Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
dass er Jenna gefunden und mitgenommen hat, oder?“ fragte Leon beklommen. Er wollte es sich nicht eingestehen, aber wenn es sich wahrhaftig um Marek gehandelt hatte, war die Chance dafür relativ hoch.
Cevon hob in einer hilflosen Geste die Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich meine … wenn sie sich rechtzeitig versteckt hat, wird sie noch in der Stadt sein, aber wenn nicht …“ Er druckste ein wenig herum. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ohne sie weggeritten ist. Warum sollte er es tun?“
Das war eine sehr gute Frage und Leon musste mit sich kämpfen, um sich seine Sorgen nicht anmerken zu lassen und die Kontrolle über seine Gefühle zu behalten.
„Noch ist nichts verloren“, sagte er mit Nachdruck. „Sie kann immer noch dort sein – schließlich hat sie das Amulett. Und wenn sie sich versteckt hat, dann kann er durchaus auch ohne sie verschwunden sein.“
Er seufzte tief und sah dann Cevon fest entschlossen an. „Wir brauchen Gewissheit. Am besten sofort. Sonst machen wir uns alle gegenseitig irre. Wir können nicht noch bis morgen Abend warten. Ich werde bei Anbruch der Dunkelheit losreiten und dann zusehen, dass ich unbemerkt in die Stadt und in Foralts Haus komme. Ihr wartet hier und passt auf, dass euch niemand entdeckt, bis ich wieder zurück bin.“
„Auf keinen Fall!“ gab Cevon zu Leons Überraschung sofort zurück und er runzelte verärgert die Stirn.
„Du gehst nicht allein! Ich komme mit dir!“
„Cevon!“ Leon trat dichter an ihn heran und sprach dann mit gedämpfter Stimme weiter. „Gideon und die anderen brauchen dich hier an ihrer Seite. Wenn noch weitere Bakitarertruppen auftauchen und das Lager vielleicht entdecken, wird niemand genau wissen, was zu tun ist – außer dir. Du bist von allen hier am besten ausgebildet und behältst in Notsituationen immer die Nerven. Sie brauchen dich mehr als ich!“
Cevon biss sichtbar die Zähne zusammen. Er kämpfte noch mit sich, doch Leon wusste, dass seine Argumente zu gut waren, um sich weiter gegen seine Entscheidung zu wehren.
„Aber du nimmst Wesla mit, wie abgesprochen“, sagte er schließlich mit Nachdruck.
Leon holte Luft, um etwas zu erwidern, doch Cevon kam ihm zuvor. „Keine Widerrede! Du bist hier nicht auf einer Einzel-Mission, Leon. Das hier geht uns alle etwas an – das hast du selbst gesagt. Du gehst nicht allein!“
Leon öffnete den Mund noch einmal, schloss ihn dann jedoch wieder, ohne etwas gesagt zu haben, denn auch Cevon sah nicht so aus, als würde er sich von seinem Vorhaben abbringen lassen. Wann nur waren all seine Freunde zu solchen Dickköpfen geworden?
A uf leisen S ohlen
E s war ein riskantes Unterfangen. Leon wusste das ganz genau, auch wenn er bei seinen Freunden so getan hatte, als wäre seine Mission ein Kinderspiel. Das war es nicht. Ganz im Gegenteil. Dies hatte er begriffen, als sie dem ersten Trupp Bakitarer, die in der Stadt patrouillierten, beinahe in die Arme gelaufen waren. Doch es gab gerade keine bessere Alternative und er musste Foralt und seiner Familie aufsuchen, musste wissen, wie es ihnen ging … wie es Cilai ging. Er machte sich solche Sorgen, denn ein Fehler, eine falsche Reaktion seiner Freunde auf die Anwesenheit der Bakitarer konnte sie alle das Leben kosten.
Der Teil der Stadt, in den sie eindrangen, lag glücklicherweise größtenteils im Dunklen. Das war ein Vorteil, denn so konnten sie sich im Schatten der Nacht sehr viel rascher und unauffälliger an ihr Ziel heranschleichen, als dies vielleicht in anderen Teilen Ritvaks der Fall gewesen wäre. Dennoch gab Leon darauf Acht sie möglichst dicht an den Wänden der Häuser entlang zu bewegen und ab und an innezuhalten, um in die Stille zu lauschen. So ließ sich sehr viel besser und schneller feststellen, ob sich etwas Verdächtiges regt oder sich ihnen gar erneut ein Trupp Bakitarer näherte. Doch er vernahm auch dieses Mal nur das leise Atmen seines Begleiters.
Er war nicht allein aufgebrochen. Leider. Cevon hatte letztendlich die besseren Argumente gehabt und ihm doch noch Wesla mitgegeben. Zwei Paar Augen sahen nun mal mehr als eines und Leon musste zugeben, dass die Nervensäge ihm bereits eine große Hilfe gewesen war. Er hatte die Bakitarer schneller bemerkt als Leon selbst und ihn dann auch noch außer Gefahr gebracht, weil er mit ihm durch ein paar kleine Gassen geeilt war, die Leon völlig unbekannt gewesen waren. Zudem war der Mann schnell und gelenkig und bewegte sich in der Tat
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