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Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)

Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)

Titel: Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Linger
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dennoch konnte er nicht verbergen, dass er ihn in gewisser Weise bewunderte, vielleicht sogar beneidete.
    „Dass er dich in sein Zelt schleppt, anstatt mich zu töten… dass er überhaupt mit mir geredet hat, anstatt mir gleich den Kopf abzuschlagen…“ Leon schüttelte den selbigen beinahe fassungslos. „Ich verstehe das nicht. Es passt einfach nicht zu ihm.“
    „Warum hast du geglaubt, dass er dich töten will?“ erkundigte Jenna sich vorsichtig. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Leon sie nicht abwürgen, sich ihr dieses Mal tatsächlich öffnen würde.
    „Das ist eine lange Geschichte“, sagte er leise.
    „Meinst du nicht, wir haben gerade genügend Zeit?“ fragte Jenna ebenso leise zurück.
    Ihr Freund sah sie lange an, so als müsse er einen inneren Kampf mit sich ausfechten und stieß schließlich einen tiefen Seufzer aus. Es schien ihn zu quälen, darüber zu reden.
    „Ich bin jetzt schon über fünfzehn Jahre hier“, fing er dennoch leise an. „Innerhalb dieser Zeit gab es einen Machtwechsel hier in Falaysia, einen Machtwechsel, der nur durch einen schrecklichen Krieg durchgesetzt werden konnte. Als ich hier ankam, gab es noch einige größere Königreiche, die unter den permanenten Angriffen eines Bakitarerfürsten zu leiden hatten, der versuchte, große Teile Falaysias zu erobern. Ich und viele andere nehmen an, er wollte den ganzen Kontinent beherrschen. Er war der erste, dem es gelang, die unzähligen Stämme von Nomadenkriegern, die damals verstreut in den Ländern Falaysias lebten, zu einen und mit ihnen ein riesiges Heer aufzustellen. Er wütete in Falaysia wie ein Hurrikan. Die Menschen flohen und wagten es nicht, sich gegen ihn aufzulehnen. Bis Prinz Renon, dessen Vater das Land Otbaka im Westen Falaysias regierte, die anderen noch unberührten Königreiche zum Kampf aufrief…“
    Ein Lächeln glitt über Leons Gesicht, als er sich zurückerinnerte. „Kannst du dir Gideon als Krieger vorstellen?“
    Jenna musste lachen. „Nein“, meinte sie schmunzelnd.
    „Wir sind gemeinsam mit Tala vor den Bakitarern geflohen“, erzählte Leon weiter. „Als Gideon von dem Aufruf des Prinzen hörte, meldete er sich freiwillig. Er war damals noch ein stattlicher, kräftiger Mann mit einer unglaublichen Ausdauer. Ich ging mit ihm. Ich war damals nicht viel älter als fünfzehn…“ Leon brach ab, schien ganz in seinen Erinnerungen zu versinken, Erinnerungen, die nun einen Ausdruck tiefster Traurigkeit in seinen ausdrucksvollen Augen erscheinen ließen.
    „Warum?“ fragte Jenna sanft. „Warum hast du dich dazu entschieden mitzukämpfen, in den Krieg zu ziehen?“
    Leon sah sie immer noch nicht an, zuckte nur die Schultern. „Weil ich ein dummer Junge war? Weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte? Die ganze Welt war in Aufruhr und ich wollte… helfen… etwas tun, die richtige Seite unterstützen, das Böse bekämpfen…“
    Er seufzte erneut und schüttelte mit einem bitteren Lächeln den Kopf. „Ich wusste nicht, auf was ich mich da einließ, wusste nicht, was es bedeutet, in einen Krieg zu ziehen. Und diese ganze Ausbildung im Schwertkampf, Reiten, Nahkampf… Ich war richtig begeistert, als es noch nicht darum ging, wirklich Menschen zu töten. Ich kannte das doch nur aus Filmen.“
    Er sah sie nun wieder an, so traurig und erschüttert über das, was ihm passiert war. „Du… du vergisst das nie. Diese Geräusche um dich herum. Das Schreien… kein Mensch in einem Film kann so schreien wie ein Mensch, der schwer verletzt, der getötet wird. Und Schwerter sind keine leisen Waffen. Das denkt man immer nur. Sie machen Geräusche, wenn man damit tötet, grausame Geräusche und du… du kannst es… fühlen… wie sie…“
    Leon schloss kurz die Augen und biss die Zähne zusammen, um sich wieder zu beruhigen, atmete hörbar durch die Nase ein.
      „Ich weiß nicht, wie alt Marek war, als wir uns zum ersten Mal begegneten“, fuhr er mit kratziger Stimme fort. „Ich glaube, er ist einige Jahre älter als ich, aber auch er war noch recht jung. Er war jedoch schon damals ein unglaublich guter Schwertkämpfer. Sein Ruf eilte ihm voraus. Wir wussten schon, wer er war, bevor wir ihn sahen und uns wurde gesagt, dass wir uns auf dem Schlachtfeld von ihm fernhalten sollten. Unser Ausbilder wollte sich um ihn kümmern. Er glaubte, es mit ihm aufnehmen zu können. Er bezahlte diesen Irrtum mit seinem Leben… Nicht nur er…“ Er stockte und schluckte schwer.
    „Ich hab noch nie in

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