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Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)

Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)

Titel: Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Linger
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Gestalt ein durchsichtiger Hauch.
    „Mel! Bitte! Bleib bei mir!“ rief Jenna und nun liefen die Tränen doch. „Du darfst mich noch nicht verlassen! Ich habe noch so viele Fragen! Ich brauche dich doch!“
    „Jenna, du wachst auf“, drang ein letztes Flüstern an ihr Ohr. Dann war sie verschwunden.
    „Mel…“, schluchzte Jenna leise, „… ich... ich habe solche Angst...“
     
     
     
     
     
     
     
     

V aylacia

    I n Allgrizia gab es einige Städte, die an der Küste lagen. Vaylacia war zwar nicht die größte davon, aber die schönste. Das hatte jedenfalls Leon behauptet, als ihnen schon der salzig frische Duft des Meeres an die Nase gedrungen war und sie die ersten Möwen über ihnen hatten kreisen sehen. Bisher hatte er einen guten Geschmack bewiesen, einen Geschmack, den Jenna sehr oft mit ihm teilte.
    Auch dieses Mal musste sie sich seiner Meinung anschließen, als sie durch das prunkvolle Stadttor Vaylacias ritten. Es war eine schöne Stadt, hell, freundlich und sauber. Die Fassaden der kleinen Häuser befanden sich in einem äußerst passablen Zustand und schienen einen geradezu dazu einzuladen, die kleinen Läden zu betreten, die es an fast jeder Straßenecke gab. Sie waren aus sandfarbenem Gestein erbaut worden, ihre Türen und Fenster waren mit heller Farbe angemalt worden und somit gaben sie der Stadt diesen freundlichen, warmen Glanz, der die Menschen anzuziehen schien wie Blumen die Bienen. Die Straßen waren sauber und die Wachleute, die in regelmäßigen Zeitabständen durch die Stadt patrouillierten, gaben jedem Menschen und ganz besonders Jenna innerhalb der Stadt ein Gefühl von Sicherheit – etwas, auf das sie schon viel zu lange hatte verzichten müssen.
    Vaylacia war nicht unbelebt. Ganz im Gegenteil, hier verkehrten mindestens genauso viele Menschen wie in Xadred, was vermutlich damit zusammenhing, dass diese Stadt einen Hafen besaß und somit ein Zielpunkt von Händlern und Reisenden war, die mit Schiffen ihre Routen fortsetzen wollten. Doch die Menschen hier machten im Gegensatz zu den Leuten, die Jenna in Xadred beobachtet hatte, einen sehr zufriedenen und vertrauenerweckenden Eindruck. Es waren anständige Leute, die freundlich und höflich zueinander waren und auch Fremden mit einem Lächeln auf dem Gesicht begegneten. Es war eine angenehme, schöne Atmosphäre.
    Jenna begann sich richtig wohl zu fühlen. Sie genoss den Geruch des Seewassers, der vom Meer herüber wehte, und das rötliche Licht der untergehenden Sonne, die ihre letzten Strahlen durch die Gassen der Stadt fluten ließ und allem einen fast festlichen Glanz verlieh. Trotz der vielen Menschen um sie herum, fühlte Jenna, wie sie zum ersten Mal, seit sie in Falaysia war, eine wohltuende Ruhe überkam, eine Ruhe, die sie sonst nur in einem völlig entspannten Zustand erreichte. In diesem Augenblick konnte sie alles vergessen und jedem verzeihen. Sogar Leon, der in letzter Zeit wirklich nicht nett zu ihr gewesen war. Sie sprach zwar wieder mit ihm, aber dennoch war sie ihm in den letzten Stunden nicht besonders gut gesonnen gewesen. Und das hatte er gespürt. So gab es seit einer ganzen Weile schon diese Spannung zwischen ihnen, die keiner von ihnen wagte, zu verjagen.
    Doch nun, nun war sie soweit ihm zu verzeihen, wenigstens bis zum nächsten Streit, der sicher nicht lange auf sich warten lassen würde. Denn solange Leon nicht seine Einstellung zu ihr änderte, solange er sie wie ein minderwertiges und minderintelligentes Anhängsel behandelte, würde sie sich weiterhin über ihn aufregen und sich ihm entgegenstellen. Jetzt wollte sie jedoch vergessen, was geschehen war, vergessen, was er gesagt hatte und wie müde und kaputt sie eigentlich war. Sie sah zu ihm hinüber und als auch er sich ihr zuwandte, lächelte sie ihn an. Die Verblüffung, die ihm so deutlich ins Gesicht geschrieben stand, brachte sie beinahe zum Lachen, aber nur beinahe, denn eigentlich hatte sie keine Kraft mehr dafür.
    Leon räusperte sich. „Was... was hältst du davon, wenn wir uns ein nettes, kleines Wirtshaus suchen und uns dort ein Zimmer für die Nacht nehmen?“ fragte er vorsichtig.
      Sie blinzelte ihn erstaunt an. „Du… du meinst wir bleiben über Nacht hier?“
    Er nickte nur und lächelte.
    „Ich darf in einem richtigen Bett schlafen? Die ganze Nacht?“ Jenna konnte es nicht glauben.
    „Ich denke, das haben wir uns verdient“, gab Leon zurück und grinste zufrieden.
    Jenna wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen.

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