Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
paar anderen sprechen und sie versprachen mir, mich zum König zu bringen. Ich wollte das eigentlich auch sofort tun, bis sie mir erzählten, dass Marek noch lebt und mit einer Truppe von Elitesoldaten nach Spionen und anderen Verbündeten des Königs sucht. Da wusste ich sofort, dass ihr in Gefahr seid und ich wieder herkommen muss, um euch zu warnen. Leider bin ich anscheinend zu spät dran.“
Cilai lächelte traurig. „Sie haben uns bisher nichts getan. Es scheint so, als würden sie auf etwas oder jemanden warteten. Niemand weiß genau auf was oder wen.“
„Vielleicht suchen sie nach Jenna“, schlug Leon vor und betete innerlich, dass sie entweder noch nicht hier gewesen war oder Foralt sie gut versteckt hatte.
Seine Innereien zogen sich zusammen, als Cilai den Blick senkte und die Lippen zusammenpresste. Das war nicht gut.
„Cilai?“ Er legte seine Fingerspitzen unter ihr Kinn und hob ihren Kopf an, sodass sie gezwungen war, ihn anzusehen. Ihre Augen hatten sich mit Tränen gefüllt und Leon wusste sofort warum.
„Er hat sie mitgenommen“, wisperte sie und bemühte sich darum, ihre Tränen wegzublinzeln.
Nun verknoteten sich Leons Gedärme sogar und sein Herz begann schneller zu schlagen. „Wer?“ fragte er, obwohl er sich die Frage bereits selbst beantworten konnte.
„Wir … wir glauben, dass es Marek war“, stammelte Cilai. Der Knoten in Leons Bauch wurde noch fester und härter. Ihm war schlecht.
„Was heißt, ihr glaubt es? Foralt müsste es doch wissen.“
„Leon, mein Vater hat ihn nur einmal in einer Schlacht gesehen und die Beschreibungen, die sonst im Umlauf sind, unterscheiden sich so sehr voneinander, dass man sich auf diese gar nicht verlassen kann“, verteidigte Cilai ihren Vater.
„Groß, dunkles, etwas lockiges, schulterlanges Haar, ein scharf geschnittenes Gesicht, Bart und hellblaue, eiskalte Augen“, begann Leon seinen Erzfeind zu beschreiben. „Und ein sehr arrogantes, überlegenes Auftreten.“
Cilai schluckte schwer. „Das passt“, sagte sie bedrückt.
Leon schüttelte den Kopf, fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und wandte sich ab. Er konnte sie nicht mehr ansehen, weil er nicht wollte, dass sie in seinen Augen las, wie sehr ihn diese Nachricht mitnahm, wie enttäuscht er von seinen Freunden war. Sie hatte versprochen Jenna zu beschützen und er hatte sich darauf verlassen. Er hätte nie gehen, hätte nicht auf Foralt und seine Familie hören dürfen, sondern auf Jenna warten oder weiter nach ihr suchen müssen. Jetzt war das schlimmste Szenario eingetreten, das es in seinen Augen gab: Marek hatte Jenna erneut entführt und ihnen allen damit die Möglichkeit genommen, erfolgreich gegen Nadir zu kämpfen. Und wenn sie ganz großes Pech hatten, dann brachte Marek Jenna auch noch zu seinem Herrn und dieser konnte mit ihr anstellen, was er wollte. Schließlich war auch er ein Magier – der mächtigste Magier, den es in ganz Falaysia gab. Wer konnte da mit Gewissheit sagen, dass das Amulett auch gegen ihn ankam?
„Leon, bitte!“ hörte er Cilai leise hinter sich sagen. Sie berührte ihn am Arm, doch er starrte nur krampfhaft hinaus aus dem Fenster. „Wir dürfen jetzt nicht aufgeben! Marek ist allein mit Jenna weggeritten und wenn … wenn wir hier wegkommen, haben wir noch eine Chance etwas zu tun. Wir könnten sie vielleicht sogar einholen. Vater meinte, sie hätte keine Angst gehabt, was vermutlich bedeutet, dass sie das Amulett dabei hat. Marek kann ihr nichts tun, wenn sie versucht zu fliehen. Und das wird sie bestimmt.“
Leon überwand sich nun doch dazu, sie anzusehen. Ihre Worte waren wahr. Noch war nicht alles verloren. Noch war Nadir weit weg und sie konnten sie in der Tat einholen.
„Du hast Recht“, sagte Leon schließlich. „Es ist noch nichts verloren. Wir müssen nur die Bakitarer loswerden und uns dann sofort auf den Weg machen. Kannst du deinen Vater herholen?“
Sie nickte und eilte sofort los. Leon schloss erneut die Augen, bemüht darum, sich wieder zu beruhigen. Konzentration war jetzt das Schlüsselwort. Nur mit scharfem Verstand und der nötigen Gelassenheit konnten sie diese verfahrene Situation jetzt noch in den Griff bekommen. Und das mussten sie, mussten sie unbedingt!
„Ich habe hier in der Stadt fünf Männer, auf die ich zählen kann“, vernahm Leon die gedämpfte Stimme seines Freundes Foralt nur knapp drei Stunden später. Er saß ihm gegenüber, halbwegs verschluckt von der Dunkelheit, in der die
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