Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
Stirn.
„Leon?“ flüsterte sie zaghaft.
Die Person zuckte zusammen und sah sich irritiert um. Schließlich hatte sie Jenna entdeckt und kam auf sie zu. Jenna atmete erleichtert auf, als sie erkannte, dass es sich wirklich um ihren Freund handelte.
„Gott sei Dank!“ stieß er leise aus und drückte sie zu ihrer Überraschung kurz an sich. „Als ich das Feuer nicht wiedergefunden hab, dachte ich schon, ich hab mich völlig verirrt.“
Er machte eine kurze Pause um Luft zu holen. „Wir müssen sofort hier weg! Findest du den Weg zurück?“
Jenna schüttelte den Kopf. „Ich hab mich gar nicht weit vom Lager entfernt, aber… das Feuer muss ausgegangen sein.“
Leon zog seine Brauen zusammen. „Es ist aus?“
„Na ja, ich seh es jedenfalls nicht mehr“, gab sie leise zu.
Leon war anzusehen, dass auch er sich, ob dieser Nachricht, nicht mehr ganz wohl in seiner Haut fühlte.
„Das ist gar nicht gut“, murmelte er und sah sich angespannt um. „Hoffentlich haben sie nicht das Feuer ausgemacht. Dann wissen sie nämlich, dass wir hier sind.“
Jennas Herz machte einen kleinen Sprung und sie sah ihn entsetzt an. „ Sie ? Wen meinst du mit ‚sie‘?“
„Bakitarer“, antwortete Leon sehr leise. „Sie haben in unserer Nähe ein Lager aufgeschlagen. Ich hab es durch Zufall entdeckt, als ich ein wenig durch den Wald gewandert bin. Aber sie haben mich nicht gesehen. Dachte ich jedenfalls.“
„Wieso wanderst du nachts durch den Wald?“ fragte sie vorwurfsvoll. Sie war wütend auf Leon, so als könne er etwas dafür, dass sie mittlerweile in großer Gefahr schwebten.
„Ich leide seit geraumer Zeit an Schlafstörungen“, erklärte Leon leise und zog lautlos sein Schwert. Er sah sich ein weiteres Mal angespannt um. „Ich denke, es ist besser, wenn wir nicht zusammen gehen…“
Jenna wollte aufgeregt etwas dagegen einwenden, doch er hielt ihr mit sanftem Druck den Mund zu.
„Hör dir das erst mal an. Wir machen ihnen doch nur eine Freude, wenn sie uns beide zusammen erwischen. Wir können auf keinen Fall zu den Pferden zurückgehen. Wenn sie das Lager entdeckt haben, laufen wir ihnen direkt in die Arme. Also müssen wir zu Fuß fliehen, weil sie damit am wenigsten rechnen. Ich werde vorgehen und du kommst in einem kurzen Abstand nach, so dass du mich noch einigermaßen sehen kannst. Versuche so wenig Geräusche wie möglich zu machen und wenn sie mich erwischen sollten, musst du dich verstecken und dann versuchen allein zu fliehen.“
Jenna starrte ihren Freund für ein paar Sekunden nur erschüttert an, dann schüttelte sie verzweifelt den Kopf, obwohl sie genau wusste, dass er Recht hatte. Doch die Vorstellung, dass Leon etwas zustoßen könnte und sie dann ganz allein durch diese ihr so fremde Welt irren musste, war zu schrecklich. Schließlich war er der einzige Freund, den sie zurzeit hatte. Und sie war sich nicht sicher, dass sie es übers Herz bringen konnte, ihn im Stich zu lassen.
„Doch“, sagte er nachdrücklich und sah sie eindringlich an. „Du musst dann versuchen, dich allein nach Vaylacia durchzuschlagen, oder kehre um und geh zurück zu Gideon. Versprich mir das! Du musst es mir versprechen!“
Jenna war den Tränen nah, doch sie nahm sich schließlich zusammen und nickte tapfer. Es gab momentan keine andere Lösung, keinen besseren Plan und je länger sie hier standen, je mehr Zeit sie verloren, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit, dass man sie entdeckte und ihnen beiden etwas Schlimmes zustieß. Großer Gott – sie wollte gar nicht daran denken!
„Gut.“ Leon lächelte und strich ihr tröstend über die Wange. „Es wird schon gut gehen“, murmelte er. „Wir schaffen das!“ Er nickte ihr noch ein letztes Mal motivierend zu und machte sich dann so leise wie möglich auf den Weg.
Jenna musste sich zusammenreißen, um ihm nicht sofort hinterher zu stürzen. Es war so furchtbar dunkel und je weiter sich Leon von ihr entfernte, desto rasender schlug ihr Herz. Derzeit gab es für sie keine schlimmere Vorstellung, als allein in dieser furchtbaren Welt herumzuirren. Sie konnte das nicht, wollte das nicht…
Bald waren nur noch Leons Umrisse in der Dunkelheit zu erkennen, also umfasste Jenna ihren Stock noch fester und setzte sich ebenfalls in Bewegung. Das Knacken der dürren Zweige unter ihren Füßen klang übernatürlich laut in ihren Ohren und sie zuckte jedes Mal zusammen, wenn ein anderes Geräusch von irgendwoher ertönte. Ängstlich
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