Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
Jennas Panik noch weiter steigerte.
Der Kleinere trat noch näher an Jenna heran und verzog dann enttäuscht das Gesicht. Er sagte erneut etwas zu seinem Freund und wandte sich ein wenig von ihr ab, sodass sie schon erleichtert ausatmen wollte. Doch im nächsten Augenblick schoss sein Fuß hoch und traf Jennas Gesicht. Der Tritt hatte eine solche Wucht, dass sie rücklings zurück zu Boden geworfen wurde, und die Nacht um sie herum wurde für ein paar Sekunden noch dunkler, als sie ohnehin schon war. Dann setzte der Schmerz ein, dröhnend, unnachgiebig, kaum zu ertragen und trieb ihr die Tränen in die Augen und alles, was sie noch vernahm, war das rasende Pochen ihres eigenen Herzschlages in ihren Schläfen. Etwas Warmes, Nasses lief seitlich über ihre Lippen, dann ihre Wange hinunter. Jenna bewegte sich nicht mehr. Sie wollte nur noch sterben. Keine Tritte mehr, keine Schläge… bitte…
Ein lautes Krachen ertönte plötzlich aus dem Buschwerk ganz in ihrer Nähe, so als würde etwas Riesiges das Geäst durchbrechen und schließlich bestätigte das tiefe Schnauben eines Pferdes ihre Vermutung.
Als die Sterne langsam aufhörten vor ihren Augen zu tanzen, wagte sie es matt, ein wenig den Kopf zur Seite zu kippen. Sie erkannte verschwommen die dunklen Umrisse eines Mannes auf einem Pferd, das auf sie zukam und dann nur wenige Meter vor ihr stehenblieb. Wunderbar, noch jemand, der sie quälen wollte. Was würden sie erst machen, wenn sie entdeckten, dass sie eine Frau war? Jenna wollte gar nicht daran denken, ihr ging es so schon mies genug.
Eine tiefe Stimme fragte etwas knapp und streng und Jenna meinte selbst in ihrem lädierten Zustand zu fühlen, wie sich die beiden anderen Männer sofort anspannten.
„Ber-il he!“ kam es im Befehlston aus der Richtung des Reiters und der große Blonde setzte sich sofort in Bewegung, ergriff ihren Arm und zerrte sie grob auf die Füße. Die wollten doch nicht etwa, dass sie lief! Das war unmöglich. Sie war doch erledigt.
Jenna sackte kurz in sich zusammen, als der Krieger sie losließ, doch dann stand sie tatsächlich aus eigener Kraft. Es drehte sich zwar alles um sie und ihr Gesicht schmerzte furchtbar, aber sie stand. Sie wurde vorwärts gestoßen. Anscheinend überschätzten diese Krieger ihre Kräfte. Sie hatte nun große Probleme sich auf den Beinen zu halten und ihre Orientierung wiederzufinden, schließlich sah sie nur verschwommen, aber sie nahm sich zusammen. Wer wusste schon, wie unglücklich sie noch fallen würde. Vor dem Pferd blieb sie taumelnd stehen. Der Reiter beugte sich ein wenig zu ihr hinunter. Dann vernahm sie ein leises Lachen.
Die nächsten Worte, die an die anderen beiden Männer gerichtet waren, klangen nach einer Frage. Doch die Krieger schwiegen, auch wenn sie unglaublich viel Respekt vor dem Reiter zu haben schienen. Er musste eine ziemlich hohe Position unter den Kriegern innehaben.
Jenna kniff ihre Augen zusammen, in der Hoffnung damit etwas klarer im Kopf zu werden, doch stattdessen wurde ihr noch schwindeliger und sie begann zu wanken. Im selben Augenblicke schlang sich ein starker Arm um ihre Taille, sie wurde empor gerissen und landete bäuchlings auf dem Pferd, vor dem sie gerade noch gestanden hatte. Jenna blinzelte. Der Boden befand sich nun in etlichem Abstand unter ihr, also musste das Pferd ziemlich groß sein. Keine angenehme Aussicht. Wenn der Mann sie einfach wieder abwarf, würde sie sich ziemlich wehtun. Sie schielte nach rechts und entdeckte ein Bein, das in dunkles Leinen gekleidet war. Zu diesem Bein gehörte ein nackter Fuß. Der Mann hatte es vermutlich sehr eilig gehabt, sonst hätte er sich gewiss noch ein paar Stiefel angezogen. Sie versuchte etwas höher zu schielen, doch ein starkes Ziehen in ihrem Kopf ließ sie diesen Versuch sofort wieder abbrechen.
Es gab einen weiteren knappen Wortwechsel zwischen den drei Männern, dann setzte sich das Pferd ruckartig in Bewegung. Jenna wurde ein wenig übel. Das verursachte wahrscheinlich der Druck auf ihren Bauch, der in dieser Lage unvermeidlich war. Etwas anderes machte Jenna viel mehr zu schaffen. Sie hatte keine Angst mehr. Nein, diese hatte einer völligen, alles erduldenden Gleichgültigkeit Platz gemacht. Und das war gar nicht gut. Wenn man keine Angst mehr hatte, gab es keinen Grund mehr zu kämpfen. Man hatte aufgegeben. Und das wollte sie auf keinen Fall. Nur, was konnte sie tun? In dieser Situation wohl gar nichts, aber sie konnte versuchen, einen Plan zu
Weitere Kostenlose Bücher