Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
besser überschauen zu können und sah sich ganz genau um. Nichts regte sich und sie konnte auch nichts Verdächtiges hören. Alles war friedlich. Die Vögel zwitscherten, ein laues Lüftchen bewegte ein wenig die Blätter der Bäume und die Sonne schien warm auf sie hinab. Dennoch traute Jenna diesem Frieden nicht. Sie hatte sich schon zu oft davon täuschen lassen. Hoffentlich gab es hier keine Unaks oder andere scheußliche Kreaturen. Sie hatte zwar das Amulett, das sie beschützen würde, trotzdem hatte sie keine Lust, irgendeinem Monster zu begegnen.
Ein Schauer lief Jenna bei diesem Gedanken den Rücken hinunter und sie umfasste das Amulett ganz automatisch mit einer Hand, bevor sie sich weiter fortbewegte. Endlich erreichte sie eine Stelle am Hang, die vielversprechend aussah, und machte sich an den mühseligen Aufstieg. Doch schon nach wenigen Metern begann der Boden plötzlich unter ihren Füßen nachzugeben und sie dadurch abzurutschen. Sie hielt sich geistesgegenwärtig an der Wurzel eines Baumes fest und warf sich nach vorn, sodass nur ihre Füße wegrutschten und sie der Länge nach auf dem Hang zu liegen kam.
„Scheiße“, presste sie zwischen den Zähnen hervor, weil ihr Kopf ihr nun drohte, gleich zu explodieren. Sie blieb ein paar schwere Atemzüge lang liegen und wartete, bis der Schmerz abebbte. Dann drehte sie sich und versuchte sich hinzusetzen, ohne weiter abzurutschen. Sie erstarrte. Aus dem Augenwinkel hatte sie eine Bewegung wahrgenommen … irgendwo zwischen den Farnen. Ihr Herz begann sofort schneller zu klopfen und ihr Magen machte ein paar abenteuerliche Umdrehungen. Da war etwas im Farn, etwas, das sie beobachtete. Sie hatte sich nicht geirrt!
Ihre Hand legte sich erneut um das Amulett. Sie war geschützt, konnte nicht verletzt werden, selbst wenn man versuchte, sie anzugreifen. Sie starrte gebannt auf den Punkt in den Farnen, an dem sie die Bewegung ausgemacht hatte. Es war schon merkwürdig: Je mehr sie sich konzentrierte, desto mehr Schärfe schienen auch ihre Augen zu gewinnen, so als würden sie eine Art Zoomfähigkeit entwickeln. Sie zuckte fast zusammen, als sie auf einmal ein paar Augen zwischen den Blättern erkannte. Augen in einem Grünton, den sie noch nie zuvor bei einem Menschen gesehen hatte. Wahrscheinlich war das ja auch kein Mensch, sondern nur wieder ein ihr unbekanntes Tier, das sie fressen wollte. Ein weiterer Schauer lief ihren Rücken hinunter und sie zog automatisch ihre Beine dichter an ihren Körper heran. Mehr tat sie erst einmal nicht. Das Vieh musste sich doch irgendwann regen, etwas tun – verschwinden zum Beispiel. Das wäre für sie beide das Beste.
Es dauerte eine Weile, dann tat sich wahrhaftig etwas. Der Farn begann sich zu bewegen, es raschelte verdächtig und das Wesen schob sich durch die Pflanzen hindurch, zeigte ihr nun seine volle Gestalt und verblüffte sie damit ungemein. Es war kein Tier, das sich ihr da vorsichtig näherte, sondern ein … Mann? Seine Haut war rostbraun und ledrig. Sein Haar hatte fast dieselbe Farbe, war allerdings sehr drahtig und stand ihm in wirren Locken vom Kopf ab. Er war sehr klein und schmal gebaut, aber sehnig und gut in Form, wie sie durch seine spärliche Bekleidung (er trug nur einen Lendenschurz aus Tierhäuten) erkennen konnte. Und sein Gesicht … es war eigenartig, anders artig – nicht so wie die Gesichter der Bergmenschen, aber auch nicht wie die der Menschen, denen sie normalerweise begegnete. Es war breit, besaß eine hohe Stirn und buschige Augenbrauen. Unter diesen befanden sich seine so seltsamen Augen … leicht schräg gestellt und relativ groß für das kleine Gesicht … mit dieser intensiven Farbe.
Der Mann blieb in einem gewissen Abstand zu ihr stehen und musterte sie kurz. Dann sagte er etwas in einer Sprache zu ihr, die sie nicht verstand. Sie schüttelte den Kopf und deutete auf ihr Ohr.
„Welche Sprach du kannst am besten?“ versuchte er es zu ihrem Glück in dem seltsamen Englisch, das hier gesprochen wurde.
„Diese!“ gab sie sofort begeistert zurück und richtete sich etwas mehr auf.
Gefährlich schien der kleine Kerl nicht zu sein, auch wenn er einen Speer in der Hand hielt.
„Nicht mein Lieblingssprach“, erwiderte er und kam noch ein Stück näher. „Du mit Pferd von Hügel gesprungen.“
„Na ja, weniger gesprungen als gefallen“, gab sie zurück und seufzte. „Kannst du mir sagen, wie ich unbeschadet da hoch komme? Ich könnte ein wenig Hilfe gebrauchen.“
Der
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