Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
Schlafen, endlich schlafen, in einem Bett, einem kuschelweichen Bett. Ihr Herz schlug vor Freude gleich viel schneller. Sie sah sich rasch um. Ihr war es gleich, in welches Wirtshaus sie gingen. Es durfte bloß nicht so weit weg sein, damit sie nicht noch mehr von ihrer kostbaren Schlafzeit verbrauchten.
„Was hältst du von dem da?“ rief Jenna aufgeregt, als sie endlich ein nett aussehendes, kleines Wirtshaus an einer Straßenecke entdeckt hatte.
Leon musste lachen. „Du hast es aber eilig.“
„Na ja, Zeit ist Schlaf“, erwiderte sie mit einem schiefen Grinsen.
„Okay“, lachte Leon. „Wenn du unbedingt willst, können wir das hier nehmen.“
Jenna hielt ihr Pferd an und ließ sich hinabgleiten – gut, sie glitt nicht, sie rutschte eher plump wie ein nasser Sack hinunter. Schon als sie auf dem Boden stand, spürte sie wieder ihre schmerzenden Glieder und die unglaubliche Müdigkeit, die auf ihr lastete wie Tonnengewichte.
Ein Junge kam eilig aus dem Wirtshaus gelaufen und nahm Jenna die Zügel aus der Hand, während er munter vor sich hin schnatterte. Leon drückte ihm zwei Goldstücke in die Hand, gab ihm ein paar Anweisungen und ließ ihn dann mit den Pferden davonlaufen.
„Er bringt sie in einem Stall im Hinterhof unter“, erklärte Leon und ging ihr dann voraus, in das Wirtshaus hinein.
Die Wirtsstube hielt auch von innen, was sie von außen versprach. Sie besaß kleine, aber gemütliche, ordentliche Räume, einen großen Kamin und eine hübsche Holzeinrichtung. Der Wirt kam ihnen sofort mit einem freundlichen Lächeln entgegen und wechselte ein paar Worte mit Leon. Dann lief er ihnen voraus auf eine kleine Treppe zu, die in das obere Stockwerk führte. Leon folgte ihm und auch Jenna schleppte sich hinterher. Je näher sie dem für sie bereit stehenden Bett kam, desto müder wurde sie. Sie fragte sich, ob Leon etwas dagegen hatte, wenn sie sich sofort hinlegte, schließlich gab es noch einige Besorgungen zu machen.
Das Zimmer, in das der Wirt sie führte, war genauso schön wie alles andere in dem Haus, nur gab es hier etwas, was alle anderen Einrichtungsgegenstände verblassen ließ: Zwei Betten mit flauschigen, kuscheligen Decken und Kissen. Jennas Herz machte vor Freude einen Sprung. Wie hypnotisiert starrte sie auf eines der Betten, das bald ihres sein würde, und vernahm nur wie aus weiter Ferne die Stimmen Leons und des Wirts. Worüber sie sich austauschten, war ihr egal. Sie hörte das Klimpern von Goldstücken, die ihren Besitzer wechselten, und als der Wirt endlich die Tür hinter sich schloss, ließ sie sich mit einem beglückten Seufzer in die Laken des ersten Bettes plumpsen. Wie gut doch frisch gewaschene Bettwäsche riechen konnte!
Hinter ihr ertönte ein Räuspern, doch sie hatte nicht die Kraft sich umzudrehen.
„Jenna“, hörte sie Leon sagen. „Eigentlich dachte ich nicht daran, dass wir sofort schlafen gehen. Es ist noch nicht einmal dunkel und wir müssen noch einiges besorgen.“
„Hm-hm“, stimmte Jenna ihm mit geschlossenen Augen zu.
„Jenna!“ Das klang schon wesentlich mahnender, doch in gewisser Weise auch amüsiert.
„Ich will nur einen kleinen Moment hier liegenbleiben. Nur ein paar Minuten“, nuschelte sie ins Kissen. „Ich schlaf schon nicht ein.“
„Ja, ja“, brummte Leon, setzte aber nichts Weiteres hinzu.
Jenna seufzte leise und entspannte sich. Ach, tat die Dunkelheit gut. Einen kleinen Moment der Ruhe konnte Leon ihr doch mal gönnen. Dieser kurze Moment wurde jedoch immer länger und länger und es gelang ihr nicht, ihre Augen wieder zu öffnen und sich aufzurichten. Ihr Körper wollte ihr nicht mehr gehorchen. Immer tiefer wurde die Schwärze um sie herum und auch die Geräusche, die von der Straße zu ihrem Fenster hinauf schallten, verblassten langsam. Wie aus ganz weiter Ferne vernahm sie, wie Leon sich ihrem Bett näherte und eine Decke über sie legte. Dann entfernten sich seine Schritte, eine Tür wurde geöffnet und wieder geschlossen – Stille. Oh, wunderbare, einschläfernde Stille…
Als Jenna wieder erwachte, war es bereits dunkel. Auch wenn sie ein paar Sekunden lang damit zu kämpfen hatte, sich zu orientieren und sich erst wieder daran erinnern musste, dass sie nicht zuhause, nicht in ihrer Welt war, fühlte sie sich viel besser als zuvor, erholter und wacher, so als wäre sie endlich nach einer langen Krankheit wieder etwas genesen. Sie richtete sich auf und streckte ihre schweren Glieder. Dann sah sie sich noch
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