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Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)

Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)

Titel: Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Linger
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geführt.“
    „Nein!“ sagte er schneidend und hob Einhalt gebietend die Hand. „ Das hier ist mein Leben. Das hier ist meine Heimat.“
    „Aber der Junge, der einst herkam – “
    „ – ist tot !“ schnitt er ihr barsch das Wort ab und der Zorn, der auf einmal in seinen Augen glühte, ließ sie endgültig verstummen. Seine Brust hob und senkte sich unter den tiefen Atemzügen, die er nehmen musste, um nicht die Beherrschung zu verlieren und sie wusste, dass es besser war, für eine Weile zu schweigen, auch wenn sie entsetzlich darunter litt.
    Marek lehnte sich wieder zurück an den Baum und verkreuzte in einer beinahe schützenden Geste die Arme vor der Brust. Erst nach einer ganzen Weile des Schweigens, vernahm sie noch einmal seine Stimme.
    „Es wäre weise, ihn zu vergessen, hörst du?“
    Jenna nickte, doch sie konnte Marek nicht ansehen. Sie würde eine Weile brauchen, um ihm seine Worte verzeihen, verdrängen zu können, was diese ihr am heutigen Abend angetan hatten. Vergessen würde sie diese nicht, aber sie würde sie auch nicht einfach so hinnehmen. Sie war erst verloren, wenn sie aufgab, und das würde nicht geschehen. Niemals. Wo ein Wille war, da war auch ein Weg – mit Sicherheit.
     

     
    ≈
     

     
    Diese Augen. Leon war immer noch sprachlos, obwohl er nun schon seit ein paar Minuten in dieses kalte, ihm so unangenehm vertraute Blau starrte, nicht wahrnahm, wie das Kind immer näher rückte, ihn dabei anstrahlend, als wäre er einer der nettesten Menschen, denen es je begegnet war. Es war nicht zu übersehen, wer der Vater dieses Kindes war – jedenfalls nicht für die Menschen, die ihm schon einmal gegenübergestanden und ihm in seine kalten Augen gesehen hatten. Gut, die meisten überlebten das wohl nicht, aber es gab einige wie ihn, die das Glück gehabt hatten, seiner tödlichen Hand zu entgehen – oder eben gar nicht erst in einen Kampf mit ihm geraten waren.
    Leon kam nicht umhin sich einzugestehen, dass das Auftauchen des Kindes ihn völlig aus der Bahn geworfen hatte. Er und die anderen hatten beschlossen, ihr Lager ein wenig tiefer zwischen die Bäume und Büsche des Waldes zu verlegen, sodass man es nicht mehr so leicht vom Weg aus entdecken konnte. Dabei hatten sie auch den Wagen bewegen müssen, in dem das Kind bislang so friedlich geschlafen hatte, und es war aufgewacht, hatte sich sofort dem Neuankömmling, der er für es war, neugierig genähert. Zunächst war Leon nur irritiert gewesen, bis er dem Mädchen direkt in die Augen geblickt und erkannt hatte, dass er vor ein paar Tagen in Tschamborg doch nicht halluziniert hatte. Das hier war Mareks Kind – eindeutig – und nun wusste er nicht, wie er diese neue, so aufwühlende Information verarbeiten, beziehungsweise, was er mit ihr machen sollte.
    „Warum, sagtest du, hat Jenna das Kind mitgenommen?“ wandte er sich auf Englisch an Tala, die neben ihm ein paar Felle und Decken für das Nachtlager ausbreitete und nichts von seiner Aufregung mitbekommen hatte.
    „So, wie ich sie verstanden habe, ist vor kurzem die letzte Angehörige des Mädchens gestorben und keiner der Bewohner des Dorfes, in dem es lebte, wollte sich um es kümmern“, erklärte die alte Frau und warf nun einen langen, mitfühlenden Blick auf das Kind, das gerade seine Hand nach Leons Weste ausstreckte, um mit einem Ausdruck großer Faszination eine der silbernen Schnallen zu berühren.
    Sein erster Instinkt war, zurückzuschrecken, doch er konnte sich in noch letzter Sekunde zusammenreißen. Das war doch albern! Das war nicht Marek selbst, sondern nur ein Kind, das wahrscheinlich noch nie in seinem Leben etwas mit seinem Vater zu tun gehabt hatte. Und gefährlich war es schon gar nicht. Allerdings verstand er sofort, warum sich die Leute in dem Dorf von dem Mädchen ferngehalten, es sich selbst überlassen hatten – auch wenn dieses Handeln grausam und unmenschlich war. Der Hass auf Marek war so groß und niemand konnte voraussagen, wie sich das Kind entwickeln würde, ob es nicht doch nach seinem Vater schlug und dann großes Unheil über diejenigen brachte, die es aufgenommen hatten.
    Umso erschreckender war es, dass Jenna es mitgenommen hatte, auch wenn es Leon nicht verwunderte. Sie hatte sogar mit Marek Mitleid gehabt und nun stand da ein hilfloses Kind vor ihr, das wahrscheinlich verhungerte, wenn sich niemand um es kümmerte. Selbstverständlich hatte sie es mitnehmen müssen.
    „Und was genau wollt ihr jetzt mit ihr machen?“ fragte Leon

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