Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
formten sich Bilder vor Leons innerem Auge, Bilder von schwitzenden, ineinander verschlungenen Leibern, die sich in wilder Leidenschaft aneinanderklammerten. Eifersucht! Wut! Hass!
„Was ist denn nun schon wieder mit dir los?“ riss ihn eine vertraute Stimme aus seiner negativen Gefühlsspirale und seiner furchtbaren Fantasievorstellung.
„Was?“ brummte er und sah Jenna verärgert an.
„Na, du machst plötzlich so ein schrecklich finsteres Gesicht“, erklärte sie amüsiert. Schön, dass sein Ärger ihr eine solche Freude machte!
„Ich hab nur nachgedacht“, knurrte er und wandte sich von ihr ab, um damit klarzustellen, dass er nicht darüber reden wollte. Nicht in diesem Zustand. Das würde nur direkt zu einem Streit führen. Er musste sich erst wieder beruhigen. Er starrte in den Wald, betrachtete die verbogenen Stämme der Bäume und versuchte seinen Puls wieder auf ein normales Level zu bekommen. Einfach ruhig und tief atmen, nicht mehr an Marek und das, was passiert sein könnte, denken.
„Du hast nicht zufälligerweise an Marek gedacht oder?“
Leon erstarrte und musste nicht nur erneut die Zähne zusammenbeißen, sondern auch die Augen schließen und innerlich von zehn abwärts zählen, um die Kontrolle zu behalten. Warum hatte sie das nur fragen müssen?
„Leon?“
Er hob die Lider und sah sie an. „Nein“, brachte er mühsam beherrscht heraus. „Du vielleicht?“
Sie runzelte die Stirn. „Wieso ich ?“
„Na ja … ihr habt ja viel Zeit miteinander verbracht.“
Oh, oh. Das klang schon ein bisschen giftig. Und dennoch konnte er sich nicht davon abhalten, nun auch noch genauestens ihr Gesicht zu studieren. Zeigte sich da nicht schon wieder ein Hauch von Röte auf ihren Wangen? Verdächtig.
„Was willst du damit andeuten?“ fragte sie mit hörbarer Verärgerung in der Stimme.
„Gar nichts“, log er und zuckte mit Unschuldsmiene die Schultern.
Ihre Augen begannen zu funkeln, während ihre Brauen aufeinander zu wanderten – ein sicheres Zeichen dafür, dass auch sie nun richtig sauer wurde.
„Raus mit der Sprache!“ forderte sie ihn auf.
„Ich hab mich nur gefragt, warum du darauf kommst, dass ich über ihn nachdenke“, erwiderte Leon, obwohl er genau wusste, dass er sich mit diesen Worten geradewegs in ein Minenfeld bewegte. „Wir haben schon ziemlich lang nicht mehr über ihn gesprochen – dennoch denkst du sofort an ihn.“
Jenna öffnete den Mund und schloss ihn wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Sie blinzelte und schüttelte ungläubig den Kopf. Mehr geschah erst einmal nicht und gerade das machte Leon noch angriffslustiger.
„Ich frag mich nur, ob du oft an ihn denkst – und wenn ja warum.“
„Was?“ kam es Jenna nun doch flüsterleise über die Lippen.
„Ach, komm schon Jenna – du erzählst nie etwas darüber, was zwischen dir und ihm während eurer Reise abgelaufen ist. Wundert es dich da tatsächlich, dass ich mir Gedanken mache?“
Jenna starrte ihn fassungslos an. Ihr Brustkorb weitete sich, als sie tief Luft holte, und Leon wusste sofort, dass er den Bogen überspannt hatte.
„Liebster Leon“, begann sie mit überaus liebreizender Stimme. „Wenn du dich darum bemühen würdest, ein wenig in deinen anscheinend verschütteten Erinnerungen herumzuwühlen, könnte dir eventuell einfallen, dass ich meine Zeit nicht ganz freiwillig mit diesem Mann verbracht habe. Einem Mann, der von dir selbst als ‚Monster‘ betitelt und als hochgradig gefährlich eingestuft wurde.“ Jennas Stimme wurde mit jedem Wort lauter. „Einem Mann, der mich bei meiner ersten Begegnung mit ihm beinahe vergewaltigt und mich alles andere als sanft behandelt hat – auch nicht während unserer Reise. Und du wagst es, mir zu unterstellen, dass ich mit diesem Mann rumgevögelt habe??!!“
Ihre letzten Worte hatte sie fast geschrien und Leon sah sich peinlich berührt um. „Jenna!“
„Was denn?!“ Sie sah ihn zornig an. „Hier ist doch niemand, der uns hören könnte!“
Leon sagte lieber nichts dazu. Irgendwie hatte ihn Jennas Wutausbruch wieder zu Verstand gebracht. Sie hatte Recht. Dieser Verdacht war absurd.
„Hat dir meine Wortwahl jetzt die Sprache verschlagen, oder was?“ knurrte sie.
„Nein … ich … du erzählst nur nie was“, wiederholte er sich und kam sich dabei auf einmal so dumm vor. Seine Worte schienen sie jedoch keineswegs zu beruhigen.
„Ja, weil ich es nicht will, okay?“ fauchte sie ihn an. „Und selbst wenn ich es getan hätte,
Weitere Kostenlose Bücher