Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
lachte, schlang ihre Arme um seinen Nacken und küsste ihn wieder und wieder … bis seine Angst um sie verschwunden war.
Leon starrte mit großen Augen und offenem Mund in das Feuer. Sein Herz schlug auf einmal hart und viel zu schnell in seiner Brust und sein Magen machte die abenteuerlichsten Umdrehungen. Ihm war schon seit einiger Zeit klar, dass es dumm von ihm gewesen war, seine Erinnerungen an die Zeit mit Sara zu verdrängen, sie jedes Mal im Keim zu ersticken, sobald sie sich nur ein wenig regten. Dass er sich damit selbst um eine wichtige Informationsquelle gebracht hatte, die ihm in seiner derzeitigen Situation durchaus helfen konnte, wurde ihm jetzt erst so richtig klar.
Sara war nur vier Tage, nachdem sie ihm die Kette gezeigt und von ihrem seltsamen Verbindungsmann gesprochen hatte, von Marek im Kampf getötet worden. In seinem Kummer und seiner Verzweiflung hatte Leon diese Geschichte völlig verdrängt, vermutlich auch weil er immer geglaubt hatte, dass der Mann ihr damals einen Bären aufgebunden hatte. Nun, da er so viel mehr über Magie und das politische Mitmischen von Zauberern im Laufe der Zeit erfahren hatte, kam ihm zum ersten Mal der Gedanke, dass dies gar nicht der Fall gewesen war, dass Sara in der Tat mit jemandem einen Deal gemacht hatte, der sie beide hätte nach Hause bringen können.
Es war möglich, dass die Leute, von denen der Mann gesprochen hatte, zum Zirkel der Magier gehört hatten, oder dass sogar schon der Mann selbst dazugehört und Sara mit ein paar magischen Tricks vom Wahrheitsgehalt seiner Aussage überzeugt hatte. Hatten nicht zwei der Linien auf dem Anhänger ein wenig wie Pfeile ausgesehen – wie die Pfeile, die Teil der Tätowierungen von Tibalts Freunden waren? War das Amulett, vielleicht sogar das Wappen des Zirkels gewesen, das ein jedes Mitglied mit sich herum trug? Das würde erklären, warum es ihnen ‚alle Türen‘ geöffnet hätte.
„Leon?“
Er zuckte heftig zusammen und sah dann verstört in Cilais besorgtes Gesicht, die sich ihm ganz unbemerkt genähert hatte und sich nun neben ihm auf seiner Decke niederließ.
„Ist alles in Ordnung?“
„Ja, ich … ähm … war nur … gedanklich etwas abgeschweift“, stammelte er.
„Das habe ich gemerkt.“ Sie lächelte sanft und reichte ihm einen Holzteller, auf dem ein großes Stück Fleisch und Brot lag.
Er sah überrascht hinüber zum Braten, von dem Foralt immer noch Fleisch für die anderen abschnitt und ihm nun wohlwollend zunickte. Leon nickte zurück und nahm den Teller mit einem leisen „Danke“ in die Hand. Seine Erinnerungen hatten ihn offenbar länger aus der Realität entführt, als angenommen.
Sie begannen gemeinsam zu essen und erst nach einer ganzen Weile räusperte sich Cilai wieder. „Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich … den Kampf im Gasthaus mittlerweile ganz gut verarbeitet habe. Wenn ich mich komisch verhalten habe, tut es mir leid. Es hatte nichts mit dir zu tun, sondern mit der Gesamtsituation.“
„Ich weiß“, gab Leon sofort zurück und schenkte ihr ein warmes Lächeln. „Es ging uns allen direkt danach nicht besonders gut. Keiner hat sich mehr so richtig wie er selbst verhalten.“
„Das ist wahr.“ Sie lachte traurig und sah ihn dann an, drängend, fast flehend. „Ich will nur, dass du weißt, dass ich immer deine Freundin sein werde – ganz egal, was passiert und was du tust. Du darfst nie denken, dass du mich verlierst, denn das wirst du nicht.“
Leon schluckte schwer, denn seine Kehle war auf einmal ganz eng geworden und in seiner Nase prickelte es. Er legte einen Arm um ihre Schultern, zog sie an sich und drückte einen sanften Kuss auf ihre Schläfe. „Ich weiß“, flüsterte er und fühlte wie sich ihre Arme um seine Taille legten, sie sich dicht an ihn schmiegte. Für eine kleine Weile blieben sie so sitzen, genossen die Nähe des anderen. Dann bewegte sich Cilai wieder und Leon ließ sie sofort los, wandte sich so wie sie wieder seinem Essen zu.
Er hörte sie tief erleichtert ein- und ausatmen und musste zugeben, dass er dasselbe fühlte. Cilai war schon früher wichtig für ihn gewesen. Ihre ganze Familie hatte ihm und Sara das Gefühl gegeben, ein Zuhause in dieser fremden Welt zu haben. Wie hatte er das vergessen können? Wie hatte er das für die Trauer um Sara aufgeben können? Sara … da war doch noch etwas …
Er räusperte sich und hatte sofort wieder Cilais Aufmerksamkeit.
„Damals, als Sara starb …“, begann er leise.
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