Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
den Truppen stoßen. Dann konnte Leon sich selbst wieder um sie kümmern und mit ihr Pläne schmieden, wie sie wieder nach Hause zurück gelangen konnten. Die Frage war nur, ob sie es überhaupt bis nach Vaylacia schafften. Marek war wie ein Bluthund. Wenn er erst einmal ihre Spur aufgenommen hatte, grenzte es fast an ein Wunder, wenn sie ihm wieder entkamen. Leon hoffte nur, dass er noch nicht in der Stadt war und sie genug Zeit hatten, eine möglichst große Entfernung zwischen sich und diesen Mann zu bringen.
Er bog um die nächste Ecke und prallte zurück. Ein Trupp Krieger kam direkt auf ihn zu. Schnell duckte er sich hinter eine Regentonne und wartete mit klopfendem Herzen, die Hand um den Knauf seines Schwertes gekrampft. Er hielt den Atem an, als die Krieger an ihm vorbei marschierten, und atmete erst wieder aus, als ihre Schritte auf der Straße verhallt waren. Zögernd stand er auf. Er konnte von Glück reden, dass sie ihn nicht entdeckt hatten. Es gab nichts Erniedrigenderes, als seinen Feinden direkt in die Arme zu laufen. Wahrscheinlich hätten sie ihn ausgelacht und dann getötet… oder auch nicht. Marek wollte das bestimmt lieber selbst tun und hatte jedem seiner Männer befohlen, ihm kein Haar zu krümmen und ihn zu ihm zu bringen. Er würde sich einen Spaß daraus machen, ihn selbst zu töten. Das passte so zu ihm.
Leon schüttelte sich bei dem Gedanken daran, straffte dann die Schultern und ging nun wesentlich verhaltener um die Ecke. Nun war die Straße wieder leer und er konnte ungehindert seinen Weg fortsetzen. Bald hatte er gefunden, wonach er gesucht hatte: Den Goldfasan.
Der Goldfasan war eine Spelunke übelster Art. Hier gingen die schlimmsten Verbrecher, wildesten Krieger und gemeinsten Betrüger ein und aus. Aber es war auch eine Spelunke, die sich weigerte, Bakitarer zu beherbergen, und das war für Leon mehr als günstig. Außerdem verkaufte der Wirt auf dem Hinterhof prächtige Pferde und er und seine Knechte stellten keine dummen Fragen. Das war genau das, was Leon brauchte.
Die Leute erzählten, dass der Wirt die Tiere einfing, wenn ihre Besitzer, bei denen es sich meist um Krieger handelte, im Kampf gefallen waren, um sie dann schnell und gewinnbringend zu verscherbeln. Doch das war Leon egal. Selbst wenn der Mann die vorherigen Besitzer eigenhändig gemeuchelt hätte, es wäre ihm egal gewesen. Er brauchte diese Pferde. Sein eigenes konnte er nicht mehr holen. Dorthin zurückzugehen, wo nach ihm gesucht wurde, würde einem Selbstmord gleichkommen.
Leon betrat den Hinterhof durch einen Nebeneingang. Zu seiner Freude brannte noch Licht im Stall, also musste jemand da sein, der ihm helfen konnte. Er sah sich kurz um und eilte dann über den dunklen Hof. Vor der morschen Tür des Stalls, durch deren Ritzen das gedämpfte Licht schien, blieb er stehen. Er atmete einmal tief durch, um sich zu sammeln und klopfte dann vorsichtig an.
Der Mann, der ihm öffnete, war alt und mager. Er stützte sich schwer atmend auf einen Stock und musterte Leon kurz, bevor sein Blick den seinen suchte. Wache, listige Augen blickten ihm entgegen und sagten Leon, dass das Äußere des Mannes täuschte. Das war ganz gewiss kein schwächlicher, nachgiebiger Verhandlungspartner und es würde bestimmt kein leichter Handel werden.
„Ihr seht müde aus“, stellte der Alte mit einem schiefen Grinsen fest und entblößte dabei ein paar Goldzähne. Anscheinend liefen die Geschäfte für ihn derzeit ziemlich gut.
„Ihr seid wohl einmal zu oft zu Fuß gereist!“ setzte er hinzu und lachte meckernd. „Ich wüsste schon, womit ich euch helfen könnte.“
„Zwei“, sagte Leon knapp. „Robust, umgänglich und nicht zu teuer.“
Der Alte sah kurz nach rechts und links über Leons Schultern und trat dann ein wenig zur Seite, den Blick auf den dunklen Innenhof freilegend. „Kommt herein“, sagte er. „Ich glaube, ich hab da was für euch!“
Leon atmete erneut tief durch. „Auf in den Kampf“, murmelte er und kam der Aufforderung des Alten nach. Er hoffte nur, dass er noch genug Kraft besaß, um diesen Handel durchzustehen, ohne allzu viel seines spärlichen Vermögens zu verlieren.
B egegnungen
E in Bett. Ein weiches, kuscheliges Bett, mit einer Daunendecke und einem Kissen. Das war alles, was sich Jenna im Augenblick wünschte. Es musste nicht einmal ihr eigenes sein. Ihr war ganz gleich, welche Farbe es hatte und aus welchem Holz es geschnitten war.
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