Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
würde es dich nichts angehen!“
Er sah sie entsetzt an. Wieso musste sie denn jetzt so etwas sagen?
„Ich weiß ja auch nicht, was zwischen dir und dieser Kriegerin gelaufen ist“, fuhr sie aufgebracht fort. „Oder zwischen dir und Alentara. Du hast schließlich auch Zeit mit denen allein verbracht!“
„Das … das wäre nicht dasselbe!“ stotterte er und wusste nicht, ob er vor Scham rot anlaufen oder vor Wut laut brüllen sollte. „Keiner von den beiden ist so schlimm wie … wie er … oder hat dir etwas Unverzeihliches angetan!“
„Das erhebt dich aber nicht dazu, mich zu kontrollieren und meine privatesten Gedanken und Erinnerungen ausspionieren zu wollen – nur aufgrund eines dummen Verdachts!“ schrie sie ihn an.
„Doch, das tut es!“ gab er ebenso laut und zornig zurück. „Marek hat meine Geliebte und viele meiner Freunde getötet. Er hat mein Leben zerstört – ich lasse nicht zu, dass er auch noch unsere Beziehung zerschlägt, nur weil du deine Gefühle in seiner Nähe nicht mehr im Griff hast. Du bist neu in diese Welt gekommen. Du hast dich mir angeschlossen, obwohl ich es nicht wollte. Da kannst du mir nicht derart in den Rücken fallen! Aber wahrscheinlich sollte mich das nicht wundern. Es liegt ja in der Familie!“
Er hatte das nicht so scharf hervorbringen wollen, hätte nicht diese Worte wählen sollen, doch es war zu spät und nicht mehr rückgängig zu machen. Jenna starrte ihn für einen viel zu langen Moment nur sprachlos an. Aus ihren weit geöffneten Augen sprach immer noch großer Zorn, nun aber auch tiefe Enttäuschung und Verletzung. Sie schüttelte minimal den Kopf und rammte ihrem Pferd in der nächsten Sekunde die Fersen in die Flanken. Es machte einen erschrockenen Satz nach vorn und raste dann los.
„Jenna!“ rief Leon entsetzt. Das hatte er nicht gewollt und ganz davon abgesehen, war es viel zu gefährlich auf diesem unebenen Boden in einem solchen Tempo zu reiten, zumal der Weg auch ständig auf und ab ging und man nie wusste, was sich hinter dem nächsten Hügel auftat. Dennoch setzte er ihr etwas verzögert nach. Die Hufe seines Pferdes donnerten in einem schauerlichen Tempo über den Waldboden, doch es war nicht schnell genug. Der Abstand zwischen ihm und Jenna wurde immer größer. Leon verfluchte die Bäume, die ihm mit ihren in den Weg ragenden Zweigen immer wieder die Sicht nahmen, ihm und seiner Kleidung ordentliche Schrammen zufügten.
„Jenna!“ schrie er gegen den Wind an. Doch sie hörte ihn nicht, schien ihr Pferd immer weiter anzutreiben. Oder war es etwa schon durchgegangen und sie konnte es gar nicht mehr anhalten? Jetzt stolperte es, fing sich aber wieder und galoppierte weiter, jedoch langsamer als zuvor. Leon holte auf. Sein Pferd schien eine bessere Ausdauer zu haben.
In diesem Augenblick brach etwas direkt hinter Jenna aus dem Gebüsch hervor. Ein stattlicher Hirsch, der mit einem gewaltigen Sprung über den Weg setzte. Jennas Pferd scheute sichtbar und dann war es nicht mehr zu halten, raste in einem Tempo weiter, das sie im Nu außer Sichtweite brachte. Leons Pferd hingegen hatte eine Vollbremsung gemacht, rutschte mit den Hinterbeinen über den feuchten Boden und stieg dann sogar. Leon hatte große Mühe sich auf seinem Rücken und das Tier schließlich davon abzuhalten, ebenfalls durchzugehen. Schließlich gelang es ihm, das zitternde Pferd zu beruhigen. Es schnaufte laut und tänzelte nervös auf der Stelle, als Leon voller Sorge in die Richtung sah, in die Jenna verschwunden war.
Hoffentlich war ihr nichts passiert. Hoffentlich fand er sie heil wieder. Er ließ sein Pferd in den Trab fallen und versuchte Ruhe auf es auszustrahlen, wenngleich sein eigener Puls viel zu hoch war und die Angst um Jenna seine Gedärme zusammenziehen ließ. Er musste Ruhe bewahren. Angst zu haben war dumm – schließlich hatte sie das Amulett und das würde sie sicher vor dem schlimmsten Übel beschützen. Und … hatten sie nicht schon weitaus schlimmere Situationen heil überstanden?
W ilde G esellen
V ogelzwitschern. Es war ganz nah, schien die ganze Welt um sie herum zu erfüllen – eine Welt, die noch völlig im Dunklen lag. Warum war es dunkel? Oh, ja – ihre Augen waren geschlossen. Jenna bewegte vorsichtig die Lider, blinzelte in das helle Tageslicht, das durch das Blätterdach über ihr direkt in ihr Gesicht fiel. Sie richtete sich ganz langsam und sehr vorsichtig auf. Ihr taten sämtliche Knochen im Leib weh und ein
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