auch jetzt tun. Vermutlich wog er sich hier in Sicherheit.
„Los“, flüsterte die Alte, „geht hinunter! Ich glaube, er kann euch besser weiterhelfen als ich!“
Gideon kam ihrer Aufforderung ohne zu zögern nach und schenkte ihr noch ein Lächeln, bevor er hinunterstieg. Jenna folgte ihm mit klopfendem Herzen. Sie hatte kein so gutes Gefühl bei der Sache. Wenn die Person dort unten die einzige war, die ihr helfen konnte, dann befand sich Jenna in einer mehr als unglücklichen Lage. Sie war von einem Menschen abhängig, dessen Leben am seidenen Faden hing. Wenn er getötet wurde, war sie verloren. Wunderbare Aussichten!
Sie war positiv überrascht, als sie unten angekommen war. Sie befand sich nicht etwa in einem stickigen Keller, sondern in einem angenehm belüfteten Wohnraum, der durch ein paar Fackeln an den Wänden erhellt wurde. Auch hier gab es wieder einen Tisch, mehrere Stühle und sogar mit Stroh ausgefüllte Decken, die als Matratzen dienten. Dieser Raum diente wahrscheinlich des Öfteren als Zufluchtsort von Geächteten.
Jenna sah Gideon fragend an.
„Ich habe dir gesagt, dass ich jemanden kenne, der dir helfen kann“, erklärte er. „Nun, wie du siehst, bist du nicht die einzige, die Hilfe braucht.“
„Ja, das sehe ich“, gab Jenna zu und lächelte, während sie sich weiter im Raum umsah.
Irgendwo nahm sie eine Bewegung wahr. Sie erkannte, dass der Raum noch größer war, als sie angenommen hatte, und im hinteren dunkleren Teil saß jemand und sah misstrauisch zu ihnen hinüber. Schließlich stand er auf und ging auf sie zu. Er war groß und schlank, hatte dunkles, halblanges Haar und ausdrucksvolle Augen, die sie prüfend ansahen. Er trug im Gegensatz zu den meisten Leuten in Xadred recht gepflegte Kleider: Ein weißes Leinenhemd, eine braune Weste, weiche Wildlederhosen und eben solche Stiefel. Er war mit einem Schwert bewaffnet, das an seiner linken Seite hing, und aus einem Gürtel ragte der verzierte Griff eines Dolches.
Der Mann wandte sich ihrem Begleiter zu. „Gideon“, sagte er mit einem Nicken und lächelte.
„Leon“, gab der Ältere mit leuchtenden Augen zurück. Dann lösten sich die beiden Männer aus ihrer starren Haltung und fielen sich in die Arme.
Jenna wusste diese plötzliche Freude nicht richtig einzuordnen, bis ihr einfiel, dass sie den Namen dieses Mannes schon einmal vernommen hatte. Leon war der Junge, den Gideon damals im Wald gefunden hatte, genauso wie sie. Er war derjenige, der ebenfalls aus ihrer Welt stammen sollte. Eigentlich hätte sie sich jetzt ebenfalls freuen müssen, aber sie konnte es nicht. Dieser Mann stammte vielleicht aus ihrer Welt, aber für sie war er ein Fremder wie jeder andere Mensch in Falaysia auch.
Leon sah nun zu ihr hinüber, mit einem Blick, der deutlich zeigte, dass er sie als Störenfried empfand.
„Ched ido ga?“ fragte er Gideon mit einem Kopfnicken in ihre Richtung.
Gideons glücklicher Gesichtsausdruck verschwand, so als hätte man ihn an eine unangenehme Sache erinnert, und Jenna war darüber ein klein wenig verärgert.
„Das ist Jenna“, erklärte Gideon auf Englisch.
Der junge Mann runzelte die Stirn. „Eine Frau?“ fragte er nun ebenfalls erstaunt in der ihr vertrauten Sprache zurück, während er sie kurz
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