Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
bestehenden Sorgen vergaß und sich geborgen und völlig entspannt fühlte. Ja, er konnte es jetzt zugeben: Jenna tat ihm gut, war wie Medizin für seine geschundene Seele. Das hatte er schon in den ersten Tagen ihres Zusammenseins gespürt und die Zeit, in der sie getrennt gewesen waren, war eine einzige Qual für ihn gewesen – wie ein Schritt zurück in das Leben, das er nicht mehr führen wollte, allein und verzweifelt.
Die Frage war nur: Was wollte er? Jennas Freundschaft oder etwa sogar mehr? Er spürte, dass er sie in gewisser Weise bereits liebte, aber was für eine Liebe war das? Sie resultierte zumindest nicht aus einer körperlichen Begierde. Nein, ihr Ursprung fand sich auf seelischer Ebene. Seine Seele brauchte die ihre und er vermutete, dass es Jenna ähnlich ging. Genau genommen war das eine gute Voraussetzung für mehr …
Leon lehnte sich auf seiner Bank zurück und bewegte die Schultern, die auf einmal so verspannt waren. Er hatte nicht damit gerechnet, dass dieses Thema ihn so aufwühlen würde, sonst hätte er sicherlich nicht darüber nachgedacht. Aber nun konnte er es nicht mehr ändern. Es war da und brachte allerlei unangenehme Gedankenstränge und Gefühle mit sich. Zweifel, Furcht, Unbehagen und vor allen Dingen Verwirrung. Im Grunde war er sich noch nicht einmal über seine eigenen Gefühle im Klaren und seine Handlungen irritierten ihn manchmal regelrecht. Erst genierte er sich zu Jenna ins Bett zu steigen und dann dachte er in der nächsten Sekunde tatsächlich darüber nach, sich ihr zu nähern, sie zu küssen und eventuell sogar mit ihr zu schlafen. Er hätte sich am gestrigen Abend am liebsten selbst geohrfeigt.
Und was war am Ende passiert? Gar nichts! Sie hatten geredet und waren dann eingeschlafen – wie das bisher immer der Fall gewesen war, wenn sie sich ein Bett geteilt hatten. Und dieses Gespräch über Sara … Der Schmerz saß noch tief, doch er überfiel ihn nicht mehr zu ruckartig, klang recht schnell wieder ab. Die Gespräche mit Jenna halfen ihm, diesen Verlust zu verarbeiten, und er hatte begriffen, dass es keinen Sinn machte, alles zu verdrängen. Es war ihm nicht länger unangenehm über die Vergangenheit zu reden. Nein. Er fühlte sich dadurch sogar noch mehr zu Jenna hingezogen, schloss sie immer mehr in sein Herz. Umso wichtiger wurde es für ihn, herauszufinden, was er wollte.
Hm … Vielleicht sollte er sich dann besser auch die Frage stellen, was sie wollte. Eine Zeit lang war er sich sicher gewesen, dass sie an ihm interessiert gewesen war – und zwar in mehr als nur freundschaftlicher Hinsicht. Ob das immer noch so war, wusste er nicht. Zumindest hatte sie bisher keinerlei Anstalten gemacht, ihm näher zu kommen, behandelte ihn eher wie einen guten Kumpel als wie einen Mann, an dem sie auch sexuelles Interesse hatte. Sie errötete auch nicht mehr so schnell, wenn sie in intimere Situationen gerieten oder etwas ausgesprochen wurde, was man durchaus missinterpretieren konnte. Das konnte damit zusammenhängen, dass sie sich nun sehr viel besser kannten, aber es war auch möglich, dass es einen anderen Grund dafür gab … einen, über den Leon überhaupt nicht nachdenken wollte. Dennoch sprang er sofort in den Fokus seines Denkens. Marek.
Leon biss die Zähne zusammen und versuchte, weiter tief und ruhig zu atmen. Dieses Ungeheuer. Wahrscheinlich hatte er Jenna doch mehr angetan, als sie zugab. Er hatte sie bisher nicht dazu bringen können, ihm zu gestehen, was in Wahrheit passiert war. Sie wich jeder noch so vorsichtigen Nachfrage mit hochrotem Kopf aus – als ob sie irgendeine Schuld an der Sache trug. Das arme Ding. Opfer von sexueller Gewalt sprachen nicht gern über das, was ihnen widerfahren war. Natürlich nicht. Aber auch sie musste sich irgendwann öffnen, damit es ihr besser ging und sie eines Tages wieder eine Beziehung mit einem Mann eingehen konnte. Und Marek … dieser Teufel würde sterben. So qualvoll wie möglich.
Vielleicht war das Leben ja auch gerecht und seine schwere Verletzung hatte ihn längst dahingerafft. Zumindest hatte es bisher keine Berichte gegeben, die etwas anderes behaupteten, und Leon war gerade diesbezüglich sehr wachsam. Immerhin bestand ja auch die Möglichkeit, dass dieses Schwein überlebt hatte und wenn das der Fall war, war er schneller wieder hinter Jenna her, als man sich das vorstellen konnte. Leon musste darauf vorbereitet sein und er musste bereit sein, sofort zuzuschlagen. Wenn er erneut die Chance dazu
Weitere Kostenlose Bücher