Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
zu kämpfen. In einer Sache stimmte sie Leon allerdings zu: der Krieger musste aufgehalten werden, durfte seine Pläne auf keinen Fall verwirklichen. Es war weder gut, wenn er zusammen mit Nadir die Macht in Falaysia übernahm, noch wenn er das Tor und das Herz der Sonne zerstörte und damit Jenna und Leon den einzigen Weg zurück nach Hause nahm. Beides hing mit seinem Plan, die Magie in Falaysia auszurotten, zusammen, also musste sie ihn davon abbringen, ihm zeigen, dass er sich irrte, dass man mit Magie vorwiegend gute Taten vollbringen konnte und er diese nicht zu fürchten brauchte. Denn das war es, was aus all seinen Worten und Taten sprach, sich unter diesen so geschickt verbarg, ungesehen, ungehört: Schreckliche Angst.
Jenna erhob sich wieder, atmete tief die feucht-warme Luft des Waldes ein. Ihr Plan, weiter Mareks Sympathien zu gewinnen, ihm ihre Freundschaft anzubieten, wurde immer wichtiger und es schien ihr auch immer richtiger. Sie musste nur darauf achten, nicht die Grenzen zu überschreiten und ihre Beziehung auf keinen Fall in eine sexuelle Richtung laufen zu lassen, denn dann würde er jeglichen Respekt vor ihr verlieren und sie wahrscheinlich gar nicht mehr ernstnehmen. Dabei war es außerordentlich wichtig, ernste Gespräche mit ihm zu führen und ihn dazu zu bringen, über das zu reden, was ihm zugestoßen war. Nur dann war er vielleicht dazu in der Lage, sein altes Leben loszulassen und die Welt wieder mit anderen Augen zu sehen. Ja. Das würde sie tun. Sein Vertrauen gewinnen. Für ihn da sein. Ihm zuhören. Mehr nicht. Sie musste sich nur immer wieder vor Augen führen, was auf dem Spiel stand. Dann würde sie schon vernünftig sein, es nicht zulassen, dass ihre Triebe ihren Verstand ausschalteten.
Jenna setzte sich wieder in Bewegung, lief weiter den Pfad entlang, der sie zum Wasserfall führte. Die Umgebung konnte sie jedoch nicht mehr genießen. Ihr Verstand arbeitete hart, ließ es nicht zu, dass sie sich von anderen Dingen ablenken ließ.
Alles in allem wusste sie über die Dinge, die in Falaysia geschehen waren und immer noch geschahen, nun viel mehr als je zuvor – Dinge, die mit ihrem und Leons Schicksal eng zusammenhingen und Marek zu einer Schlüsselfigur in allem Geschehen werden ließen, deren Handlungen auch ihre Zukunft maßgeblich beeinflussen konnten. Je mehr sie über Mareks Vergangenheit aus anderen Quellen erfuhr, desto besser war es für sie – vor allem, da er ihr selbst so wenig davon erzählte. Sie war sich sicher, dass sie hier auch allein auf einige Dinge stoßen konnte. Sie musste nur, solange er nicht bei ihr war, ihre Augen nach weiteren Spuren aus seiner Vergangenheit offen halten; Spuren, die ihr dabei helfen konnten, herauszufinden, was ihm zugestoßen war, wie sein Leben hier mit Nefian und Nadir verlaufen war. Die Kinder und der alte Zauberer hatten hier zumindest ein paar Jahre gelebt, sie mussten etwas hinterlassen haben.
Sie hielt an einer breiten Palme inne, in die jemand ein Symbol geritzt hatte. Es sah nicht wie die Schrift eines Kindes aus, also hatte sich hier ein Erwachsener verewigt. Vielleicht Nefian, um den Weg für seine Schüler zu markieren. Das Rauschen des Wasserfalls war lauter geworden und das Zeichen sah für sie nach fließendem Wasser aus, versehen mit einem Pfeil, der in die Richtung zeigte, aus der das Getöse kam. ‘Wegmarkierung’ war kein schlechter Gedanke.
Sie folgte dem Pfeil, lief jetzt allerdings noch langsamer als zuvor, sah sich jeden dickeren Baum genauer an. Sie fand noch zwei weitere dieser Wegweiser, bis sie den kleinen See erreichte, in den sich der Wasserfall tosend ergoss. Ein paar Herzschläge lang hielt sie überwältigt inne. Sie hatte noch nie einen Ort wie diesen gesehen, so schön, so mysteriös und gleichzeitig so faszinierend. Die Kraft der von den Felsen stürzenden Wassermassen ließ die Wasseroberfläche der Lagune schäumen und Wellen schlagen, die mit leisem Glucksen an das mit Schilf, Bodenpflanzen und Moos bewachsene Ufer schlugen. Das Licht der Sonne ließ das türkisfarbene Wasser wie einen einzigen grünen Smaragd glitzern und die Blüten der Palmen und Bäume gaben der feuchten Luft um sie herum den Duft eines wundervollen Aromabades, das gerade für sie eingelassen worden war.
Jenna schloss die Augen und inhalierte diese Luft mit einem seligen Lächeln, bevor sie sich wieder in Bewegung setzte, sich langsam in diese Idylle hineinbewegte. Wie leicht konnte man hier vergessen, was man
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