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Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)

Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)

Titel: Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Linger
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beinahe zusammen, als eine andere Gestalt durch den Höhleneingang kam, durch Marek hindurch glitt und dann neben dem Alten auf die Knie fiel. Es war unverkennbar wieder eine jüngere Version von ihm, ein Junge, nicht älter als zwölf Jahre ... und er war so verzweifelt, versuchte mit zitternden Fingern die Wunden des Alten zuzuhalten. Doch es waren zu viele, der Mann schon viel zu geschwächt. Er würde ihn nicht retten können. Jennas Herz schnürte sich zusammen, als der Alte nach einem Lederband griff, das er um den Hals trug, und mit der Hilfe des jungen Mareks ein ledernes Säckchen aus seinem Gewand zerrte. Jenna wusste sofort, was sich darin befand: Das Amulett, das sie Marek vom Hals gerissen hatte. Auf einmal verstand sie seine heftige Reaktion, begriff, warum er sich so furchtbar aufgeregt hatte, als sie es ihm nicht hatte wiedergeben wollen. Es war nicht nur ein kostbarer magischer Stein, sondern auch ein Andenken an den Alten, den er geliebt hatte wie einen Vater.
    Der Junge aus der Vergangenheit schien noch nicht zu verstehen, was er da in der Hand hatte. Alles, was er wollte, war, dass der Alte am Leben blieb, ihn nicht allein ließ, das fühlte Jenna und der Schmerz, der sich auf sie übertrug, als der Mann seinen letzten Atemzug nahm, war so groß, dass ihr Tränen in die Augen schossen und sie kaum noch Luft bekam.
    Marek bewegte sich auf einmal. Ganz langsam ging er auf die durchsichtigen Gestalten seiner Erinnerung zu, so als würde er sie selbst sehen, ging neben dem Alten in die Hocke und verschmolz zum Teil mit seinem jungen Ich, das über dem Mann zusammengebrochen war, seine Stirn gegen die des Alten gepresst hatte und so entsetzlich weinte und schluchzte, dass Jenna nur mit Mühe ihre eigenen Gefühle unter Kontrolle halten konnte.
    Aus Mareks Augen sprach so viel Trauer und Sehnsucht, so viel seelische Pein und dennoch konnte er sich zusammenreißen, streckte nur eine Hand nach der Brust des Alten aus. Für einen Moment schien sie auf dessen Körper zu ruhen, dann sank sie tiefer und fuhr nur sanft über die Zeichen auf dem Stein, wischte sie vom Staub der Zeit frei. Es schien so, als würde diese Geste die Gegenwart zurückholen, denn die beiden schattenhaften Gestalten fielen in sich zusammen und lösten sich schließlich vollständig auf. Zurück blieb nur ein tief bewegter Mann, der sich dazu zwingen musste, wieder aufzustehen und den Weg fortzusetzen, den er geplant hatte zu gehen.
    Marek sah sie nicht an, als er sich erhob, und Jenna war das auch recht so, denn das, was sie gesehen hatte, bewegte sie so sehr, dass es ihr unglaublich schwerfiel, die Maske der Unwissenden, Unbeteiligten wieder aufzusetzen. Ihre Augen brannten und ihre Nase prickelte, denn eigentlich wollte sie nur noch weinen, das tun, was Marek sich so eisern verbot.
    Der Krieger sagte nichts zu ihr, wusste, dass sie ihm ohnehin folgen würde. Er lief direkt auf die Wand vor ihnen zu und erst als das Licht der Fackel diese direkt anstrahlte, bemerkte Jenna, dass die Höhle auch auf dieser Seite nicht vollkommen geschlossen war. Zu ihrer Rechten verbarg sich ein schmaler Durchgang in der Dunkelheit, den man nicht entdecken konnte, wenn man nicht wusste, dass er existierte. Ihr Puls beschleunigt sich, als sie sich dort hineinbewegte, denn sie wurde das Gefühl nicht los, dass sie nun etwas zu sehen bekommen würde, was nur sehr wenige Menschen zuvor gesehen hatten. Ihr Verstand arbeitete hart, um all die neuen Informationen zu verarbeiten, doch er war wach genug, um den Gedanken, dass Marek einst der andere Lehrling Nefians gewesen war, zur Gewissheit werden zu lassen. Sie hatte die beiden Kinder gesehen, wusste jetzt auch, dass Nadir und Marek miteinander aufgewachsen waren, bis sie von einem weiteren Schicksalsschlag eingeholt worden waren und ihren Lehrmeister auf grausame Weise verloren hatten.
    Jenna bezweifelte, dass eines der Kinder von damals Nefian getötet hatte – zumindest hatte Marek es nicht getan und dieser Gedanke war unglaublich beruhigend, denn es bewies ein weiteres Mal, dass er nicht die Bestie war, für die jedermann ihn hielt. Er hatte geliebt und gelitten und war durch all die furchtbaren Dinge, die ihm widerfahren waren, und das harte Leben in Falaysia zu dem Mann geworden, der er heute war.
    Er musste lange hier gelebt haben, denn er bewegte sich durch die engen Gänge des Berges, als ob er hier immer noch zu Hause sei. An keiner Weggabelung zögerte er, obwohl es in dem Höhlensystem, in dem

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