Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
folglich konnte er damit nicht besonders gut sehen. Dadurch gelang es mir die Oberhand zu gewinnen und ihn zu töten. Nach der Aussage meines Freundes war er der berüchtigte Matztikshor, einer der wichtigeren Führer der Bakitarer.“
„Und was hat das mit Marek zu tun?“
„Matztikshor war Mareks Vater“, erklärte Leon knapp.
Mehr brauchte er auch nicht zu sagen. Jenna war sich sofort der Bedeutung dieses Missgeschicks bewusst und ihr wurde ganz schlecht. Kein Wunder, dass Leon erstaunt war, dass Marek ihn am Leben gelassen hatte. Sie hatte ihm nur einen Stein geklaut und war fest davon überzeugt, dass er sie töten würde, wenn er sie in die Finger bekam.
„Genau deswegen stellt sich die Frage, warum er mich nicht getötet hat“, sagte Leon nun.
Jenna schluckte mit Mühe den dicken Kloß in ihrem Hals hinunter „Hast du eine Ahnung, was der Grund dafür sein könnte?“ erkundigte sie sich, während sie selbst darüber nachdachte.
Wieder schüttelte er den Kopf. „Wie gesagt: Es ist mir unbegreiflich.“
„Warst du etwas Besonderes im Heer von König Renon?“ fragte sie.
„Nein.“
„Kanntest du ihn persönlich?“
„Du meinst, ob ich mit ihm befreundet war?“ fragte Leon zurück. „Nein. Ich hab ein paar Mal mit ihm gesprochen, aber das war auch alles. Worauf willst du hinaus?“
„Ich dachte, dass man ihn dann vielleicht mit dir erpressen wollte“, erklärte Jenna den Gedanken, der ihr gekommen war.
„Mit mir ?“ Leon lachte laut auf. Es war nicht böse gemeint, doch sie ärgerte sich dennoch darüber. „Nein, im Ernst, ich bin zwar kein schlechter Krieger, aber einen so hohen Wert besitze ich für Renon nicht und das weiß Marek gewiss.“
„Das heißt also, er hat keinerlei Nutzen davon, dich am Leben zu lassen“, grübelte Jenna. „Kennst du vielleicht ein Geheimnis, das er erfahren will? Vielleicht den Ort, wo sich König Renon versteckt?“
„Niemand kennt diesen Ort, außer Renon selbst und seine engsten Vertrauten“, antwortete Leon mit fester Überzeugung.
„Und wenn du vielleicht etwas besitzt oder besessen hast, was er haben will…?“
„Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich meine… was besitze ich schon, was ein Krieger wie Marek begehren könnte?! Das kann es nicht…“ Leon erstarrte auf einmal. Sein Mund öffnete sich und seine Augen wurden ganz groß. Schließlich riss er sein Hemd hoch, wühlte hektisch in seinem Geldbeutel, den er sich bei ihrer Rast um den Hals gehangen hatte, und brachte schließlich das Amulett mit dem Stein hervor. Er hatte es ihr kurz nach ihrer Flucht aus dem Lager mit der Begründung abgenommen, dass es bei ihm, als ausgebildeten Schwertkämpfer, besser und sicherer aufgehoben sei als bei ihr. Sie hatte sich seinem Willen nicht gern gefügt, weil der Stein ihr ein seltsames Gefühl von Sicherheit gegeben hatte, doch Leon war so streng aufgetreten und sie war von den ganzen erschreckenden Geschehnissen noch so verwirrt gewesen, dass sie keinen großen Widerstand geleistet hatte.
Nun runzelte sie verständnislos die Stirn, während sie den Stein betrachtet. Er schwankte im Wind hin und her. Das Licht der Sonne brach sich in ihm und ließ ihn wie einen kostbaren Rubin funkeln. Er war schön und in gewisser Weise… beängstigend. Denn irgendetwas stimmte mit diesem Ding nicht – das hatte sie gespürt. Er war etwas Besonderes, vielleicht sogar Einmaliges und besaß zumindest für Marek einen immensen Wert.
„Warum bin ich nicht gleich darauf gekommen?“ murmelte Leon nun und Jenna blinzelte ihn verwirrt an.
„Ähm… irgendwie kann ich dir gerade nicht so wirklich folgen…“
„Ich kenne diesen Stein“, erklärte Leon und um seine Lippen spielte ein kleines Lächeln. „Diesen oder einen anderen, ähnlichen. Letzteres würde erklären, warum Marek mich nicht getötet hat.“
„Würde es, ja?“ War sie jetzt besonders begriffsstutzig oder erklärte Leon seinen Gedankengang tatsächlich so schlecht, wie es ihr gerade schien?
„Ja. Mir hat auch einmal so ein Stein gehört.“
Jenna sah ihn verblüfft an. „Bist du sicher?“
Er nickte. „Ganz sicher. Ein alter Mann hat ihn mir kurz vor seinem Tod geschenkt. Er schien einen ungeheuren Wert für ihn zu haben. Ich hab selbst nie etwas Besonderes an ihm finden können und ihn dann irgendwann verschenkt.“
„Du hast ihn verschenkt?!“ wiederholte Jenna verblüfft.
„Ja“, gab Leon ruhig zurück. „Vor ungefähr einem Jahr bin ich in ein Dorf
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