Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
wussten – ihre letzten beiden Ex-Freunde eingeschlossen –, konnten sie ihr gestohlen bleiben. Das galt ebenso für Leon. Wenn er sich nicht für sie interessierte, war er ihr auch egal. Wie war doch ihre Devise? Lieber dick als dämlich.
Jenna legte gedankenverloren ihren Kopf ein wenig schräg. Eigentlich konnte sie gar nicht so schwer sein. Schließlich hatte dieser Marek sie auf sein Pferd gehoben und später über seine Schulter geworfen, als wäre sie ein Fliegengewicht. Entweder war er besonders stark oder sie hatte vielleicht schon ein wenig abgenommen. Viel hatte sie ja in letzter Zeit nicht gerade zu sich genommen und sie war ständig in Bewegung. Das konnte schon ganz schön an den Reserven zehren.
Sie sah kurz an sich hinunter. Durch die schweren, groben Kleider war nicht viel von ihrem Körper zu erkennen. Außerdem hatte sie auf dem Bauernhof ihre Binden um die Brust erneuert und sich somit wieder zum Mann gemacht. Der Bauer hatte für sein Stillschweigen darüber zwei Goldstücke extra bekommen und war daraufhin voll überschwänglichen Lobes für ihre Verkleidung gewesen. Jenna bezweifelte, dass er sein Maul halten konnte. Er hatte auf sie eher den Eindruck einer Plaudertasche gemacht. Und Marek wusste ohnehin, was sie war. Die Verkleidung schützte sie nur noch vor anderen üblen Gesellen.
Sie zog den groben Stoff etwas fester um ihre Taille. Hm, ja, es sah definitiv schlanker aus, aber das konnte natürlich auch ein Irrtum sein. So konnte sie das jedenfalls nicht deutlich feststellen.
„Was ist los?“ vernahm sie eine tiefe Stimme neben sich.
Jenna zuckte zusammen. Sie hatte Leon für einen Augenblick fast vergessen. Dabei war er doch der Grund für ihre Inspektion. Sie spürte, wie sie ein wenig errötete.
„Kratzt das Hemd?“
Sie schüttelte den Kopf und hoffte, dass Leon ihre Verlegenheit nicht bemerkte.
„Ich… äh…“, stotterte sie, „doch, ja, ein bisschen schon. Aber es ist auszuhalten. Das war nur nebenbei, so… beim Nachdenken.“
„Und woran hast du gedacht?“ fragte er lächelnd.
„An Marek“, sagte sie schnell und das war ja auch nicht gelogen. „Er wird uns sicher töten, wenn er uns in die Finger bekommt.“
Leons Lächeln war so schnell verschwunden wie es gekommen war und er wich ihrem Blick aus, sah für ein paar Sekunden besorgt in die Ferne. Dann schüttelte er den Kopf.
„Nein?“ fragte Jenna irritiert.
„Ich weiß nicht“, meinte Leon zögernd. „Ich frage mich schon die ganze Zeit, warum er uns nicht getötet hat, als wir ihm ausgeliefert waren. Stattdessen wollte er dich…“ Er brach ab und sah sie entschuldigend an, sich bewusst, wie unbedacht er seine Worte gewählt hatte.
Sie versuchte, sich nicht daran zu erinnern, was in dem Zelt passiert war, bevor sie Marek das Amulett vom Hals gerissen hatte, versuchte sein grässliches Gesicht, diese kalten Augen aus ihren Gedanken zu verbannen und schüttelte schließlich ganz leicht den Kopf, Leon damit suggerierend, dass es in Ordnung für sie war, weiter darüber zu sprechen. Sie war schon immer eine Meisterin darin gewesen, schlimme Dinge zu verdrängen und zu vergessen. Das machte Vieles einfacher… aber manchmal auch schwieriger.
„Vielleicht wollte er dich nur quälen, weil er dachte, ich bin so was wie… wie deine Freundin…“ Natürlich wurde sie nun richtig rot und senkte schnell den Blick.
„Vielleicht“, stimmte Leon ihr sanft zu. „Aber eigentlich passt das nicht zu ihm.“
Nun sah sie ihn doch wieder an, runzelte die Stirn. „Wie meinst du das?“
„Marek ist wie… wie…“, Leon hatte sichtliche Probleme das richtige Wort zu finden und dabei noch weiter seine heraufkochenden Gefühle im Griff zu behalten, „… wie eine tödliche Kampfmaschine. Wenn er auf ‚Töten‘ programmiert ist, dann tut er das auch – ohne zu zögern. Ich habe ihn noch nie zögern sehen. Er hat keine Gefühle, hat noch nicht einmal Freude am Leid anderer, was viele Männer seines Kalibers haben. Er verschwendet keine Zeit damit, seine Opfer zu quälen. Und gerade das macht ihn so gefährlich, denn in einem Kampf geht es manchmal um Sekunden, die über Leben und Tod entscheiden. Ein Mensch, der so gekonnt mit einem Schwert umgehen kann wie Marek und nie zögert, nie mit seinem Gewissen hadert und sich nie ablenken lässt, so jemand ist eine der tödlichsten Waffen, die es geben kann, und nur sehr schwer zu besiegen.“
Es war erstaunlich. Leon hasste Marek so tief und
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