Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
schon mal eine gute Voraussetzung für die Existenz einer versteckten Höhle war. Und dort drüben, nicht weit von ihr entfernt – war die Wand hinter dem Wasserfall dort nicht viel dunkler?
Jenna zögerte nicht lange. Sie stieß sich von dem Stein ab, an dem sie sich festgehalten hatte, und schwamm mutig auf die von ihr geortete Stelle zu. Kurz bevor sie das sprudelnde Wasser des Falls erreicht hatte, holte sie tief Luft und tauchte ab. Sie wusste nicht genau, ob sie richtig lag, doch zur Not konnte sie ja immer noch zurücktauchen. So viel Luft besaß sie noch. Der Wassersturz drückte sie noch ein wenig tiefer unter Wasser und erst als dieser Druck nachließ, wagte es Jenna wieder, nach oben zu schwimmen, dicht an der Felswand des Berges entlang.
Sie tauchte keuchend auf, froh darüber, dass sie wieder Luft in ihre Lungen bekam und zumindest eine Stelle erreicht hatte, in der weniger Wasser auf sie hinabstürzte. Da ihr dieses aber immer noch viel zu stark ins Gesicht lief, suchte sie erneut Halt an der Felswand und hangelte sich dann halb blind an ihr entlang. Irgendwann tröpfelte das Wasser nur noch und sie konnte endlich ihre Augen vollständig öffnen. Sie wischte sich mit einer Hand das restliche Wasser aus dem Gesicht und sah sich dann staunend um. Sie befand sich nicht in einer Höhle, jedoch ragte über ihr ein größerer Felsen in den Wasserfall hinein, sodass er ein kleines Dach bildete und den anderen Felsvorsprung, der sich auf Brusthöhen direkt vor ihr befand, einigermaßen trocken hielt. Jenna griff nach dem Vorsprung und stemmte sich mit beiden Armen hoch, kletterte etwas umständlich hinauf. Gut, dass niemand sie sehen konnte, nackt wie sie war. Sie musste ein erbärmliches Bild abgeben. Sie zitterte ein wenig, als sie dichter an die Felswand herantrat, weil die Temperatur hinter dem Wasserfall doch ein wenig kühler war als das Wasser selbst, und schlang beide Arme um ihren Körper, während ihr Blick bereits suchend über die nasse Wand wanderte. Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Da waren sie, die ersten in das Gestein geritzten Schriftzeichen; Schriftzeichen aus ihrer Sprache. Ma’harik hatte jemand dort im Felsen hinterlassen und daneben zwei andere Namen: K’uaray und Ytzan . Darunter fand sie ein paar der Zeichen, die sich auf Nefians Grabstein befunden hatten. Wieder der geschlängelte Pfeil. Die Zeichnung darunter stellte so etwas wie ein Monster dar ... oder sollte das ein Totenkopf sein? Auf jeden Fall war es eine Warnung in Bildersprache, angefertigt für Menschen, die der Schriftsprache nicht mächtig waren.
Es gab noch weitere Bilder; Bilder von Tieren, unter denen dann die jeweiligen Namen standen. Hatte hier jemand versucht, einer anderen Person das Lesen und Schreiben beizubringen? Welches von den Kindern war dessen nicht mächtig gewesen? Jenna zog die Brauen zusammen und bewegte ihr Gesicht näher an die Felswand heran. Da war ein weiteres Zeichen, ein Zeichen, das ihr sehr vertraut war. Ein in einer Ellipse eingeschlossener Pfeil mit Pfeilspitzen an beiden Enden. Ihre Mutter hatte eine Kette mit einem Anhänger gehabt, auf dem genau dieses Symbol abgebildet gewesen war. Sie hatte gesagt, dass es ihr Talisman war, dass er sie beschützen und sie ihn niemals ablegen würde.
Ein mulmiges Gefühl kroch in Jenna hoch, schnürte ihre Brust zusammen. Das war kein Zufall. Sie war sich sicher, dass das Zeichen und wahrscheinlich auch die anderen daneben in beiden Welten dieselbe Bedeutung hatten. Sie musste jetzt nur herausfinden welche. Und ... was hatte ihre Familie mit Mareks Schicksal zu tun? Sie war nicht ohne Grund hier in Falaysia gelandet, daran hatte sie nie gezweifelt. Sie hatte nur nicht an die Begründungen geglaubt, die ihr bisher für ihre Reise in diese Welt geliefert worden waren. Je mehr sie über die Geschichte der Magie und der magisch begabten Menschen hier erfuhr, desto weniger glaubte sie daran, dass es überhaupt jemals ein ‘Spiel’ gegeben hatte, in das Leon, Sara und später auch sie hineingeraten waren. Sie glaubte auch nicht, dass ihre Tante sie alle angelogen hatte. Sie war genauso an der Nase herumgeführt worden wie jeder andere auch – und zwar von einem Mann, der wahrscheinlich als einziger wusste, worum es hier eigentlich ging: Demeon.
Jenna richtete sich auf. Sie musste dringend wieder mit Melina in Kontakt treten und sich mit ihr austauschen. Nur wenn sie gemeinsam versuchten, die Geheimnisse um sie herum aufzudecken,
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