Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
Stirn. Sie hatte damit begonnen, nach dem Amulett zu tasten, jedoch ins Leere gegriffen. Es hing nicht mehr um ihren Hals. Na klar! Sie hatte es abgenommen, um es an Mareks verletzte Seite zu halten. Ihr Blick flog über ihren Schlafplatz. Wahrscheinlich war es ihr aus der Hand gerutscht, als sie vor Erschöpfung eingeschlafen war … Sie gefror – nicht nur in ihrer Bewegung, sondern auch innerlich, weil ihr umgehend die Bedeutung ihrer Überlegungen und die mit ihrem selbstlosen Handeln zusammenhängenden Folgen bewusst wurden.
Nein. Das konnte er ihr nicht angetan haben! So bösartig war kein Mensch, dass er denjenigen, der ihn rettete, ihn heilte , auf solch grausame Weise für sein Mitgefühl und seine Hilfsbereitschaft bestrafte. Sie begann hektisch in ihrer Decke herumzuwühlen, stand auf und schüttelte sie aus, innerlich betend, dass der Stein herausfallen würde. Doch das tat er nicht. Er blieb verschwunden.
Jenna ließ die Decke fallen und schloss die Augen. Sie versuchte, tief und ruhig zu atmen, doch die Enttäuschung war so groß, so tief, dass ihre Brust sich dennoch zusammenschnürte und die Tränen unaufhaltsam in ihre Augen schossen. Dann kam der Zorn, heiß glühend und gewaltiger als sie ihn je zuvor gefühlt hatte. Ihr Puls beschleunigte sich und Hitze stieg in ihr hoch, brachte ihr Blut zum Kochen und ihren Körper zum Beben. Sie riss die Augen wieder auf, drehte sich ruckartig um und marschierte schnurstracks auf Marek zu.
Ihre Suche nach dem Amulett war von ihm selbstverständlich nicht unbemerkt geblieben, genauso wenig wie ihr Gefühlsumbruch. Doch er machte keinen beunruhigten Eindruck, kreuzte nur die Arme vor der Brust und sah sie abwartend an.
„Wo ist es?!“ presste sie zwischen den Zähnen hervor, noch bevor sie ihn erreicht hatte. „Hast du es?“
„Das Amulett?“ fragte er mit einer verachtenswerten Gelassenheit zurück. „Was glaubst du?“
Sie atmete zitternd ein und wieder aus, versuchte angestrengt, ihre Gefühle wieder in den Griff zu bekommen. Doch es war so furchtbar schwer. „Wie konntest du nur!“ brach es aus ihr heraus und sie hasste sich dafür, dass ihre Stimme so wackelte, ihr so deutlich anzumerken war, wie sehr sein Handeln sie verletzt hatte. „Ich wollte dir helfen! Ich wollte dich damit heilen!“
„Das hast du doch“, gab er immer noch viel zu ruhig zurück. „Du solltest zufrieden sein.“
Sie blieb direkt vor ihm stehen, sah ihn erschüttert an. „Ich … ich habe dir vertraut!“
„Habe ich dir je Anlass dafür gegeben?“ wagte er nun auch noch zu fragen. „Habe ich je gesagt, dass es schlau ist, das zu tun?“
Jenna antwortete nicht auf seine Frage. Seine Worte schnitten wie ein glühendes Schwert durch ihre Brust, durchschnitten die Verbindung zwischen Verstand und Gefühl. Weißglühender Zorn breitete sich in Sekundenschnelle in ihrem ganzen Körper aus und sie warf sich mit einen unterdrückten Schrei nach vorn, stieß mit beiden Händen gegen Mareks Brust, sodass der so viel größere Mann mehrere Schritte zurück machen musste, um sein Gleichgewicht zu halten.
„ICH HASSE DICH!“ schrie sie ihn an und ihre Hände trafen ein weiteres Mal mit voller Kraft auf seine Brust. Dieses Mal hielt er sich besser, denn die Überraschung war verflogen. Erste Funken von Wut zeigten sich stattdessen in seinen Augen.
„Hör auf damit!“ knurrte er und zog erbost seine Brauen zusammen. Das beeindruckte sie jedoch nicht im Mindesten.
„GIB IHN MIR ZURÜCK!“ schrie sie weiter und holte erneut Schwung, doch bevor sie ihn erneut wegstoßen konnte, packte Marek ihre Handgelenke und hielt sie fest.
„ Hör auf !“ befahl er nun noch strenger.
Seine Worte prallten an ihr ab. Sie versuchte sich loszureißen und gleichzeitig nach ihm zu treten. Ihre Wut betäubte ihren Verstand, ließ sie nicht mehr klar denken. Sie wollte ihm wehtun, ihn fühlen lassen, was er ihr mit seinem Verhalten antat, wollte ihn zerreißen, zerfetzen … Oh, wie sie ihn hasste! Niemand hatte sie jemals so enttäuscht, so gedemütigt, so hintergangen wie dieser scheußliche Mensch. Er sollte das spüren, durfte mit diesem Verhalten nicht ungestraft davonkommen. Leider gelang es ihm jedoch, sie herumzudrehen und an sich zu ziehen, ihren Körper dabei von hinten so umschlingend, dass sie sich kaum noch bewegen konnte. Sie kämpfte gegen seinen festen Griff an, wand sich und strampelte, doch sie kam nicht mehr frei. Also ließ sie sich fallen. Damit hatte Marek
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