Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
eigentlich geplant hatte, weckte die ganze Atmosphäre doch das tiefe Verlangen in ihr, ihre Kleider abzustreifen und sich in das glitzernde Wasser zu werfen. Kleider, die durch die schwüle Luft bereits unangenehm an ihrem Körper klebten, ihr das Gefühl gaben, dreckig und ekelig zu sein. Und war baden zu gehen nicht auch ihr ursprünglicher Plan gewesen?
Nein, nein, sie durfte ihrem Drang nicht nachgeben, musste das auf später verschieben. Sie hatte schließlich eine Mission zu erfüllen, durfte sich nicht von ihren so natürlichen Bedürfnissen dazu verführen lassen, ihre kostbare Zeit mit unwichtigen Aktivitäten zu verschwenden.
Sie trat an das Ufer heran und sah hinüber zu dem Wasserfall. Kinder hatten gern Geheimnisse und Geheim verstecke , in denen sie diese aufbewahren konnten. Wenn es hier einen Ort gab, an dem man sich heimlich treffen und verewigen konnte, ohne dass jeder sofort darauf stieß, dann war das vermutlich hinter dem Wasserfall. Selbstverständlich nur, wenn es dort eine Nische oder gar eine kleine Höhle in der Felswand gab, die von dem herabfallenden Wasser nicht oder nur geringfügig getroffen wurde
Jenna bewegte sich vorsichtig am Ufer entlang, achtete dabei darauf, nicht über die Steine und Wurzeln zu stolpern, die den See einrahmten, oder gar auszurutschen und somit ungewollt doch noch ihr Bad zu nehmen. Leider konnte sie den Wasserfall von dieser Seite aus nicht richtig erreichen. Ein großer Felsen versperrte den direkten Blick auf und hinter die tosenden Wassermassen und er war so nass und glitschig, dass sie es nicht wagte, ihn zu erklimmen. Sie sah hinüber zur anderen Seite. Dort sah es auch nicht sehr viel besser aus. Felsen und sogar ein weit in den See hineinragender Baum versperrten den Zugang.
Jenna hockte sich kurzerhand hin und hielt eine Hand in das sprudelnde Nass. Himmel! Der See roch nicht nur wie ein frisch eingelassenes Bad, er hatte auch fast dieselbe herrlich warme Temperatur.
Warum nicht Angenehmes mit Nützlichem verbinden , hörte sie ihren inneren Schweinehund fragen. Zieh dich aus, spring ins Wasser und versuche von dort aus hinter den Wasserfall zu gelangen.
Was für eine verlockende Idee! Sie sah sich zaghaft um. Sie hatte keine Wechselsachen dabei, war somit also gezwungen, nackt ins Wasser zu steigen. Aber wer sollte sie hier schon sehen? Marek war in der anderen Höhle und las dort in seinen Büchern und sonst gab es hier keine Menschenseele. Gut, besagte Höhle befand sich schräg über ihr. Wenn sie sich ein wenig reckte und durch die Wipfel der Bäume spähte, konnte sie sogar von hier aus einen kleinen Teil des Eingangs sehen. Doch sie bezweifelte, dass dies umgekehrt der Fall war. Davon abgesehen war der Abstieg auch viel zu schwierig und gefährlich, um neugierig zwischen den Zweigen hindurch zu spähen. Wenn Marek sich dazu entschloss, die Höhle ausgerechnet jetzt zu verlassen, würde er sich mit Sicherheit nur auf den Weg hinab konzentrieren und sie ganz bestimmt nicht entdecken – ganz davon abgesehen, dass die Chance, ihn so bald wiederzusehen, verschwindend gering war. Er war am Vormittag auch stundenlang verschwunden gewesen und jetzt war es bestimmt nicht länger als eine Stunde her, seit er wieder aufgebrochen war. Jenna zögerte noch einen kleinen Moment, dann knotete sie rasch die Verschnürungen ihres Kleides auf und zog es sich gleich mitsamt dem kürzeren und dünneren Unterkleid über den Kopf. Sich ihrer Unterhose zu entledigen dauerte nur Sekunden und sie stieg rasch ins Wasser, bevor sie von ihrer natürlichen Scham eingeholt werden konnte. Der Grund der Lagune war schlammig und mit Holz und Wasserpflanzen übersät und so zog sie sofort die Beine an und begann zu schwimmen. Von dieser kleinen Widrigkeit abgesehen, war das Wasser genauso wundervoll, wie sie vermutet hatte, warm und klar und einfach nur … fantastisch! Sie fühlte sich versucht, sich für ein paar Minuten treiben zu lassen, erinnerte sich dann aber streng an ihr eigentliches Vorhaben und bewegte sich mit schnellen Schwimmstößen auf den Wassersturz zu.
Das Wasser schäumte und spritzte ihr bald so stark entgegen, dass es ihr schwerfiel, überhaupt etwas hinter dem Wasserfall zu erkennen. Also bewegte sie sich auf eine der Seiten zu, an der das Wasser nicht mit einer solchen Wucht in den See stürzte, und hielt sich dort an einem der Felsen fest, um alles gründlicher betrachten zu können. Die Felswand war nicht glatt, sondern ziemlich zerklüftet, was
Weitere Kostenlose Bücher