Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
Hauptsache, es war ein Bett mit einer Art Matratze und sie hatte das Vergnügen, darin zu schlafen. Aber wo, um Himmels Willen, sollte es in dieser Gegend ein Bett geben, geschweige denn etwas, das in irgendeiner Weise an eine Schlafstätte erinnerte? Hier gab es ja noch nicht einmal Häuser oder Hütten oder etwas anderes, das an eine menschliche Zivilisation erinnerte, das ihr sagte, dass sie nicht völlig allein in dieser Welt waren. Überall, wo sie hinsah, gab es nur Bäume, Büsche und dichtes Unterholz. Der Weg war schmal und die Zweige der Büsche und Bäume hingen oft so weit in den Weg hinein, dass sie sich ducken oder ihre Arme vor ihr Gesicht halten musste, damit ihr keine Zweige in die Augen schlugen.
Doch selbst wenn sie wieder aus dem Wald heraus kamen und vielleicht sogar auf ein kleines Dorf stießen, so gab es dort bestimmt keinen angenehmen Schlafplatz, ganz davon abgesehen, dass Leon nicht gerade den Eindruck machte, als wolle er bald eine Pause einlegen.
Jenna fragte sich, wie es ihm gelang, die Strapazen dieser Flucht zu verkraften und dabei noch so frisch und munter auszusehen. Sie waren die ganze Nacht und den folgenden Tag durch geritten, um möglichst schnell eine große Entfernung zur Stadt zu gewinnen, und nun dämmerte es schon wieder.
Jennas Hintern schmerzte entsetzlich und sie hatte das Gefühl, dass sie mehr auf ihrem Pferd hing als saß. Das Pferd hatte daran natürlich keine Schuld. Leon hatte einen guten Geschmack bewiesen, was Pferde anging. Beide Tiere waren recht hübsch und relativ groß. Sie waren kräftig, aber nicht plump und schienen den langen Ritt gut zu verkraften. Und sie besaßen phantastisch weiche Gänge, jedenfalls das Pferd, auf dem Jenna saß. Deshalb war das Reiten für sie auch am Anfang gar kein Problem gewesen. Sie konnte reiten, sehr gut sogar. Nur hatten die Ausritte, die sie zu Hause immer gemacht hatte, nie länger als drei Stunden gedauert. Und selbst diese hatten schon zu einem schmerzenden Gesäß und Muskelkater geführt.
Mittlerweile fühlte Jenna ihren Körper kaum noch. Sie hing wie ein nasser Sack im Sattel und versuchte verzweifelt ihre Augen offen zu halten. Es war interessant, wie schnell sich Schlaf- und Wachphasen ablösen konnten. Gut, dass sie nicht am Steuer eines Autos saß – der Sekundenschlaf würde auf dem Pferderücken kaum tödlich für sie enden. Was war sie nur für ein Weichei…
Und Leon? Leon saß kerzengerade auf seinem Pferd, beobachtete mit wachem Blick die Umgebung und sah sich ab und zu nach ihr um, mit einem etwas geringschätzigen Ausdruck in den Augen. Er gab sich nicht die Mühe, zu verheimlichen, dass sie ihm zur Last fiel. Doch Jenna besaß nicht die Kraft, sich darüber zu ärgern oder gar aufzuregen. Sie hatte schnell festgestellt, dass es derzeit keinen Sinn machte, diesen unfreundlichen Kerl in ein Gespräch zu verwickeln. Sie hatte es ein paar Mal versucht, hatte ihn dazu anregen wollen, ihr zu erzählen, woher er ursprünglich gekommen, wie er in diese Welt geraten war. Sie hätte auch gern gewusst, wohin sie ritten, vor wem sie flohen und weshalb. Doch alles was sie zu hören bekommen hatte, war, dass nun wirklich nicht der richtige Zeitpunkt war, um solche Dinge zu klären und er keine Lust und keine Kraft hatte, sich mit ihr länger zu unterhalten.
Sie war bei seiner letzten unhöflichen Reaktion ein wenig wütend geworden, hatte ihm gesagt, dass er sich unmöglich und ziemlich unfair verhielt, woraufhin er ihr mit einem furchtbar falschen Lächeln entgegnet hatte, dass sie keiner dazu zwang, mit ihm zu reiten und sie gern allein ihr Glück in diesem Land versuchen könne.
Unfair. Aber daran ließ sich nichts ändern. Leon war kein netter Mensch, doch sie war abhängig von ihm, musste sich zusammenreißen und sich seinem Willen fügen, solange sie nicht einen gewissen Wert für ihn besaß und er unbedingt wollte, dass sie ihn begleitete. Vielleicht würde er irgendwann ja wieder bessere Laune bekommen und sich dann dazu herablassen, sie über alle wichtigen Dinge aufzuklären, ihr zu erklären, was genau mit ihr passiert war und warum… Wenn er das überhaupt wusste.
Ihr Magen verkrampfte sich ein wenig bei diesem Gedanken und sie versuchte ihn schnell wieder abzuschütteln. Stattdessen versuchte sie an etwas Angenehmeres zu denken, an jemand Netteren wie… Gideon… an den viel zu kurzen Abschied von ihm, an die Besorgnis in seinen traurigen Augen. Was hatte er zuletzt gesagt? Sie solle niemals
Weitere Kostenlose Bücher