Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
hatten sie eine Chance, Demeon die Kontrolle über alles aus der Hand zu nehmen und die Geschichte zu einem glücklichen Ausgang zu führen. Sie musste zurück zur Höhle kehren, versuchen sich zu entspannen und einzuschlafen und sich dann irgendwie für ihre Tante bemerkbar machen. Der Zeitpunkt dafür konnte nicht besser sein, jetzt, da Marek sich so intensiv mit anderen Dingen beschäftigte. Sie hatte zwar noch nie von sich aus Melina kontaktiert, aber es konnte doch wohl kaum schaden, es zu versuchen.
Jenna ließ sich vorsichtig zurück ins Wasser gleiten, holte tief Luft und tauchte dann wieder unter dem Wasserfall hindurch. Danach gleich hinüber zum Ufer zu schwimmen kostetet sie ein wenig Überwindung, da das Wasser zu herrlich und ihr Bedürfnis, noch eine Weile darin herumzupaddeln und den Dreck, der sich während ihrer Reise an ihr festgesetzt hatte, loszuwerden, immens groß war. Als sie schließlich ihren Gürtel mit dem Seifensäckchen dicht am Ufer erspähte, gewann dieses Bedürfnis doch noch die Oberhand. Sie erreichte es auch, ohne aus dem Wasser zu steigen, schüttete sich das Pulver in die Hände, massierte es in ihr Haar und seifte sich dann gründlich damit ab. So viel Zeit hatte sie noch – auch noch dafür, nachdem sie ihr Haar ausgespült hatte, ein paar Minuten glücklich im Wasser zu planschen. Erst dann kletterte sie wieder auf die kleine Böschung und begann sich anzuziehen.
Gerade als sie sich das dünne Unterkleid überzog, vernahm sie auf einmal verdächtige Geräusche aus dem Dickicht des gegenüberliegenden Ufers und hielt erschrocken inne. Ihr Herz hatte sofort einen kleinen Satz gemacht, um nun unangenehm loszupoltern. Es hatte auch allen Grund dazu, denn aus dem laut knackenden Dickicht der dschungelartigen Landschaft schob sich zunächst der geschuppte Kopf, dann der lange Hals und schließlich der restliche muskulöse Körper eines großen Reptils. Anders als die Drachen, die sie bisher gesehen hatte, besaß dieser keine Flügel, dafür aber ebenso beeindruckende scharfe Zähne, wie er gleich großzügig zeigte, als er herzhaft gähnte.
Jenna hatte sich geirrt. Selbst in einem kleinen, idyllischen Tal wie diesem gab es gefährliche Tiere – die man ganz bestimmt nicht mit einem winzigen Dolch abwehren konnte. Zu ihrem Glück hatte der Drache sie noch nicht bemerkt, blinzelte nur träge in den blauen Himmel, den man durch die Zweige der Baumkronen erkennen konnte, und gähnte dann ein weiteres Mal. Jenna regte sich nicht. Sie stand nur da wie erstarrt und wartete mit rasendem Herzschlag darauf, dass der Drache wieder verschwand. Doch so schnell wollte er ihr diesen Gefallen nicht tun. Er trat an den Rand des moosbewachsenen Felsens heran, der auf seiner Seite einen Teil des Ufers bildete, reckte den langen Hals so weit nach unten, dass er die Wasseroberfläche des Sees mit der Schnauze erreichen konnte, und begann zu trinken.
Gut. So lange konnte sie noch warten, auch wenn sich ausgerechnet jetzt ein paar Mücken dazu entschieden hatten, ihr Gesellschaft zu leisten, und sie zu einer Gratis-Blutspende überreden wollten. Jenna wedelte ganz unauffällig mit der Hand. Das schien jedoch weder die Mücken noch den Drachen zu interessieren, der sich zu ihrem Leidwesen dazu entschied, sich mit einem tiefen Seufzen auf dem von der Sonne erwärmten Felsen niederzulassen, um dort ein kleines Nickerchen zu machen. Toll! Wirklich toll! Fortuna war ihr heute mal wieder ganz besonders hold!
Jenna entschloss sich dazu, sich nun doch ganz vorsichtig zu bewegen. Sie konnte schließlich nicht ewig so stehenbleiben und vielleicht war der Drache so schläfrig, dass er sie dennoch nicht bemerkte oder keine Lust hatte, sie zu jagen und zu erlegen. Sie bückte sich im Zeitlupentempo und tastete dann mit einer Hand nach ihrem Kleid, das gefährliche Raubtier dabei nicht aus den Augen lassend. Irgendwann fand sie es und nahm es vorsichtig an sich. Anziehen würde sie es erst einmal nicht. Stattdessen bewegte sie sich ganz langsam und so leise wie möglich rückwärts, hinein in die Pflanzen. Fatalerweise raschelten diese viel zu laut und der Drache hob den Kopf, sah nun doch zu ihr hinüber.
Jenna verharrte, starrte mit vor Angst geweiteten Augen zurück. Ja – sie hatte schon einem weitaus größeren Drachen nicht nur gegenübergestanden, sondern ihn auch noch berührt, war sogar auf ihn geklettert. Aber das hier war eine völlig andere Situation, denn sie hatte weder ein magisches Amulett bei
Weitere Kostenlose Bücher