Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
bekam, würde er Marek töten, so schnell, dass Jenna keine Zeit mehr hatte, einzuschreiten. Sie würde furchtbar wütend sein, das war ihm klar, das würde sich allerdings wieder geben, wenn sie erst begriff, dass es notwendig und für jeden in Falaysia eine Befreiung war. Er tat damit etwas Gutes. Das musste auch sie am Ende einsehen.
Ja, sollte er doch auftauchen! Je früher er das tat, desto besser, denn dann waren seine Wunden noch nicht richtig verheilt und Leons Chancen ihn niederzustrecken vervielfältigten sich. Seine Anspannung löste sich langsam auf und er konnte wieder befreiter atmen. Für ihn war das ein guter Plan. Jenna durfte davon auf jeden Fall nichts erfahren. Er musste sie beschäftigen, ablenken. Die Hexe zu suchen war auch in dieser Hinsicht eine gute Idee, selbst wenn sie sie nicht fanden. Das Mädchen würde sich auf diese Aufgabe konzentrieren und Leon würde weiterhin die Augen für sie beide nach Marek aufhalten, dann würde schon alles nach Plan verlaufen.
Er stimmte sich selbst mit einem kurzen Nicken zu und erhob sich dann. Es war an der Zeit, Jenna zu wecken.
Die Sonne stand schon ziemlich hoch am Himmel, als Leon und Jenna, gestärkt durch ein leckeres Frühstück, aus dem Dorf ritten und die überglücklichen Dorfbewohner hinter sich ließen. Jenna hatte sich sehr zusammengerissen, als Leon sie geweckt hatte, und nur beim Verlassen des Zimmers ihrem Bett einen letzten sehnsüchtigen Blick geschenkt. Ihre Laune hatte sich dann durch das Frühstück noch ein wenig gehoben und sie waren beide in einer einigermaßen guten Stimmung aufgebrochen.
Bedauerlicherweise hielt Leons Stimmungshoch nicht lange an, denn er konnte nicht aufhören, über seine Beziehung zu Jenna nachzudenken. Er ließ sich zwar auf Gespräche mit ihr ein, lachte über witzige Bemerkungen und lächelte, wann immer sie ihn ansah, doch war er nicht so wirklich im Hier und Jetzt, konnte sich nicht lange auf das konzentrieren, was sie sagte.
„Ist alles in Ordnung?“ fragte sie, als sie einen kleinen Hang hinuntergeritten waren, der noch tiefer in den Wald hinein führte.
„Ja, ja“, winkte Leon schnell ab. „Ich bin nur ein bisschen müde.“
„Das kommt davon, wenn man so früh aufsteht“, merkte sie an und er schnitt ihr eine Grimasse, sodass sie sich grinsend von ihm abwandte und ihn erst einmal in Ruhe ließ.
Sofort wanderten Leons Gedanken zurück zu seinem unbequemen Thema. Sie verstanden sich mittlerweile so gut – wieso sperrten sie sich beide so dagegen, mehr aus ihrer Freundschaft zu machen? Aus Angst davor, diese für sie beide so wichtige Beziehung zu zerstören? Ja, das war gut möglich, doch das war nicht alles. Seine alte Liebe für Sara, die er immer noch fühlte, stand ihnen offenbar auch im Weg. Jenna hatte ja niemanden hier … möglicherweise aber zuhause?
Er hatte sie das nie direkt gefragt, gleichwohl war er aus einem unbestimmten Grund immer davon ausgegangen, dass sie Single war. Sie hatte das ausgestrahlt. Immerhin hatte sie ja auch Interesse an ihm gezeigt und dann war da noch diese Situation mit Marek im See gewesen, die sich in Leons Gedächtnis gebrannt hatte. Eine Frau in einer Beziehung tat doch so etwas nicht … Keine Frau, die bei Sinnen war, tat so etwas! Leon hatte selbst auf die große Entfernung, die er zu ihnen gehabt hatte, das Knistern zwischen den beiden gespürt und er verstand es bis heute nicht.
Na ja. Wahrscheinlich hatte Marek Jenna jegliche Zuneigung zu ihm längst ausgetrieben und er brauchte sich darüber keine Sorgen mehr zu machen – so unmenschlich das auch klang. Wenn sie allerdings die Wahrheit gesagt und der Mann ihr wahrlich nichts angetan hatte …
Leon biss sich auf die Lippen. Das war kein guter Gedankengang. Es war nicht klug, ihn weiter zu verfolgen und dennoch tat er es. Wenn Marek Jenna nichts getan hatte, dann konnte diese merkwürdige Anziehung zwischen den beiden immer noch da sein. Marek war trotz seiner Grausamkeit kein hässlicher, unattraktiver Mann. Er hatte eine charismatische Ausstrahlung, wie selbst Leon zugeben musste. Was war, wenn Jenna sich so zu dem Widerling hingezogen gefühlt hatte, dass sie freiwillig…? Nein, das durfte er nicht denken. So dumm war sie nicht. Sie würde ihn nicht so verraten! Nicht auf diese Weise!
Er spürte, wie gegen seinen Willen Wut in ihm zu schwelen begann und dieses Mal richtete sich diese auch gegen seine Begleiterin. Was war passiert, als sie und Marek allein gewesen waren? Schnell
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